Ducati packte seine neuen Flügel schon am ersten Tag der MotoGP-Testfahrten in Thailand aus. Die Desmosedici GP18 trat am Freitag in Buriram in gleich zwei neuen Aero-Varianten an, die sich beide deutlich voneinander unterscheiden und auch nicht miteinander kompatibel sein dürften. Motorsport-Magazin.com wirft einen genaueren Blick auf die neue Konstruktion.

Die Lorenzo-Langvariante

Jorge Lorenzo fuhr schon im Vorjahr oft die Langvariante der Winglets, die sich vertikal bis fast zur Hälfte der Seitenverkleidung zog und genau an der Oberkante des Ducati-Schriftzugs endete. In Thailand bekam Lorenzo am Freitag eine überarbeitete Variante "seiner" Winglets.

Die Oberkante wurde im Vergleich zur Vorgänger-Konstruktion ausgebuchtet und verläuft vom Lufteinlass zum Lenkerstummel hin nicht mehr gerade, sondern in einem Bogen nach unten. Zudem öffnet sich im hinteren Drittel des oberen Flügels ein zusätzlicher Schlitz. Somit besteht die Oberkante des Ducati-Wings eigentlich aus zwei Flügeln.

Links: Lorenzos Flügel in Valencia 2017; Rechts: Lorenzos neuer Flügel in Thailand, Foto: Ducati/Montage
Links: Lorenzos Flügel in Valencia 2017; Rechts: Lorenzos neuer Flügel in Thailand, Foto: Ducati/Montage

Im Flügel selbst wurde die Mittelstrebe entfernt, womit sich auch die seitliche Öffnung nun von der Ober- bis zur Unterkante durchzieht. Die Strebe stellte im Vorjahr ein Hilfsmittel für einen Regelkniff dar. Denn von der homologierten Langversion konnte auf Höhe der Strebe der untere Teil abgenommen werden.

Ducati schlug damit zwei Fliegen mit einer Klatsche, denn damit konnte man zwei Versionen der Winglets innerhalb der einzigen erlaubten Homologation nutzen, ohne gegen das Reglement zu verstoßen. Die neue Variante ohne Mittelstrebe bedeutet aber, dass man für 2018 auf diese Möglichkeit verzichtet. Denn Lorenzos am Freitag eingesetzter Flügel kann nicht mehr geteilt werden, sondern muss entweder ganz verwendet werden oder eben gar nicht.

Die Dovi-Ohren

Andrea Dovizioso hingegen bekam von Ducati am Freitag eine völlig andere Variante zum Testen. Im Gegensatz zu Lorenzo hatte der Vizeweltmeister im Vorjahr nur auf die kurze Version der Winglets gesetzt und in einigen Rennen der zweiten Saisonhälfte sogar komplett darauf verzichtet - so etwa beim Finale in Valencia.

Doviziosos Variante fällt deutlich weniger aggresiv aus als jene von Lorenzo, Foto: Ducati/Twitter
Doviziosos Variante fällt deutlich weniger aggresiv aus als jene von Lorenzo, Foto: Ducati/Twitter

Doviziosos in Thailand verwendete Flügel gleichen eher Ohren, die an der Mitte des Lufteinlasses links und rechts aufsetzen und bereits auf jener Höhe wieder in die Verkleidung einmünden, auf der seitlich gesehen auch die Dämpfer unter der Abdeckung verschwinden. Doviziosos Winglet-Oberkante weist auch keinen Schlitz wie jene von Lorenzo auf. Von vorne gesehen wirkt die Konstruktion sehr klobig, da die Seitenplatten der Flügel beinahe im 90-Grad-Winkel zur oberen und unteren Kante stehen.

Von der neuen Lösung ist der Vizeweltmeister noch nicht endgültig überzeugt: "Am Nachmittag haben wir mit der neuen Verkleidung gearbeitet, die wir auch morgen wieder einsetzen werden. Es gab gute und schlechte Punkte und wir werden uns erst beim letzten Test in Katar entscheiden, ob diese Verkleidung Sinn macht", erklärte er nach dem Test.

Verschiedene Lösungen für Lorenzo und Dovi?

Im Vorjahr setzte Ducati bei beiden Piloten auf das gleiche Konzept, das diese in unterschiedlichen Stufen nutzten. Mit Lang- sowie Kurzvariante und einer nackten Desmo ohne Winglet-Aufbau gab es in der zweiten Saisonhälfte für Dovizioso und Lorenzo drei Varianten zur Auswahl. Schon damals zeigte sich, dass Lorenzo deutlich intensiver auf aggressive Flügel-Lösungen zurückgriff um die nötige Stabilität auf das Vorderrad zu bringen.

Dieser Trend verschärfte sich über den Winter, sodass in Thailand zwei völlig unterschiedliche Konstruktionen bei den beiden Fahrern eingesetzt wurden. Grundsätzlich hat Ducati laut Reglement die Möglichkeit, unterschiedliche Verkleidungen für seine Fahrer homologieren zu lassen. Pro Fahrer muss vor der Saison eine Variante festgelegt werden, die ab dem ersten Rennen einmal upgedatet werden darf.

Komplett abgenommen dürfen die Winglets ohnehin jederzeit werden, weshalb es auch mit nur einer homologierten Variante zu Saisonstart für jeden Fahrer eine flügellose Verkleidungsversion und eine mit Flügel gibt. Die entsprechende Entscheidung wird Ducati aber erst nach dem finalen Test in Katar treffen, wie Dovizioso in Thailand erklärte.