Der Freitagnachmittag in Le Mans löste eines des größten Puzzles im Fahrermarkt-Karussell der MotoGP für die kommende Saison. Andrea Dovizioso verlängerte seinen bestehenden Vertrag mit dem Ducati-Team und zwei weitere Jahre. Zuletzt waren Spekulationen über einen Wechsel zu Repsol Honda im Fahrerlager kursiert. Das hatte Dovizioso nach dem Vertragsabschluss zu sagen.

"Ob es die richtige Entscheidung war, mit Ducati zu verlängern, werde ich erst in Zukunft wissen", erklärt Dovizioso bei einer Pressekonferenz am Freitag in Le Mans. "Aber jetzt bin ich mit meiner Entscheidung zufrieden. Nach fünf gemeinsamen Jahren haben wir einen guten Job gemacht, finde ich." In der Saison 2017 kämpfte Dovizioso bis zum Saisonfinale in Valencia gegen Marc Marquez um den WM-Titel. Doch nicht alle Zeiten waren für den Italiener bei Ducati so rosig wie das vergangene Jahr. "Es gab viele harte Zeiten", erinnert er sich und verweist auf die Saison 2015.

"Da waren wir in derselben Situation", glaubt Dovizioso. "Das Team und ich haben daran geglaubt, dass wir die WM gewinnen können. Das hat zu der Zeit niemand getan. Nachdem Valentino gegangen war, hat niemand an Ducati geglaubt." Niemand, bis auf Dovizioso und das Team selbst. Dieser Zusammenhalt hat nach nun sechs Jahren eine starke Beziehung zwischen Fahrer und Team geschaffen. "Das ist besonders. Wir haben schwierige Phasen durchgemacht, aber am Ende haben wir zusammengehalten und sind bis hierhergekommen."

Dieser Zusammenhalt ist einer der Gründe, weshalb Dovizioso sich für den Verbleib im Team entschieden hat. "Nach sechs Jahren kann ich sagen, dass es wichtig war, im selben Team zu bleiben und gemeinsam zu wachsen. Wir wollen mehr und haben jetzt weitere drei Jahre vor uns, um unser Ziel zu erreichen." Und das Ziel hat sich seit Anfang der Zusammenarbeit von Ducati/Dovizioso nicht verändert: Der WM-Titel muss her.

Dovizioso: Jeder Fahrer muss egoistisch sein

Um zum ersten Mal in seiner Karriere MotoGP-Weltmeister zu werden, wäre Dovizioso allerdings jedes Mittel Recht, wie er deutlich macht. Auch ein Teamwechsel wäre durchaus möglich gewesen, wären Ducati und der Italiener zu keiner zufriedenstellenden Übereinkunft gekommen. Egal, wie gut die Beziehung zwischen Fahrer und Team ist. "Ich glaube, jeder Fahrer muss egoistisch sein, wenn es um so etwas geht", lässt Dovizioso für ihn ungewohnt deutlich verlauten, schickt aber gleich hinterher: "Das ist nicht negativ gemeint, dabei geht es nur ums Racing."

Laut Dovizioso ist es nur natürlich, dass jede Partei immer versuchen wird, das Optimum für sich herauszuholen. So ist es überall, nicht nur in der MotoGP. Das die Vertragsverhandlungen mit Ducati so lange gedauert haben, ist deshalb völlig normal. Genauso wie die Tatsache, dass er sich auch mit anderen Herstellern unterhalten hat. "Wichtige Verträge abzuschließen dauert immer lange", sagt der Italiener. "Alle wollen das Beste für sich rausholen. Ich war offen gegenüber anderen Angeboten. Es ist normal, sich umzuhören und zu überlegen, ob der Wechsel in ein anderes Team eine gute Idee ist."

Dovizioso: Die Zukunft ist kein Problem für mich

Trotz langer Vertragsverhandlungen ist Dovizioso Zukunft aber immer noch rot. Alle Entscheidungen, die über die kommenden zwei Jahre hinausgehen, stellt der Italiener aber hinten an. So auch die Möglichkeit, nach Ende der Saison 2020 bei Ducati seine MotoGP-Karriere zu beenden. Zu diesem Zeitpunkt wäre Dovizioso dann 34 Jahre alt. Davon will er aber im Moment noch nichts wissen. "In den letzten Jahren bin ich recht entspannt gewesen, was meine Zukunft angeht. Das hat sich jetzt nicht geändert", versichert er.

Doviziosos momentan größte Sorge gilt nämlich einer anderen Sache: Dem MotoGP-Titel. "Ich will die WM gewinnen. Im Moment bin ich in der Lage, das zu schaffen. Über das Ende meiner MotoGP-Karriere mache ich mir keine großen Gedanken." Ebenso wenig wichtig für Dovizioso ist sein Alter. "Ob ich in den nächsten zwei, vier oder sechs Jahren aufhöre, ist für mich kein Problem. Mein Leben besteht nicht nur aus der MotoGP. Also mache ich mir darüber keine Gedanken."