Die MotoGP-Asse boten am Sonntagabend in Austin ein eher biederes Schauspiel. Für die actionverwöhnten Fans gab es diesmal magere Kost im Hauptabendprogramm. Dennoch: Einige tolle Geschichten bot das Rennen in Texas. Zum einen die heroische Fahrt von Dani Pedrosa, der mit frisch operiertem Handgelenk Platz 7 errang, aber auch der dominante Auftritt von Marc Marquez.

MotoGP Austin 2018: Das Rennen in der Analyse (19:07 Min.)

Zum anderen etwa Cal Crutchlow, der seine WM-Führung in der Auslaufzone von Austin versenkte und Platz eins in der Gesamtwertung nach nur einem Rennen wieder los ist. Oder die desaströse Vorstellung von Jorge Lorenzo, die in Austin einer sportlichen Bankrotterklärung gleichkam. Wir wollen uns diesen Themen in der Renn-Analyse widmen.

Die Dominanz des Marc Marquez

Dass Marc Marquez der große Dominator des MotoGP-Wochenendes in Austin war, dazu bedarf es keiner Analyse. Wir wollen an dieser Stelle seine Dominanz aber kurz in Zahlen ausdrücken: Er war am Sonntag der einzige Fahrer, der im Rennen Rundenzeiten unter 2:05 Minuten fahren konnte. Marquez blieb sogar viermal unter dieser Marke und hatte am Ende die vier schnellsten Laps auf seinem Konto.

Die 5 schnellsten Rennrunden in Austin:

PFahrerZeitRunde
1.Marc Marquez2:04,605Lap 5
2.Marc Marquez2:04,808Lap 3
3.Marc Marquez2:04,819Lap 6
4.Marc Marquez2:04,988Lap 8
5.Andrea Iannone2:05,096Lap 2 & 3

Erst die fünftschnellste Rennrunde ging auf das Konto eines anderen Fahrers: Andrea Iannone, der gleich zweimal auf die Tausendstelsekunde genau 2:05,096 fuhr. Damit fehlten ihm auf die Bestzeit von Marquez aber ganze 0,491 Sekunden. Zwischen Lap 3 und Lap 13 war Marquez elfmal in Folge der schnellste Mann im gesamten Feld.

Zu diesem Zeitpunkt war er der Konkurrenz um 6,261 Sekunden enteilt und baute diesen Vorsprung auf Sparflamme sogar bis auf ein Maximum von 7,684 Sekunden (in der vorletzten Runde) aus, ehe er aufgrund seines Jubels bei der Zieldurchfahrt noch vier Sekunden auf Vinales einbüßte.

Was wäre für Crutchlow möglich gewesen?

Cal Crutchlow behauptete nach dem Rennen in Austin, dass ein Podestplatz möglich gewesen wäre: "Ich wollte unbedingt Zarco ins Visier nehmen und um das Podium kämpfen. Ich hätte die Pace gehabt." Eine gewagte Aussage, die wir einer Hochrechnung unterziehen wollen. Richtig ist: Crutchlow konnte trotz seines Unfalls samt Standzeit in der Auslaufzone mit Franco Morbidelli und Xavier Simeon zwei Fahrer hinter sich lassen. An die Zeiten eines Vinales oder Iannone kam er allerdings nicht heran, wie unsere Runden-Analyse beweist.

Crutchlow hatte nach seinem Sturz freie Bahn und konnte sein Tempo voll durchziehen. Nur in der vorletzten Runde kosteten ihn die beiden Überholmanöver gegen die deutlich langsameren Simeon und Morbidelli Zeit.

Nach seinem Sturz war Crutchlow nur in einer von elf Runden schneller als Vinales und in immerhin zwei Laps schneller als Iannone. Somit büßte er von seinem Sturz bis zum Zieleinlauf viereinhalb Sekunden auf Vinales' zweiten Platz ein, auf Rang drei rund drei Sekunden - wobei Iannone mit einer Jubel-Durchfahrt auf der letzten Runde im Vergleich zur vorletzten Runde zwei Sekunden liegen ließ.

Für einen Podestplatz hätte es für Crutchlow wohl eher nicht gereicht, denn man darf auch nicht vergessen, dass er zum Zeitpunkt seines Crashes bereits drei Sekunden hinter dem Podest lag. Aber Rang fünf, oder vielleicht sogar vier, lag im Bereich des Möglichen. Das wäre schon genug gewesen, um seine WM-Führung zu verteidigen. So fiel der Brite aber nach nur einem Rennen an der Spitze wieder auf Rang vier zurück.

Tapferer Pedrosa, inferiorer Lorenzo

Zwei weitere MotoGP-Siegfahrer sorgten für Schlagzeilen - Dani Pedrosa für positive, Jorge Lorenzo für negative. Pedrosa deshalb, weil er nur eineinhalb Wochen nach einer Handgelenksoperation unter Schmerzen auf dem körperlich anstrengenden Kurs Rang sieben eroberte und dafür Lob von allen Seiten bekam.

Lorenzo deshalb, weil er in Austin als Elfter sang- und klanglos unterging, nicht nur gegen seinen Teamkollegen Andrea Dovizioso alt aussah, sondern auch noch hinter Tito Rabat und Jack Miller auf der Ducati aus dem Vorjahr landete. Abschließend setzen wir die Rundenzeiten von Pedrosa und Lorenzo in direkten Vergleich zueinander.

Nur in zwei Runden war der fitte Lorenzo schneller als der angeschlagene Pedrosa. Die schnellste Runde des Katalanen war fast sechs Zehntel schneller als die des Mallorquiners. Wir lassen diese Zahlen zum Vergleich der Leistungen der beiden MotoGP-Asse unkommentiert stehen.