Dani Pedrosa musste zum zweiten Mal binnen drei MotoGP-Rennen schmerzhaft per Highsider zu Boden. Vor vier Wochen wollte er in Argentinien einem aggressiven Manöver von Johann Zarco ausweichen, diesmal knallte ihm Jorge Lorenzo in Jerez in die Flanke. Die Stewards werteten beide Aktionen als normale Rennunfälle, weshalb der sichtlich angeschlagene Pedrosa am Sonntag die Strafrichter der MotoGP scharf kritisierte.

MotoGP-Lexikon: So wird über Strafen entschieden (04:27 Min.)

Pedrosa ging in Jerez sogar zur Rennleitung, um sich über das Vorgehen der Stewards zu beschweren, bekam dort allerdings die kalte Schulter gezeigt. Das brachte den Katalanen so sehr auf die Palme, dass er am frühen Sonntagabend in Jerez mit den FIM-Stewards hart ins Gericht ging. Pedrosas Wutrede im Wortlaut:

"Ich hatte einen üblen Crash - schon wieder. Nach dem Rennen habe ich gesehen, dass sie den Vorfall als Rennunfall gewertet haben. Ich bin also zur Race Direction gelaufen, weil ich sie (diese Entscheidung) verstehen wollte. Schon in Argentinien war die Aktion gegen mich ein Rennunfall, nicht aber die von Marc gegen Vale. Ich hatte damals einen Highsider, weil ich das Motorrad aufstellen musste. Ich habe Zarco, nachdem der innen hineingestochen ist, Raum gegeben und bin im Krankenhaus gelandet."

"Diesmal - Lorenzo hat mich nicht gesehen, hat nicht geschaut oder mich dort nicht erwartet - hat er das Motorrad nicht aufgestellt und wir sind ineinander gekracht. Mein zweiter Highsider und zum zweiten Mal ein Rennunfall! Ich wollte von ihnen (den FIM-Stewards) einfach nur eine Erklärung hören und verstehen, wie sie Aktionen bewerten. Jetzt sehen sich viele Fahrer der Moto2 und Moto3 diesen Vorfall an und nehmen sich ein Beispiel daran."

"Ich habe sie (die Stewards) gefragt: Wie fällt ihr hier ein Urteil? Ich war auf der korrekten Linie auf der Innenseite der Strecke? Sie sagten: 'Ja.' Sie (die beiden Ducati) waren außen und sind nach einem Fehler auf die Linie zurückgekehrt? Sie sagten: 'Ja.' Wenn du auf der Linie bist, wer ist im Recht? Der Fahrer innen oder der Fahrer außen? 'Der Fahrer innen. Aber wir haben unsere Entscheidung schon getroffen.'"

"Dann haben sie mir ausgerichtet: Wenn du mit unserer Entscheidung nicht zufrieden bist - was ich nicht bin - kannst du Protest einlegen. Das würde allerdings bedeuten, dass ich eine Strafe für Jorge fordere. Das will ich nicht, denn ich will ja nur, dass sie (die Stewards) verstehen, was auf der Strecke passiert. Das tun sie nämlich nicht."

"Sie stellen sich nicht einmal den Tatsachen. Denn ich kann kaum laufen, bin aber hingegangen und Mike Webb (Renndirektor) wollte an diesem Meeting nicht einmal teilnehmen! Ich verdiene etwas mehr Respekt. Ich bin nicht sauer, aber enttäuscht, dass sie ihre Verantwortung auf die Fahrer abstreifen."

"Wenn ich einen Protest einlegen würde, würde das aussehen, als würde ich gegen Jorge vorgehen wollen. Nein, ich will gegen ihre Entscheidung vorgehen. Niemand ist (in Argentinien) in das Krankenhaus zu mir gekommen um sich bei mir nach dem Zwischenfall zu erkundigen. Niemand ist hier (in Jerez) zu mir oder Jorge gekommen, um uns zu befragen, was passiert ist, bevor sie ihre Entscheidung treffen."

MotoGP-Videoblog: Die Aufreger aus Jerez (04:50 Min.)

So werden Strafen in der MotoGP ausgesprochen

Die Rennleitung (Race Direction) bestehend aus Renndirektor Mike Webb (IRTA) und den beiden Ex-Piloten Loris Capirossi (Dorna) und Franco Uncini (FIM) setzt strittige Situationen "under investigation" und leitet diese an das Stewards Panel weiter. Dieses besteht aus dem Vorsitzenden Mike Webb, der somit in beiden Gremien sitzt, und zwei von der FIM ernannten Stewards, die sich von Rennen zu Rennen abwechseln.

Dieses Triumvirat entscheidet nach einfachem Mehrheitsprinzip über Bestrafung oder Freispruch. Im Anschluss wird diese Entscheidung an die Rennleitung weitergeleitet, die sie an die Fahrer und Teams kommuniziert. Gegen Strafen kann im Anschluss Protest eingelegt werden. Über diesen Protest entscheiden zwei unabhängige FIM Appeal Stewards.