Die MotoGP ist 2018 ausgeglichener als je zuvor. Das haben die Wintertestfahrten in Sepang, Buriram und Losail eindrucksvoll bewiesen. Eine Prognose? Schwierig! Die Zweirad-Redaktion von Motorsport-Magazin.com lehnt sich dennoch aus dem Fenster und verrät ihre Favoriten auf den Weltmeistertitel 2018. Außerdem: Tipps für den besten Rookie, die größte Enttäuschung und Überraschung der neuen Saison.

MotoGP 2018: Top oder Flop? Die 6 Hersteller im Formcheck: (08:25 Min.)

Tobias Ebner

MotoGP-Weltmeister 2018: Zum neuen Champion krönt sich Andrea Dovizioso. Der Ducati-Pilot holte schon 2017 die meisten Siege und war der einzige Fahrer, der das WM-Rennen bis zuletzt offen halten konnte. Und die Wintertests liefen hervorragend. Dovizioso war gewohnt unauffällig unterwegs, ist aber von Anfang an vorne mit dabei und äußert sich entsprechend offensiv.

Bester Rookie: Moto2-Weltmeister Franco Morbidelli mag hier sicherlich viele Stimmen für sich vereinen. Doch ich glaube, dass Takaaki Nakagami noch stärker sein wird. Der Japaner konnte schon in der mittleren Klasse sein Potenzial andeuten, einzig die Konstanz fehlte ihm. Eine Klasse höher kommt Nakagamis Talent nun noch stärker zum Tragen.

Größte Überraschung: Suzuki wird 2018 einige Fans und Fachleute im positiven Sinne überraschen. Mit Alex Rins hat man einen Rohdiamant in seinen Reihen, der schon bei den Wintertests viel Potenzial angedeutet hat. Die verbesserte GSX-RR kommt zudem auch Andrea Iannone entgegen. Gerade Rins ist die Fahrt in die Top-5 regelmäßig zuzutrauen.

Tobias Ebner glaubt, dass Suzuki 2018 zu Alter Stärke zurückfindet, Foto: Ronny Lekl
Tobias Ebner glaubt, dass Suzuki 2018 zu Alter Stärke zurückfindet, Foto: Ronny Lekl

Größte Enttäuschung: Hier tippe ich auf Jorge Lorenzo. Der Mallorquiner brachte schon bei den Wintertestfahrten keine Konstanz in seine Leistungen. Dem Rundenrekord von Sepang folgten frustrierende Tage in Thailand. So wird es 2018 nichts mit dem Kampf um den WM-Titel. Über die gesamte Saison wird sich auch Dovizioso wieder als stärker erweisen.

Michael Höller

MotoGP-Weltmeister 2018: Die Testfahrten haben gezeigt, dass es tendenziell wieder auf ein Duell Marquez vs. Dovi hinauslaufen wird. Da Andrea Dovizioso im vergangenen Jahr viel dazugelernt hat und Ducati an den richtigen Stellen nachlegen konnte, tippe ich diesmal auf ihn. Außerdem habe ich mich bereits im Analyse-Video (siehe unten) festgelegt.

MotoGP-Testfahrten 2018: Die große Analyse zu den Wintertests: (16:44 Min.)

Bester Rookie: Diese Auszeichnung dürfte diesmal härter umkämpft sein als im Vorjahr. Ich traue es grundsätzlich Morbidelli, Nakagami und Syahrin zu. Da ich mich aber festlegen muss, wählt mein Bauchgefühl Morbidelli, weil ich ihm die wenigsten Fehler zutraue. Ein wichtiges Element in jeder Rookie-Saison.

Größte Überraschung: Alex Rins wird 2018 das eine oder andere Mal um Podestplätze kämpfen und wird bei Suzuki zur klaren Nummer eins aufsteigen. Bärenstarke Wintertests stimmen mich in dieser Einschätzung sehr zuversichtlich.

Größte Enttäuschung: Ganz klar Aprilia. Ich sehe keine Aufwärtstendenz bei den Italienern - im Gegenteil! Die anderen Hersteller erhöhen die Schlagzahl, aber Aprilia kommt einfach nicht vom Fleck. Scott Redding sah bei den Tests kein Land und auch Aleix Espargaro hatte mit seinem Bike schon mehr Freude.

Sophie Riga

MotoGP-Weltmeister 2018: Ich lehne mich nicht gerade weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Marc Marquez auch 2018 MotoGP-Weltmeister wird. Trotzdem glaube ich, dass der Repsol Honda-Pilot am Ende der Saison seinen fünften MotoGP-Titel feiern wird. Die Konkurrenz wird es ihm zwar wie jedes Jahr nicht einfach machen, aber am Ende wird Marquez triumphieren. Und das vermutlich trotz einer Hand voll Stürze, spektakulärer Saves und halsbrecherischen Manövern.

