Neun Weltmeistertitel, 115 Grand-Prix-Siege, mehr als zwei Jahrzehnte in der Motorrad-Weltmeisterschaft - es gibt nichts, was man über die sportlichen Erfolge von Valentino Rossi noch sagen müsste. Er zählt ohne jeglichen Zweifel zu den besten Motorradfahrern der Geschichte, vielleicht ist er sogar der Allergrößte seiner Zunft. Neben dem Champion, den hunderttausende Fans an den Rennstrecken und Millionen mehr vor den Fernsehgeräten bejubeln, gibt es aber noch einen anderen Rossi. Den Rossi, den nur eine Hand voll Personen wirklich kennt. Den Menschen Valentino.

Die MotoGP ist ein knallhartes Business. Verbindungen zwischen Menschen - egal ob Fahrer, Teamverantwortliche oder Sponsoren - sind in diesem Umfeld meist nur geschäftlicher Natur, echte Freundschaften sucht man im Paddock in der Regel vergeblich. Auch Wechsel aus dem engsten Kreis eines Fahrers direkt ins Lager des direkten Gegners sind nicht unüblich und sorgen für keine allzu große Aufregung. In diesem Umfeld hat es Valentino Rossi geschafft, über viele Jahre sein engstes Team zusammenzuhalten, das zu einem großen Teil aus alten Freunden besteht.

Bekannt sind vor allem seine Kumpels Uccio und Max, die an den Rennwochenenden als eine Art persönliche Assistenten für Rossi fungieren und ihm kaum von der Seite weichen. Rossis Freundeskreis im MotoGP-Paddock ist aber noch wesentlich größer und zieht sich von seinem Geschäftspartner Alberto Tebaldi über ehemalige Teamkollegen wie Colin Edwards hoch bis in die Führungsetagen seines Arbeitsgebers Yamaha. Zusammen mit diesen engsten Vertrauten und weiteren Menschen aus seinem engsten Umfeld stellen wir den Mann mit der Nummer 46 ganz ungefiltert vor, in all seinen Facetten.

Valentino, der Freund

"Wer ist Valentino Rossi? Verdammt schnell auf einem Motorrad, aber vor allem ein echter Freund und einfach ein wirklich guter Kerl", ist sich Colin Edwards sicher. Der 'Texas Tornado' und Rossi teilten sich drei Jahre lang die Yamaha-Box, von Rivalitäten zwischen den Ex-Teamkollegen ist in Edwards' Aussagen allerdings nichts zu spüren. Die beiden sind echte Kumpels und warum das so ist, weiß der geradlinige US-Boy genau: "Was ich an Valentino mag, ist, dass er vor der Kamera genauso ist, als wenn sie nicht da wäre. Der Typ, den man im Fernsehen sieht, das ist Valentino." Eine Einschätzung, die sein bester Freund Alessio 'Uccio' Salucci zu hundert Prozent teilt. "Valentino ist ein ganz normaler Mensch geblieben. Er hat sich in all den Jahren, in denen ich ihn kenne, nicht verändert", sagt er schmunzelnd. Und das sind im Fall des untrennbaren Duos mittlerweile über 39. Uccio wurde nur etwa einen Monat nach Rossi, im März 1979, geboren. Uccios Eltern waren mit Valentinos Vater Graziano und seiner Mutter Stefania befreundet. Valentino und er wuchsen zusammen in Tavullia auf, gingen gemeinsam in den Kindergarten sowie zur Schule und verbrachten jede freie Minute auf Dreirädern, Fahrrädern oder später auf ihren Scootern miteinander - Hauptsache schnell war das Spielzeug. Es ist diese Vertrautheit mit seinem Umfeld, die es Rossi ermöglicht, schwierige Entscheidungen nicht alleine treffen zu müssen. "Wir diskutieren wichtige Dinge wie einen Wechsel des Teams oder Sponsorendeals immer in unserer Gruppe. Das sind oft sehr lange Gespräche", verrät Uccio. Erst durch diesen Rückhalt und die Bestätigung seiner Freunde kann sich Rossi voll auf seinen Job konzentrieren - so gut wie möglich Motorrad zu fahren. So lange er die MotoGP-Strecken rund um den Planeten unsicher macht, werden daher auch Uccio, Max und Co. an seiner Seite sein und ihn unterstützen.

