Die Wintertestfahrten zur MotoGP-Saison 2018 versprechen ein wahres Spektakel. In Sepang, Buriram und Doha lag am Ende der jeweils drei Tage das gesamte Feld jeweils innerhalb von nur gut zwei Sekunden. Sieben verschiedene Piloten holten die neun Tagesbestzeiten - so ausgeglichen wie 2018 war die Königsklasse wohl noch nie.

Dementsprechend schwer fällt es sogar den involvierten Fahrern und Teamverantwortlichen, einen klaren Favoriten auszumachen. Den stärksten Eindruck über alle drei gefahrenen Strecken hinweg machte aber doch wieder Weltmeister Marc Marquez, der 2018 seinen dritten Titel in Serie holen will.

Marc Marquez ist Favorit - und dann?

Marquez nimmt die Favoritenrolle bereitwillig an - etwas anderes bleibt ihm auch kaum über. Doch wen sieht er als größte Gefahr in der Mission Titelverteidigung? "Ich habe die Zeitenlisten nach jedem Testtag in diesem Winter ganz genau studiert. Insgesamt glaube ich, dass Dovi wieder mein härtester Gegner wird", stellte er nach dem letzten Testtag in Katar klar. "Es ist aber extrem schwer, eine genaue Prognose abzugeben. Das Kräfteverhältnis ändert sich nämlich von Strecke zu Strecke massiv, manchmal sogar innerhalb eines Tages. Es sieht so aus, als würde es eine Saison werden, in der sehr viele Fahrer konkurrenzfähig sind. Es wird ein hartes Jahr, aber ich werde versuchen, es zu genießen."

Dovizioso selbst glänzt wie gewohnt durch Understatement: "Unsere Renn-Pace ist gut und wir haben hier bestätigt, dass wir konkurrenzfähig sind und unser Speed noch besser ist als im Vorjahr. Das gilt aber für viele andere Fahrer genauso." Aus dem eigenen Lager erhält Dovizioso nach seiner starken Wintertestsaison, die er in Katar am Freitag sogar als 'perfekt' bezeichnete, jedenfalls eine Menge Zuspruch. "Der Favorit auf den Titel ist immer der Fahrer mit der Nummer 1 auf dem Motorrad - oder in diesem Fall mit der Nummer 93. Dovi ist aber auf jeden Fall einer der Titelanwärter", glaubt Ducati-Teamchef Davide Tardozzi.

Dovizioso machte Marquez 2017 das Leben richtig schwer, Foto: Ducati
Dovizioso machte Marquez 2017 das Leben richtig schwer, Foto: Ducati

Neben Dovizioso sieht Marquez auch Teamkollege Dani Pedrosa sowie die beiden Yamaha-Werkspiloten Maverick Vinales und Valentino Rossi als heiße Titelanwärter. "Sie hatten zwar ihre Probleme, waren am letzten Tag aber doch wieder ganz vorne mit dabei", meint Marquez mit Blick auf das Yamaha-Duo. Und was ist mit Johann Zarco, der mit seiner Fabelrunde am letzten Tag für Aufsehen sorgte? "Ihn muss man sicher auch auf der Rechnung haben. Er war hier sehr schnell, aber nur über eine Runde. Im Longrun hatte er Probleme."

Eine Einschätzung, die der stets bescheidene Franzose völlig teilt: "In Katar die schnellste Runde zu fahren ist schön und gut für mein Selbstbewusstsein, im Longrun war ich hier aber zu langsam. Das müssen wir analysieren und eine bessere Pace finden." Die schmeichelnden Worte von Marquez und auch Dovizioso, der Zarco ebenfalls ganz weit oben auf seiner Liste der Titelfavoriten führt, lässt Zarco aber gerne so stehen. "Ich sage immer wieder, dass Dovi und Marc sehr schlaue Piloten sind und mit ihren Einschätzungen oft richtig liegen. Ich hoffe, dass das auch dieses Mal der Fall ist und ich sie in diesem Jahr herausfordern kann", schmunzelte der Tech-3-Pilot am Samstag in Katar.