Johann Zarco verpasste im zweiten MotoGP-Rennen der Saison 2018 nur knapp seinen ersten Königsklassen-Sieg. Auf den letzten Metern musste er sich gegen LCR-Pilot Cal Crutchlow geschlagen geben und geht mit einem zweiten Platz und 20 WM-Punkten nach Hause. Trotz dieser tollen Leistung steht sein Manöver gegen Dani Pedrosa zu Rennbeginn in der Kritik.

Noch in der ersten Runde des chaotischen Argentinien GP versucht Zarco, einen Fehler früh aus der Runde wieder gut zu machen und will sich in Kurve 13 an Pedrosa vorbeibremsen. Das gelingt dem Franzosen auch, allerdings zwingt er Pedrosa durch dieses Manöver dazu, weit zu gehen und auf den noch nassen Teil der Strecke zu kommen. Der Repsol Honda-Pilot fliegt dadurch per Highsider von seiner RC213V und schlittert in die Auslaufzone. Damit ist sein Rennen nach nicht mal einer Runde beendet, Zarco kann weiterfahren und holt sich am Ende Rang zwei.

Nach dem Rennen wurden Stimmen laut, die Zarcos Manöver an Pedrosa kritisierten. Zu hart sei der Franzose zu Werke gegangen, der Repsol Honda-Pilot hätte sich bei dem Sturz ernsthaft verletzten können. Eine Strafe erhielt Zarco für sein Verhalten von der Rennleitung nämlich nicht.

In der Pressekonferenz nach dem Rennen in Argentinien legt Zarco seine Sicht der Dinge da: "Marc und Jack haben vor mir das Rennen angeführt. Dani war Dritter, aber ich hatte das Gefühl, als wäre meine Pace besser als seine", so Zarco. "Ich wollte keinen Boden auf Marc und Jack verlieren, deshalb habe ich in Kurve 13 angegriffen. Es war schwer, dort langsamer zu werden, aber wen ich gestürzt wäre, hätte es Dani und mich beide erwischt. Deshalb bin ich weit gegangen, um Dani zu überholen."

Das Resultat dieses Manövers: Pedrosa crasht aus dem Rennen, Zarco kann sich aufrecht halten und die Verfolgung der Führungsgruppe weiter aufnehmen. "Ich wusste nicht mal, dass er gestürzt ist. Ich habe gesehen, dass Alex (Rins) mich überholt hat und dachte, Dani wäre noch hinter uns. Es tut mir wirklich leid für ihn", zeigt Zarco ein wenig Einsicht, schiebt aber sogleich hinter: "Ich wusste, dass an dieser Stelle noch nasse Streckenteile sein würden. Wenn ich überholen wollte, musste ich es probieren. Ich habe Dani nicht mal berührt, wir sind nur gemeinsam weit gegangen."

Der Repsol Honda-Pilot sah die Angelegenheit nicht so locker wie Zarco. " Ich habe nicht viel über das Rennen zu sagen", erklärt Pedrosa in der Presseaussendung seines Teams. "Ich finde, wir haben das ganze Wochenende über einen guten Job gemacht und sind sehr gut gefahren." Pedrosa war auf Rang zwei hinter Polesetter Miller ins Rennen gestartet und hatte sich im trockenen FP1 sogar die Bestzeit geschnappt.

"Mein Rennen war schon zu Ende, bevor ich überhaupt eine Runde gefahren bin. Die Rennleitung muss auf die Sicherheit jedes Fahrers achten", macht sich Pedrosa Luft und kritisiert damit zwischen den Zeilen die Entscheidung der Rennleitung, Zarco keine Strafe aufgedrückt zu haben. "Im Moment schmerzt mein rechtes Handgelenk sehr. Am Dienstag muss ich in Barcelona ein weiteres Mal zur Nachuntersuchung." Pedrosa gilt ohnehin als verletzungsanfälliger Pilot, im Falle von Zarcos Manöver hat der Honda-Werksfahrer scheinbar noch Glück im Unglück gehabt.