Die Anekdote: Die Entscheidung, Marc Marquez in der Pressekonferenz vor dem Malaysia-GP 2015 öffentlich der Parteinahme für Jorge Lorenzo zu bezichtigen, war eine der schwerwiegendsten in Rossis gesamter Karriere. Doch sie ging nicht von ihm aus, sondern kam zunächst aus seinem Freundeskreis, von Uccio. Er war es, der als Erster die vermeintliche Hilfe von Marquez für Lorenzo erkannt haben wollte und Rossi darauf hinwies. Der reagierte laut Uccios Erzählung mit einem schockierten 'Was zur Hölle?' und stellte Marquez daraufhin öffentlich an den Pranger. Ein Beweis für das unbändige Vertrauen, das Rossi in seine Freunde setzt.

Valentino, der Sturkopf

Valentino Rossi hört also auf sein Umfeld. Meistens. Geht es um Entscheidungen auf der Strecke, ist es aber stets der Doktor selbst, der bestimmt, wo es lang geht. Das ist nicht erst heute so, wo Rossi die Erfahrung von mehr als 300 Grand-Prix-Starts angehäuft hat, sondern war auch in den ersten Karrierejahren des kleinen Valentino nicht anders.

Papa Graziano erinnert sich an einen der ersten Momente, in denen der Rennfahrer Valentino Rossi das Heft selbst in die Hand nahm. "Valentino war damals ungefähr zehn Jahre alt, es war ein Mini-Bike-Rennen in Gabicce Mare. Er hatte die Pole Position geholt und durfte sich aussuchen, auf welcher Seite er starten wollte. Ich war mir sicher, dass er ganz links die besten Chancen hatte. Er stellte sich ganz nach rechts und sein Plan ging auf. Dann meinte er nur: 'Papa, vertrau mir. Ich weiß was ich tue.' Es war das wohl letzte Mal, dass ich ihm einen Rat gegeben habe", sagt Graziano lachend, immerhin selbst dreifacher Grand-Prix-Sieger. Valentino Rossi traf in seiner Karriere immer wieder Entscheidungen auf eigene Faust, fast immer waren sie richtig. "Es gibt Fahrer, die wissen kurz vor dem Rennen ihren eigenen Namen nicht mehr und haben keine Ahnung, was um sie herum passiert. Und dann gibt es Piloten wie Valentino, die fast immer einen exakten Überblick darüber haben, wo sie sich im Rennen befinden, in welchem Zustand ihre Reifen sind und welche Taktik sie anwenden müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Das sind die wahren Champions", glaubt Vater Graziano im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Manchmal gingen die Entscheidungen Valentinos auch vollkommen daneben. Doch egal ob Rossi richtig lag oder nicht, diese Herangehensweise, dieser unbändige Glaube an sich selbst, zeigt mehr als alles andere, dass Rossi ein echter Instinkt-Racer ist.

Die Anekdote: Valentino Rossis Karriere ist reicher an Erfolgen als an Niederlagen, und sie ist dementsprechend reicher an richtigen als an falschen Entscheidungen, die er gegen den Rat anderer getroffen hat. Unsere Anekdote führt uns aber an einen Tag zurück, an dem sich Taktikfuchs Rossi in einem Rennen mächtig verpokerte. Die Rede ist vom Deutschland-Grand-Prix am Sachsenring 2016, der auf nasser Fahrbahn begann. Da der Regen aber schnell wieder aufhörte, trocknete die Strecke zusehends ab und die bereits auf Slicks gewechselten Fahrer waren deutlich schneller unterwegs. Folgerichtig beorderte die Yamaha-Crew Rossi mittels Pitboard an die Box, doch der ignorierte die Anweisung rundenlang, verspielte einen möglichen Sieg und enttäuschte letztlich mit Rang acht. Der Sturkopf hatte zugeschlagen - in negativer Hinsicht.

Der Spaßvogel

In jungen Jahren war Rossi immer für einen Spaß zu haben, Foto: Milagro
In jungen Jahren war Rossi immer für einen Spaß zu haben, Foto: Milagro

"Echte Champions tragen ein Lächeln im Gesicht", meinte Manager-Legende Carlo Pernat - der schon Fahrer wie Max Biaggi, Marco Simoncelli und auch Valentino Rossi betreut hat - im Rahmen eines Gesprächs mit Motorsport-Magazin.com beim San-Marino-GP 2016. Auf keinen Piloten trifft diese Einschätzung wohl besser zu als auf Rossi. Er verkörpert den Spaß am Motorradsport und allem was dazu gehört wie kein anderer. Flotte Sprüche, lustige Gesten, komische Helmdesigns - Rossi ist immer für einen Lacher gut. Sein Image als ultimative Ulknudel der MotoGP erarbeitete sich der neunmalige Weltmeister aber mit seinen originellen Feiern nach Rennsiegen. In seinen erfolgreichsten Jahren, als Grand-Prix-Triumphe Rossis eher die Regel als die Ausnahme waren, hatten er und sein alteingesessener Fanclub stets einen Gag parat, um standesgemäß zu feiern. Ob Jerez 1999, als er nach seinem Sieg im 250ccm-Rennen auf der Auslaufrunde die Toilette aufsuchte oder 2002 in Mugello, als er nach der Zieldurchfahrt von zwei Fake-Polizisten mit der Radarpistole geblitzt und an der Weiterfahrt gehindert wurde, so dass sogar die anderen Piloten an eine echte Kontrolle glaubten - Rossi hatte immer die Lacher auf seiner Seite. "Wäre Valentino nicht immer zu einem Scherz aufgelegt und hätte einen lustigen Spruch auf den Lippen, würde er sicher nicht so viele Fans haben", ist Papa Graziano überzeugt.