Bester Rookie: Vor den ersten Testfahrten in diesem Jahr galt Franco Morbidelli als vielversprechendster Kandidat auf den Titel des 'Rookie Of The Year'. Über seinen Kollegen Takaaki Nakagami wurde spekuliert, dass er nur aufgrund seines Passes von Honda in die MotoGP geholt wurde. Doch der Japaner strafte bisher allen Kritikern Lügen. Nakagami war konstant schnell und acht Mal der stärkste Rookie des jeweiligen Testtages. Deshalb denke ich, dass er diesen Trend auch über die Saison fortführen kann und am Ende als bester Rookie des Jahres dastehen wird.

Takaaki Nakagami ist Sophie Rigas Favorit auf den Rookie of the Year, Foto: LCR Honda
Takaaki Nakagami ist Sophie Rigas Favorit auf den Rookie of the Year, Foto: LCR Honda

Größte Überraschung: Wenn wir in den vergangenen Jahren MotoGP etwas gelernt haben, dann, das wirklich alles und jeder im Fahrerlager das Potenzial hat, zur Überraschung des Jahres zu werden. Trotzdem glaube ich, dass Hafizh Syahrin in diesem Jahr dazu gehören wird. Als Ersatz für Jonas Folger machte er schon während der Tests einen hervorragenden Job. Das hätte in dieser Form wohl niemand erwartet. Wenn Syahrin also schon vor Saisonstart eine große Überraschung war, wieso dann nicht auch am Ende des Jahres?

Größte Enttäuschung: Genauso wie mit der Überraschung des Jahres ist es schwer zu erahnen, wer in dieser Saison enttäuschen könnten. Meine Entscheidung fällt dennoch auf Maverick Vinales. Die letzte Saison beendete er schon weit unter den Erwartungen aller - inklusive seiner eigenen. Auch während der Testfahrten sah der Yamaha-Pilot sehr verloren aus. Es könnte also ein weiteres hartes Jahr für Vinales auf der Yamaha M1 werden.

Markus Zörweg

MotoGP-Weltmeister 2018: Der Champion heißt auch in diesem Jahr wieder Marc Marquez. Einen Durchmarsch des Repsol-Honda-Piloten erwarte ich aber nicht. Die Konkurrenz, angeführt von Andrea Dovizioso, wird Marquez erneut an die Grenzen des Machbaren treiben, Stürze werden wohl wieder regelmäßig passieren. Auch wenn ich es ihm auf keinen Fall wünsche, ist es doch gut möglich, dass Marquez einmal nicht ganz glimpflich davonkommt - das wäre die Chance für seine Rivalen.

Bester Rookie: Hier rechne ich mit Takaaki Nakagami. In der Moto2 überzeugte der Japaner zwar nicht restlos, seine Testleistungen im Winter waren aber ausgezeichnet. Nakagami verfügt nicht nur über großes Talent, sondern hat mit Cal Crutchlow einen routinierten Piloten auf der anderen Seite der Box, der gerne junge Fahrer unter seine Fittiche nimmt. Für einen MotoGP-Rookie ist das unheimlich wertvoll.

Größte Überraschung: Hafizh Syahrin wird 2018 groß aufzeigen. Dem Malaysier wurde ja unterstellt, nur aufgrund seiner Staatsbürgerschaft den Platz als Ersatz für Jonas Folger bei Tech3 Yamaha bekommen zu haben. Er zeigte aber bereits bei den Wintertests, was in ihm steckt und wird im Laufe der Saison noch ordentlich zulegen. Gerade im ein oder anderen Regenrennen könnte der 'Haifisch' für eine faustdicke Überraschung sorgen.

Markus Zörweg traut Hafizh Syahrin 2018 eine faustdicke Überraschung zu, Foto: Tech3
Markus Zörweg traut Hafizh Syahrin 2018 eine faustdicke Überraschung zu, Foto: Tech3

Größte Enttäuschung: Ich sage es ungern, aber 2018 wird ein ganz schwieriges Jahr für Maverick Vinales werden. Seine Qualitäten sind unbestritten, allerdings erkenne ich bei Vinales ein mentales Problem. Läuft nicht alles nach Wunsch - und das wird mit der 2018er-Yamaha zumindest zu Saisonbeginn wohl der Fall sein - verfällt er in eine Negativspirale und bremst sich durch seinen eigenen Frust. Das ist Gift für einen Piloten, der in der MotoGP um den Titel kämpfen will!