Für Valentino Rossi war das MotoGP-Rennen in Argentinien in der 20. Runde mehr oder weniger zu Ende. Marc Marquez brachte den Doktor mit einem überharten Manöver zu Fall. Rossi konnte zwar wieder auf seine Yamaha steigen, war aber ohne Chance auf WM-Punkte. Marc Marquez wiederum wurde nachträglich mit einer Zeitstrafe belegt, doch diese geht Rossi nicht weit genug.

MotoGP Argentinien: Das Chaos-Rennen in der Analyse: (25:04 Min.)

Valentino Rossi holte Stunden nach dem Rennen vor den versammelten Medien zu einer Brandrede über Marc Marquez und seinen nach Rossis Meinung respektlosen und viel zu aggressiven Fahrstil aus. Er unterstellte dem MotoGP-Weltmeister Absicht und forderte ein Durchgreifen der Rennleitung. Rossi im exakten Wortlaut:

Die Wutrede von Valentino Rossi im Wortlaut

"Mir geht es gut, aber die Situation ist schlecht: Er hat unseren Sport zerstört, denn er hat keinerlei Respekt für seine Gegner. Nie. Man braucht sich nur anzusehen, was alleine an diesem Wochenende passiert ist!

In Situationen eins gegen eins - da kann viel passieren. Man kann einen Fehler machen, sich einmal verbremsen, jemanden berühren. So etwas passiert, das ist Racing. Er hat so etwas aber schon am Freitagmorgen mit Vinales gemacht, dann mit Dovizioso und mit mir am Sonntagmorgen. Heute ist er im Rennen geradeaus in vier Piloten reingefahren. Das war Absicht und kein Missgeschick.

Er hat sein Bein an mein Bein und mein Motorrad gelegt, denn er wusste, dass er nicht crashen würde, aber ich crashe. Er hofft, dass du stürzt. Wenn du anfängst, so herumzuspielen, hebst du das Level auf ein sehr gefährliches Niveau. Würden alle Piloten so fahren, ohne jeden Respekt für die Rivalen, wird das ein sehr gefährlicher Sport und geht ganz böse aus.

Warum muss er das so machen und die anderen Fahrer dürfen das nicht? Ich habe zu Mike Webb (Renndirektor der MotoGP) gesagt, dass er eine große Verantwortung trägt. Sie (die Rennleitung) müssen etwas unternehmen, damit Marquez sich wieder benimmt.

In Katar hat er in der ersten Kurve das Bein von Zarco berührt und ging weiter zu Dovizioso. Hier gab es die Sache mit Vinales, heute mit mir. Er geht mit 20 km/h Überschuss in die Kurve und könnte sie nie und nimmer erwischen, geht daher vorsätzlich in mich rein. Er versucht es und ich stürze. So ist er eben.

Rossi: Ich habe Angst neben Marquez

Schon letzte Saison hat er so agiert, aber in diesem Jahr treibt er es auf die Spitze. Er will dir Angst einjagen und versucht immer, dich von der Strecke zu drücken. Ich habe Angst, wenn ich auf der Strecke mit Marquez unterwegs bin. Ich hatte Angst, als ich auf dem Pitboard seinen Namen hinter mir gesehen habe. Ich wusste, dass er ankommen wird. Man kann dann nur hoffen, dass man nicht stürzt. Ich bin nicht die Rennleitung, aber mit so einem Verhalten zerstört er unseren Sport.

Wenn man eine Stunde lang mit 300 km/h unterwegs ist, muss man seine Gegner respektieren. Du musst stark sein und das Maximum rausholen, aber was er macht, ist zu viel. Er war heute eine Sekunde (pro Runde) schneller als ich, weil ich nicht gut war. Aber warum hat er mich nicht einfach eine Kurve später überholt?

Als er angekommen ist, ist er mir vorsätzlich ins Motorrad bzw. in mein Bein gefahren um mich von der Linie abzudrängen. Wenn ich stürze, macht ihn das nur noch glücklicher. Als es tatsächlich passiert ist, habe ich nur noch gelacht, weil das so übertrieben ist.

Ich habe seit 2015 keine Beziehung zu Marquez. Diese Aktion ändert nichts an unserem Verhältnis, denn ich mache ohnehin nicht viel mehr, als ihn zu grüßen. Wenn er keinen Respekt vor mir hat, habe ich auch keinen vor ihm. Der Respekt ist die eine Sache, denn das ist etwas zwischen ihm und mir.

Aber das heute war gefährlich! Er ist mit 200 km/h in Aleix Espargaro gefahren. Wenn er am Lenker ankommt, crasht du und fliegst in die Mauer. Warum müssen wir so rennfahren? Wir sind die MotoGP und die Spitze des Motorradsports. Wenn nun alle anfangen, sich so zu verhalten, wird das hier zum Destruction Derby. Und am Ende kommt vielleicht nur er durch.

Hohn für versuchte Entschuldigung

Ich habe mit der Rennleitung gesprochen, weil ich mich von ihnen nicht beschützt gefühlt habe. Heute ist nichts passiert, aber er wird genau das Gleiche wieder machen, wenn nicht irgendetwas geschieht. Ich habe keinen Spaß, wenn er neben mir fährt und ich mit ihm kämpfe. Er spielt nicht sauber, er spielt schmutzig.

Das (sein Gang zur Entschuldigung nach dem Rennen) war doch nur ein PR-Scherz! Zunächst einmal hatte er nicht einmal die Eier, alleine in meine Garage zu kommen. Er kam - wie immer - mit seinem Manager, mit Honda und vor all den TV-Kameras. Denn nur darum geht es ihm. Er schert sich nicht um dich.

Ich will nicht mit ihm reden, denn ich weiß, dass er nicht ernst meint, was er sagt. Ich hoffe, er ist clever genug, dass er nicht noch einmal vorbeikommt."