Die Anekdote: Rossi sorgte in seiner Karriere schon mit vielen Aktionen für Gelächter, 1998 schoss er aber im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel ab. In dieser Saison tauchte ein neuer Sponsor auf der 250ccm-Aprilia von Rossi auf: die Polleria Osvaldo, eine kleine Hühnerfarm in seiner Heimat. Was nur Insider wussten: die Hühnerfarm existierte nie wirklich, war lediglich ein großer Gag. Rossi drehte die Geschichte aber immer weiter und nahm auf der Auslaufrunde in Barcelona ein Maskottchen in Hühnchenform auf seiner Maschine mit. Der Sponsor, der gar keiner war, wurde immer populärer, bis das italienische Fernsehen eine Dokumentation über den vermeintlichen Farmbesitzer Osvaldo drehen wollte. Rossi suchte kurzerhand einen alten Bauernhof, ließ dort ein paar Hühnchen ansiedeln und malte auf Italienisch den Slogan "Jedes Hühnchen kennt Osvaldo" an die Wand. Bauer Osvaldo spielte ein alter Mann aus Tavullia. Ohne zu ahnen, dass sie einem großen Spaß aufgesessen war, drehte die Crew des italienischen Fernsehsender RAI die Dokumentation über Osvaldo und strahlte sie sogar aus.

Der Besessene

Valentino Rossi ging auch bei seinen Formel-1-Tests für Ferrari ans Limit, Foto: Sutton
Valentino Rossi ging auch bei seinen Formel-1-Tests für Ferrari ans Limit, Foto: Sutton

Valentino Rossi kann nicht entspannen, sobald er auf oder in einem Fahrzeug Platz nimmt. Egal ob Dirttrack-Maschine, Pocket-Bike, Go-Kart, Rallye-Auto oder Formel-1-Wagen - Rossi will überall der Beste, Schnellste, Stärkste sein. Während andere professionelle Rennfahrer in ihrer Freizeit auch einmal Fünf gerade sein lassen können, gibt es für ihn nur Vollgas, wie er es von seinem MotoGP-Bike gewohnt ist. "Er liebt es einfach, Rennen zu fahren. Für ihn gibt es nichts Schöneres, als das Adrenalin, das man verspürt, wenn man gegen andere Piloten auf der Strecke kämpft. Das ist seine Leidenschaft, gemeinsam mit diesem unbändigen Willen, sich immer und immer weiter zu verbessern. Deshalb will er auch nicht aufhören", ist Davide Brivio, sein Ex-Teamchef aus der ersten Yamaha-Ära und mittlerweile in dieser Position bei Suzuki tätig, im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com überzeugt. Graziano Rossi kann sehr gut verstehen, warum sein Sohn Valentino auch abseits des MotoGP-Zirkus nicht bereit ist, Rennen zu verlieren: "Wenn du diese Mentalität in dir trägst, die dich dazu bringt, immer schneller zu werden und ständig gewinnen zu wollen, dann ist es vollkommen egal, ob du auf einem Motorrad, in einem Go-Kart oder einem Auto sitzt. Du willst immer besser als alle anderen sein." Und meistens gelingt das Rossi auch. Bei den Dirttrack-Rennen auf seiner Ranch, bei den Go-Kart-Events in Misano oder bei der jährlichen Monza-Rallye hat er fast immer die Nase vorne.

Die Anekdote: Im Jahr 2004 hatte Valentino Rossi die Ehre, auf der hauseigenen Teststrecke von Ferrari in Fiorano ein Formel-1-Auto zu testen. In nur wenigen Stunden begeisterte der MotoGP-Star die Crew, die damals mit Piloten wie Michael Schumacher und Ruben Barrichello zusammenarbeitete. Nach der Anpassung des Fahrzeugs an seine körperlichen Begebenheiten fuhr Rossi einen ersten Stint von etwa zehn Runden, kehrte an die Box zurück und besprach mit den Ingenieuren sofort die nächsten Schritte. "Daraufhin meinte einer der Techniker nur zu mir: 'Wow, der Junge hat mächtig Talent'", erinnert sich Vater Graziano stolz. "Er wusste schon nach so kurzer Zeit, was er ändern musste und wollte die maximale Performance aus dem Auto herausholen."

