Ein 13. Platz, ein elfter Platz und ein Top-10-Ergebnis, das war die Ausbeute für das KTM-Werksteam in Jerez 2018. Überraschend ist an dem Ergebnis, welcher der drei Piloten für den Platz unter den zehn besten Piloten zuständig war. Denn statt den beiden Stammpiloten Pol Espargaro und Bradley Smith war es Testpilot Mika Kallio, der die beste Position für das Team herauszufuhr. Und das mit einem brandneuen Motorrad.

Während Espargaro und Smith mit der 'normalen' KTM RC16 unterwegs waren, testete Kallio das 2019er Fabrikat der Österreicher. Und das mit Erfolg. Nicht nur war er der schnellste der drei KTM-Piloten, er war auch der einzige Pilot im Team, der das Rennen weniger als 20 Sekunden hinter Rennsieger Marc Marquez beendete. "Es ist für mich besonders schön, unseren Rückstand auf die Spitze zu sehen", sagt Kallio deshalb nach dem Rennen. "Es sind keine 20 Sekunden und damit bin ich sehr zufrieden."

Das war dem KTM-Team zuletzt in der abgelaufenen Saison gelungen, 2018 hatten die Österreicher noch nicht so viel Glück. "Langsam kommen wir wieder in diesen Bereich", erklärt Kallio stolz. Was KTM-Stammfahrer Espargaro allen Grund gibt, darauf zu hoffen, dass das neue Material so schnell wie möglich auch im MotoGP-Team eintrifft. Das Rennen des Spaniers verlief nicht zu dessen Zufriedenheit, Espargaro rettete sich mit 21 Sekunden Rückstand auf Marquez auf den elften Rang hinter Kallio.

Pol Espargaro: Keine Zeit mit altem Bike verschwenden

"Es ist natürlich nicht so gut, dass Mika mich geschlagen hat, aber wir müssen an der Situation das Positive für die Zukunft sehen", glaubt Espargaro. Denn Kallios Ergebnis mit der neuen KTM zeigt, dass die Weiterentwicklung der RC16 Früchte trägt. Für den MotoGP-Test am Montag nach dem Jerez GP will Espargaro deshalb keine Zeit verlieren. "Ich will gleich auf das neue Bike steigen, statt mit dem alten Material Zeit zu verschwenden. Ich glaube, das neue Material jetzt weiterzuentwickeln, ist besser für uns."

Das KTM-Team will das 2019er Motorrad so schnell wie möglich einsetzen, Foto: Tobias Linke
Das KTM-Team will das 2019er Motorrad so schnell wie möglich einsetzen, Foto: Tobias Linke

Diese Behauptung stützt Espargaro nicht nur auf das Jerez-Ergebnis von Kallio, sondern auch auf eigene Erfahrungen. Wie der Spanier verriet, ist er das neue Fabrikat bereits im Rahmen von Tests gefahren. "Dort war ich selbst mit dem neuen Bike eine halbe Sekunde schneller", sagt Espargaro. "Am Ende des Tages habe ich dann nochmal das alte Bike verwendet, um unsere Ergebnisse zu bestätigen und da war ich wieder eine halbe Sekunde langsamer."

Das ist für Espargaro Grund genug, um sein Vertrauen völlig in das neue Material zu setzen. Bis es für ihn und seinen Teamkollegen Smith einsetzbar ist, dauert es jedoch noch. "Bradley und ich können den neuen Motor jetzt noch nicht verwenden", sagt er. "Der, den Mika jetzt benutzt, ist fast handgemacht. Die Motoren, die wir bekommen, müssen schneller gebaut werden." Trotzdem gibt Espargaro eine vorsichtige Prognose ab. "KTM bemüht sich, dass wir ihn vielleicht in Spielberg bekommen können. Aber auf keinen Fall früher."

Kallio: 2019er-Maschine hat Vor- und Nachteile

Während Espargaro gar nicht schnell genug an neuen Material kommen kann, kann Kallio mit mehr Erfahrung nicht nur Pluspunkte an der 2019er-KTM erkennen. Vor allem im Qualifying hat der Finne Schwachpunkte gegenüber den Stammfahrern erkannt. "Pol und Bradley haben sich im Qualifying stark verbessert, ich nicht." Grip am Hinterrad war für die neue KTM ein besonders großes Problem. "Es gibt also auch negative Punkte an dem Motorrad, aber alles ist so neu, dass wir mehr ausprobieren müssen. Dann bin ich mir sicher, dass wir dafür Lösungen finden können", bleibt Kallio dennoch positiv.

Denn auf eine längere Distanz kommen die Pluspunkte des neuen Bikes zum Vorschein. Während sich zumindest Espargaro im Q1 deutlich vor Kallio qualifizierte, ging der größere Rennerfolg an den den Finnen. Das war für die KTM-Crew aber abzusehen. "Wir haben das Bike ja schon vorher getestet und hatten also eine Vorstellung davon, wie es auf eine längere Distanz funktionieren würde. Und es ist genauso gekommen, wie wir es erwartet haben", stellt Kallio fest.