Jack Miller steht in Argentinien zum ersten Mal in der MotoGP auf Pole Position. Dieser Umstand hätte alleine schon ausgereicht, um es in die Schlagzeilen zu schaffen. Doch die Art und Weise, wie Miller sich im Qualifying durchsetzte, rang den Motorrad-Fans weltweit erst so richtig Respekt ab.

"Ich bin einfach nur drangehangen, ich war eigentlich nur Passagier", scherzte Miller bei der Pressekonferenz nach dem Qualifying. Denn der Australier hatte seine Pole Position auf Slicks bei teilweise nasser Strecke erobert und wäre mehrfach beinahe von seiner Ducati abgeworfen worden.

Nicht einmal Marquez so mutig

"Schon meine Mutter hat mir immer vorgehalten, ich hätte nie auf sie gehört. Auch heute wollte mir mein Motorrad etwas mitteilen, aber ich habe nicht hingehört", witzelte Miller in seiner gewohnt charmanten Art. Miller war in Argentinien der einzige, der seinen Run auf Slicks durchzog. Neben ihm gingen zunächst zwar auch Cal Crutchlow und Marc Marquez auf Trockenreifen in den zweiten Stint des Q2, doch beide wechselten nach einer Sichtungsrunde wieder auf ihre für Regen abgestimmten Motorräder.

"Ich muss mich bei meinem Team bedanken, dass sie mich mit Slicks rausfahren ließen. Es war unglaublich, dieses Ergebnis nach Hause zu bringen. Aber die Art und Weise macht es zu etwas ganz Besonderem", so der stolz Miller, der am Sonntag zum ersten Mal dem Moto3-Rennen in Sepang 2014 von ganz vorne starten wird.

Dass sein Mut belohnt werden könnte, zeichnete sich im MotoGP-Qualifying am Samstag früh ab. Denn schon auf seiner ersten fliegenden Runde fuhr er vereinzelte Sektorbestzeiten. Zunächst sollten Probleme in den letzten beiden Sektoren aber seinen Sprung an die Spitze noch verhindern.

Turn 7 war entscheidend

Miller erklärt: "In den ersten beiden Sektoren war es einfach, aber in Turn 7 stand noch richtig viel Wasser. Ich musste versuchen, diese Kurve irgendwie zu überstehen. Daher wollte ich in den ersten beiden Sektoren so viel Zeit herausholen, dass ich in dieser einen Kurve etwas opfern konnte."

Dennoch war Kurve 7, in der Miller mehrfach nur knapp einen Sturz verhindern konnte, nicht die einzige Problemstelle: "In der ersten Kurve musste ich auch über eine nasse Stelle, da wurde das Motorrad auch gehörig unruhig. Ich kann gar nicht beschreiben, wie rutschig es heute da draußen war. Das Ding (seine Ducati) ging die ganze Zeit quer."

In seinem vierten Versuch sollte es schließlich klappen: Mit 0,177 Sekunden Vorsprung auf Dani Pedrosa sicherte sich Miller nach dem Fallen der karierten Flagge die Pole Position. Bei der TV-Übertragung blieb seine Runde allerdings unbemerkt. Denn das Live-Timing versagte just bei Millers letztem Versuch und somit wurden keine Zwischenzeiten eingeblendet. Da auch die Kamera-Regie nicht auf Miller halten ließ, wurden einige Kommentatoren von der Pole-Zeit überrascht.

Miller sicher: Es war kalkuliertes Risiko

Nach seiner Leistung gab sich Miller cool: "Es war kalkuliertes Risiko. Die Asphalttemperatur war in Ordnung, also warum hätte ich es nicht versuchen sollen? Auf Regenreifen hattest du heute nur einen Versuch, da der Reifen auf den trockenen Stellen zu schnell überhitzt. Ich habe mit an Pawi erinnert, der hier vor zwei Jahren auf Slicks auf eigentlich nasser Strecke gewonnen hat."

Für das MotoGP-Rennen am Sonntag wünscht sich der Polesitter dennoch schönes Wetter. "25 Runden hier im Nassen? Das macht keinen Spaß", so Miller, der 2016 seinen bislang einzigen Sieg in der Königsklasse in einem Rennen holte, das wegen heftiger Regenfälle sogar unterbrochen werden musste.