Der Sensible

Die WM-Niederlage 2015 setzte Rossi zu, Foto: Monster
Die WM-Niederlage 2015 setzte Rossi zu, Foto: Monster

Auf der Strecke ist Valentino Rossi ein brutaler Killer. Das hat er mit teils grenzwertigen Manövern gegen Sete Gibernau, Marc Marquez oder Casey Stoner zu Genüge bewiesen und dafür lieben ihn die Fans auch. Es wäre aber falsch, deshalb auf einen gefühlskalten Menschen unter dem Helm zu schließen. Denn Rossi ist genau das Gegenteil, ein durchaus emotionaler und feinfühliger Charakter, der negative Momente aus dem Rennsport oft in sein Privatleben mitnimmt und dort schwer damit zu kämpfen hat. So ärgerte sich Rossi etwa Anfang der 2000er Jahre ungemein über Kommentare, er würde nur aufgrund der Überlegenheit von Hondas MotoGP-Maschine Siege und Weltmeistertitel am laufenden Band einfahren. Ebenso gingen ihm die Einschränkungen, denen er aufgrund der strengen Herrschaft der Honda-Bosse ausgesetzt war, gehörig an die Nieren. Und so wechselte Rossi zu Yamaha, um dort wieder sein Glück zu finden. Einen Schritt, den er nach dem Ducati-Intermezzo 2011 und 2012 noch einmal wiederholte. In Rossis Ducati-Ära fiel zu allem Überfluss der schwerste Schlag, den er in weit über 20 Karrierejahren hinnehmen musste. Der Tod seines Mitstreiters und Freundes Marco Simoncelli. "Valentino hatte damals dieses Glänzen in seinen Augen verloren", erinnert sich Flavio Fratesi, Präsident von Rossis offiziellem Fanclub. "Und es dauerte lange, bis er es wieder zurück hatte."

Die Anekdote: Nicht vergleichbar mit dem Tod eines Freundes, für Valentino Rossi aber dennoch unglaublich schwer zu verdauen, war die Niederlage im Titelduell 2015 gegen Jorge Lorenzo, als er im kontroversen Saisonfinale die Weltmeisterschaft verlor. "Nach dem Rennen in Valencia war Valentino extrem traurig", verriet Rossis Mutter Stefania Palma. Erst einige Wochen später, mit dem Sieg bei der Monza Rallye, ging es mit Valentinos Stimmung wieder bergauf. "Als die Enttäuschung dann verschwunden war, kam bei ihm sofort wieder der Wille auf, in den Sattel zu steigen."

Der Ziehvater

Wie lange Valentino Rossi noch in der MotoGP fährt, weiß wahrscheinlich nicht einmal er selbst. Bis Ende 2018 läuft sein Vertrag bei Yamaha noch, alles darüber hinaus ist reine Spekulation. Der Motorrad-Weltmeisterschaft wird Rossi aber auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere definitiv erhalten bleiben. Denn er hat schon vor Jahren begonnen, seinen unvergleichlichen Erfahrungsschatz an die nächste Generation von jungen italienischen Motorradpiloten weiterzugeben. In der Rolle des Mentors für seine VR46 Academy geht Rossi ebenso auf wie in der als MotoGP-Rennfahrer. An jedem Samstag außerhalb eines Rennwochenendes lädt er seine Piloten zum Training auf die Ranch ein, hinzukommen Einheiten im Fitnessstudio und Meetings an den Tagen vor einem Grand Prix, in denen Rossi Tipps gibt. "Valentino macht es großen Spaß, mit den Jungs Zeit zu verbringen, ihnen etwas zu erklären und beim Lernen zuzusehen", bestätigt Kumpel Uccio, der eng mit dem Academy-Projekt verbunden ist. Rossis Ex-Konkurrent Loris Capirossi sieht in der Zusammenarbeit mit den Youngsters sogar eine Art Jungbrunnen für den Doktor: "Aus der Arbeit mit den Nachwuchsfahrern zieht er viel Energie. Das hält ihn jung." Die Academy-Piloten sind jedenfalls voll des Lobes für ihren Lehrer. "Ich kann mir niemand Besseren als Valentino vorstellen, um uns mit unserer Karriere weiterzuhelfen", meint Lorenzo Baldassarri. Franco Morbidelli gerät ebenfalls ins Schwärmen: "Wir können ihn alles fragen, egal wie schwierig die Dinge sind. Außerdem ist es natürlich eine große Motivation für uns, ihn als Chef zu haben." Und mindestens ebenso motivierend ist es für Rossi, seine Junioren siegen zu sehen.

