Johann Zarco ist die begehrteste Aktie dieser Transfer-Saison in der MotoGP. Auf der Kunden-Yamaha von Tech3 holte er im Vorjahr zwei Pole Positons und drei Podestplätze. Beim MotoGP-Auftakt in Katar schnappte er sich ebenfalls Pole und führte das Rennen bis zur 17. Runde an.

Kein Wunder, dass sich mehrere Hersteller um die Dienste des Franzosen bemühen. Der stellte nun in einem Interview mit der französischen "L'Equipe" klar: "Mein Ziel ist ein Platz in einem Factory-Team, damit ich künftig um den WM-Titel kämpfen kann. Die Unterstützung eines Herstellers ist dafür unverzichtbar", so Zarco.

Der Franzose plauderte im Zuge dieses Interviews auch aus, mit wem er bereits Gespräche geführt hat: KTM und Suzuki. "Diese beiden haben bislang das größte Interesse an mir bekundet." Suzuki war sich mit Zarco vor eineinhalb Jahren bereits einig, ließ den Franzosen dann aber für Alex Rins fallen. Nachtragend ist er wegen dieser Aktion aber nicht. "Ich habe mit Suzuki schon ein wenig zusammengearbeitet und nun wieder mit ihnen zusammenkommen, klingt verlockend", so Zarco.

KTM angelt nach Zarco

KTM bekundete bereits gegen Ende der vergangenen Saison Interesse am Mann mit der Startnummer 5. Paralel dazu fädelten die Österreicher einen Deal mit Zarcos aktuellem Arbeitgeber, dem französischen Tech3-Team, ein: Ab 2019 wird der Rennstall mit KTM-Motorrädern fahren. Nach aktuellen Plänen mit voller Werksunterstützung.

Unter solchen Bedingungen wäre auch ein Verbleib bei Tech3 eine Option für Zarco, wie dieser verrät: "Warum sollte ich nicht auch bei Herve (Poncharal; Teamchef) bleiben? Sollten wir in jedem Rennen um Podestplätze kämpfen können, könnte ich mir auch vorstellen, in diesem Team zu bleiben."

In Katar kamen Gerüchte auf, dass sogar Repsol Honda mittlerweile nach Zarco angeln soll. Nach der Ablöse des Führungsgespanns Livio Suppo/Shuhei Nakamoto an der Team-Spitze scheint der 32-jährige Dani Pedrosa nicht mehr gesetzt zu sein. Neben Marc Marquez will man einen zweiten starken Fahrer für die kommenden Jahre aufbauen. "Ich schließe auch Honda nicht aus", hält sich Zarco diese Option offen.

Doch wieder Yamaha?

Zuletzt hatte auch Yamaha leises Interesse bekundet, Zarco halten zu wollen. In Katar sinnierte Motorsportchef Lin Jarvis über die Möglichkeit, in einem neuen Kundenteam ein Full-Factory-Bike einzusetzen, wie das etwa Honda und Ducati bereits tun. "Es besteht die Chance, ein drittes Werksmotorrad in einem anderen Team einzusetzen. Darüber denken wir ernsthaft nach", sagte Jarvis.

Dazu müsste allerdings erst ein neuer Kunde gefunden werden, nachdem Tech3 mit Saisonende die Fronten wechselt. Aktuell verhandelt Yamaha mit dem belgischen Marc VDS Team, das bislang Kunde von Honda war. Da die Japaner aber in der laufenden MotoGP-Saison intensiver mit LCR zusammenarbeiten, fühlt sich Marc VDS vernachlässigt und sucht nach einem neuen Partner. Neben Yamaha sprechen die Belgier auch mit Suzuki.

In diesem Geflecht aus möglichen neuen Partnerschaften und direkten Abwerbeversuchen hat Johann Zarco die Königsposition inne: Er kann aus vielen Optionen wählen, auf welchem Bike er für welches Team im kommenden Jahr auf Punktejagd gehen will.