Die offiziellen Testfahrten am Montag nach dem Jerez-GP waren für die MotoGP-Hersteller die erste Gelegenheit in der Saison 2018, neue Teile an ihren Maschinen abseits der stressigen Rennwochenenden zu testen. Von diesen offiziellen, durch die Teamvereinigung IRTA ausgerichteten Testtagen, gibt es ja nur drei während der laufenden Saison. Sie finden jeweils am Montag nach den Rennwochenenden in Jerez, Barcelona und Brünn statt. Zusätzlich stehen jedem Hersteller fünf private Testtage zur Verfügung.

Der traditionelle Jerez-Test nach dem ersten Europa-Rennwochenende gilt aber als einer der wichtigsten, bietet er doch die Möglichkeit, etwaige Fehlentscheidungen oder Schwachstellen für den Großteil der Saison noch zu korrigieren. Von den Werks-Teams waren in Jerez Honda, KTM und Yamaha mit dabei. Ducati, Suzuki und Aprilia bevorzugen einen privaten Test später in dieser Woche in Mugello.

Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die neuen Teile, die die Hersteller am Montag in Jerez testeten:

Honda

Die augenscheinlichsten Updates aller Hersteller brachte am Montag Honda an den Circuito de Jerez. Marc Marquez und Dani Pedrosa testeten insgesamt drei unterschiedliche Verkleidungen, die sich im Detail unterschieden. Die neue Version ähnelt der aus dem Hause Yamaha frappant und fällt somit deutlich radikaler aus als die bisherige Verkleidung an der RC213V.

Die Überlegung ist klar: Honda machte 2018 bei den Spitzengeschwindigkeiten einen großen Sprung nach vorne, liegt oft nur noch knapp hinter den Topspeedkönigen von Ducati. Somit kann man es sich leisten, mehr Anpressdruck zu generieren, so etwas Spitzengeschwindigkeit zu verlieren, aber Wheelys zu reduzieren und mehr Stabilität beim Anbremsen zu gewinnen.

Honda arbeitete in Jerez ausschließlich an der Aerodynamik, Foto: Repsol
Honda arbeitete in Jerez ausschließlich an der Aerodynamik, Foto: Repsol

Marquez zeigte sich mit der Neuentwicklung zufrieden: "Ich habe einige positive Aspekte erkannt." Honda wird die neue Verkleidung nun noch einmal bei einem Privattest gegen Ende dieser Woche in Mugello testen. Bewährt sich das neue Modell auch dort, überlegt man, es noch vor Le Mans homologieren zu lassen und somit von dem einen im Reglement erlaubten -Aerodynamik-Update in dieser Saison Gebrauch zu machen.

Der Circuit Bugatti zählt aufgrund seiner Stop&Go-Charakteristik zu den Strecken, auf denen ein ausgefeiltes Flügelkonzept den größten Zeitgewinn verspricht.

KTM

Als einziges Werks-Team setzte KTM am Montag in Jerez drei Fahrer ein. Pol Espargaro und Bradley Smith wurden von Testpilot Mika Kallio verstärkt. Die Österreicher testen auch am Dienstag noch privat am Circuito de Jerez. Espargaro durfte am Montag den 2019er-Prototyp fahren, den Mika Kallio am Rennwochenende bereits mit einer Wildcard pilotierte.

Die größte Veränderung zwischen der 2018er- und der 2019er-Version dürfte im Bereich des Motors liegen. Wo genau die Modifikationen dort liegen, dürfen die Piloten bislang nicht verraten. Viel deutet aber daraufhin, dass die Drehrichtung der Kurbelwelle geändert wurde, wie das bereits bei vielen anderen Herstellern in der MotoGP passiert ist. Bislang dreht der V4 der RC16 in Fahrtrichtung, nun könnte er entgegengesetzt laufen. Dadurch wirkt man dem gyroskopischen Effekt entgegen, der ein Motorrad umso stabiler geradeaus laufen lässt, je höher die Geschwindigkeit ist. Das ist natürlich gut auf Geraden, hemmt aber die Agilität beim Einlenken. Genau da hat KTM aktuell noch die größten Probleme.

KTM war auch beim Jerez-Test mit seinem Trio im Einsatz, Foto: Tobias Linke
KTM war auch beim Jerez-Test mit seinem Trio im Einsatz, Foto: Tobias Linke

Espargaros Ausführungen am Montagabend bestätigen diese Vermutung: "Das Motorrad lenkt mit dem neuen Motor besser ein. Das fehlt uns bislang noch und mit dem alten Bike sind wir da mittlerweile an unsere Grenzen gestoßen. Jetzt funktioniert es um ein vielfaches besser. Vielleicht verlieren wir dadurch in anderen Bereichen, aber insgesamt sind wir so viel schneller."

Teamkollege Bradley Smith, der 2019 aufgrund der Vertragsverlängerung von Espargaro und der Verpflichtung von Johann Zarco nicht mehr Teil des KTM-Werksteams sein wird, wurde mit dem Testen von Teilen wie dem Rahmen, Schwungarm oder der Vordergabel beauftragt. Smith lobte vor allem die von der hauseigenen Firma WP Suspension gelieferte Gabel. Sie sei sogar besser als die von allen anderen Herstellern verwendeten Element von Öhlins, die Smith zuvor bei Tech3 Yamaha verwendete.

Yamaha

Das Yamaha-Werksteam mit Valentino Rossi und Maverick Vinales erlebte in Jerez ein desaströses Wochenende und war meilenweit von der Pace Hondas, Ducatis oder Suzukis entfernt. Rossi und Vinales erkannten die Gründe dafür ganz eindeutig in der Elektronik. Ein Problem, dass man bei Yamaha aber aktuell noch nicht beheben kann. "Dafür brauchen wir mehr Zeit", erklärte Rossi am Sonntag.

Das Testprogramm der Yamaha-Werkspiloten beschränkte sich in Jerez daher auf mechanische Teile. Rossi und Vinales erkannten daher nur kleine Fortschritte, keinen großen Durchbruch. Der soll laut Rossi bei den nächsten Testfahrten folgen, wo man auf ein neues Elektronikpaket hofft. Wann dieser Test stattfindet, wurde noch nicht verraten.