Die Anekdote: Wie viel Valentino Rossi die Erfolge seiner Nachwuchspiloten bedeuten, zeigt er ganz öffentlich. Unvergessen etwa die Bilder, als er in Mugello 2014 Romano Fenati, der gerade das erste Heimrennen des neu geschaffenen Teams gewonnen hatte, nach dem Grand Prix in der Boxengasse entgegenstürmte, vor ihm auf die Knie fiel und ihm zujubelte. Rossi wirkte dabei eher wie ein Fan als wie ein neunmaliger Weltmeister des Sports. Wie hart es aber auch sein kann, wenn man sich mit einem anderen Piloten derart identifiziert und dann enttäuscht wird, musste Rossi nur zwei Saisons später erfahren, ebenfalls mit Fenati in der Hauptrolle. Der hatte sich wiederholt nicht an die Regeln des Rennstalls gehalten und soll schließlich sogar gegen Teammitglieder ausfällig geworden sein. Die Folge: Rausschmiss! "Wir sind nicht glücklich über diese Situation, denn es fühlt sich an, als hätten wir einen Kampf verloren", gestand Rossi damals. "Für uns ist das wirklich sehr schade, aber wir mussten Romano aufgeben."

Der Junggeselle

Rossi ist eine Frohnatur - bleibt aber Single, Foto: Yamaha
Rossi ist eine Frohnatur - bleibt aber Single, Foto: Yamaha

Zwischenmenschliche Kontakte fallen Valentino Rossi eigentlich nicht schwer, so viel ist bereits bekannt. Egal ob Freunde, Fans oder Familie - Rossi ist überall beliebt und genießt den Umgang mit andern Leuten. Doch während viele seiner Fahrerkollegen schon länger in festen Händen sind, ist Rossi als dienstältester Pilot immer noch Single. Eine Entscheidung, die er ganz bewusst getroffen hat. "Es ist wohl für keinen Mann einfach, die Frau fürs Leben zu finden. Wenn man meinen Job hat, ist es aber noch viel schwieriger, denn man führt kein normales Leben. Man ist ständig unterwegs und leider fühle ich mich wohler, wenn ich alleine bei einem Grand Prix bin", erklärt Rossi seine Überlegung. "Das ist natürlich ein großes Problem, denn es ist schwer, deiner Freundin zu sagen, dass sie an 18 Wochenenden im Jahr zuhause bleiben muss." Rossi sieht für sich in dieser Phase seiner Karriere aber keine andere Wahl: "In meinem Alter muss man sich voll dem Sport widmen. Wenn man das nicht mehr will, sondern auch eine Familie möchte, dann ist es besser aufzuhören. Ich habe mich für den anderen Weg entschieden und werde ein Mädchen finden, wenn ich meine Karriere beende. Hoffentlich!"

Die Anekdote: Die bislang letzte Frau an Rossis Seite, das Model Linda Morselli, begleitete ihn zu vielen Rennen. "Ich war immer in seiner Nähe, auch in den schwierigsten Momenten. Etwa als er 2015 die Weltmeisterschaft so unglücklich verloren hat", erinnert sich die schöne Italienerin. In der Vergangenheit hatte man Rossi kaum mit einer Frau an der Rennstrecke gesehen und nach seinen Aussagen, dass er sich mit weiblicher Begleitung im MotoGP-Paddock nicht wirklich wohl fühle, erklärt sich auch warum. Nur wenige Monate nach dem dramatischen Finale 2015 trennte sich Rossi von 'La Linda' und wird wohl bis zu seinem Karriereende ein Leben als Single verbringen.

Mehr Artikel im Motorsport-Magazin

Dieser Artikel stammt aus der Printausgabe von Motorsport-Magazin.com. Du willst mehr solche Artikel lesen? Dann sichere dir drei Ausgaben unserer Printausgabe zum Vorzugspreis. Darin findest du in jeder Ausgabe neben interessanten Interviews auch spannende Hintergrundgeschichten, Technikerklärungen, History-Erlebnisse, spektakuläre Hochglanzbilder und noch viel mehr. Worauf wartest du noch? Sichere dir das Motorsport-Magazin preiswerter, früher als im Einzelhandel und bequem zu dir nach Hause!