Ein ganzes Jahrzehnt hat es gedauert, bis ein MotoGP-Pilot in der Lage war, den Pole-Rekord von Jorge Lorenzo auf dem Losail International Circuit in Katar zu brechen. Seite 2008 bestand Lorenzos Rekord, den er bei seinem MotoGP-Debüt aufstellte. Jetzt hat Johann Zarco ihn gebrochen - und das mit einem Knall.

Denn nicht nur ist es erst das zweite Jahr des Franzosen in der Königsklasse, sondern diese Leistung ist ihm sogar noch als Fahrer in einem Satelliten-Team gelungen. Den amtierenden Weltmeister Marc Marquez sowie Danilo Petrucci, der auf einer GP18 unterwegs ist, hat Zarco hinter sich gelassen. Und trotz all dem glaubt er nicht, im Rennen auf Sieg fahren zu können. "Es ist toll, die Pole zu haben, aber das bedeutet noch gar nichts für das Rennen", so Zarco in der Pressekonferenz nach dem Qualifying. "Ich glaube nicht, dass ich die Pace für einen Sieg habe."

Doch wie kommt Zarco nach einer Fabelzeit von 1:53.680 zu so einer Aussage? Indem der Tech3-Pilot selbst nie mit einer solchen Leistung gerechnet hätte. Vor dem Qualifying, im vierten Freien Training war Zarco ein seltener Fehler unterlaufen, der in einem Sturz endete. Das hat zum Selbstvertrauen des Franzosen nicht gerade beigetragen. "Ich bin kein Fahrer, der stürzt und dann sofort wieder schnell ist", gibt der Katar-Polesetter auch bereitwillig zu. Seinen Sturz nennt er den "schwächsten Punkt" des Wochenendes.

Johann Zarco ist der Polesetter in Katar, Foto: Ronny Lekl
Johann Zarco ist der Polesetter in Katar, Foto: Ronny Lekl

Danach ging es jedoch trotz eigener Zweifel bergauf für den Franzosen. Gesorgt hat dafür vor allem ein neuer Satz Medium-Reifen. "Mit den neuen Reifen habe ich mich im Qualifying gut gefühlt", erklärt Zarco. Eine Runde hinter Andrea Dovizioso und Andrea Iannone hat ebenfalls nicht geschadet. Damit hatte der Franzose eine gute Referenz, auch wenn die Konkurrenz nach ein paar schnellen Kurven die Runde jedoch abbrach. "Niemand wollte die Führung übernehmen, aber ich habe mir dann gesagt, dass ich es einfach probieren sollte", erläutert der Franzose. Diese Taktik ist aufgegangen.

"Ich war selbst überrascht von meiner Rundenzeiten", gibt Zarco zu. Um ganze 0.3 Sekunden hat er den vorherigen Pole-Rekord von Lorenzo unterboten. Und das, obwohl die damaligen Reifen spezielle Qualifying-Reifen waren, die lediglich für eine oder zwei schnelle Runden ausgelegt waren. Trotz des Überraschungs-Effekts ist Zarco auf diese Leistung sehr stolz. "Vor zehn Jahren hat Jorge hier noch den Pole-Rekord eingefahren, mit einer 800er-Maschine", erklärt der Franzose. "Das Fahrerfeld ist enger zusammengerückt. Alles hat sich seit damals verbessert und darüber freue ich mich."