Der Automobilsport erlebt momentan einen der größten Umbrüche in seiner Geschichte. Reihenweise verlassen große Hersteller wie Audi, Mercedes oder Porsche Rennserie wie die WEC oder DTM um sich in Zukunft in der noch jungen Formel E zu engagieren. Die Investitionen der Werke verschieben sich hier also ganz klar vom klassischen Verbrenner oder Hybrid-Konzepten in Richtung eines totalen Elektroantriebs.

Schon bald wird die Formel E mit Audi, Mercedes, BMW, Porsche, Renault und Jaguar über eine Vielzahl an Herstellern verfügen, wie man sie sonst in keiner Automobilrennserie der Welt findet. Die Formel E wildert dabei sogar im Revier des Zweiradsports: Mahindra zog sich mit Saisonende 2017 aus der Moto3-Klasse zurück, um in die Formel E einzusteigen.

Ein eindeutiges Zeichen für die Motorrad-Weltmeisterschaft, dass hier zukünftig Handlungsbedarf besteht. Ab 2019 fährt deshalb eine neue Elektro-Rennserie im Rahmen der WM. Sie soll an einigen Rennwochenenden im Jahr teilnehmen. Ersetzen soll diese Klasse aber keine der drei bestehenden, schon gar nicht die MotoGP. Dagegen gäbe es auch ein klares Veto der Hersteller.

Elektro-MotoGP: Honda und Co. dagegen

"Ich bin 53 Jahre und würde den Sound eines richtigen Motors sehr vermissen", scherzte Repsol-Honda-Teamchef Livio Suppo an seinem letzten MotoGP-Rennwochenende in Valencia im Rahmen der Pressekonferenz der sechs Hersteller. Seinen Standpunkt trug er dann aber durchaus ernst vor: "Ich hoffe nicht, dass die MotoGP zu einer Elektroserie wird. Eine zusätzliche Klasse ist für mich aber okay." Ducati-Motorsportchef Paolo Ciabatti griff Suppos Aussage auf: "Ich bin 60, für mich ist es also noch schlimmer. Ich brauche den Lärm!"

Auch Yamahas Lin Jarvis kann sich eine MotoGP ohne Verbrennungsmotoren nicht vorstellen. "In Zukunft werden auch im Motorradsport Elektromotoren eine immer größere Rolle spielen. Es ist daher vollkommen richtig, dass die Dorna jetzt beginnt, in diese Richtung zu arbeiten. Ich glaube aber nicht, dass sie jemals die MotoGP übernehmen werden - höchstens eine der kleineren Klassen. In diesem Paddock hat jeder Benzin im Blut. Die Emotionen, welche Lärm und diese unbändige Power erzeugen, kann man einfach nicht ersetzen", glaubt Jarvis.

Die Bosse der MotoGP-Hersteller sind sich selten einig - was das Thema Elektromobilität betrifft schon, Foto: Ducati
Die Bosse der MotoGP-Hersteller sind sich selten einig - was das Thema Elektromobilität betrifft schon, Foto: Ducati

Zustimmung auch von KTM-Motorsportdirektor Pit Beirer: "Ich freue mich, dass wir mit KTM in dieser Klasse angekommen sind, die so tollen Motorensound bietet und hoffe, dass das noch lange so bleibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in den nächsten 15 Jahren Elektromotoren in der MotoGP sehen werden." Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano sieht die E-Technologie ebenfalls noch nicht in der Lage dazu. "Ich glaube nicht, dass eine Elektrorennserie auch nur in die Nähe des Leistungsniveaus kommen könnte, dass wir aktuell haben. Nicht, mit dem Standard, denn wir aktuell im Bereich der Batterien haben", so der Italiener.

Etwas optimistischer in die Zukunft der E-Mobilität im Motorradsport blickt Suzukis Davide Brivio, in absehbarer Zeit sieht aber auch er die MotoGP als Verbrennerserie: "Es wird sicherlich noch einige Jahre dauern und wir werden noch länger keine Elektromotoren in der Königsklasse haben. Doch auch unsere Industrie wird sich früher oder später in diese Richtung bewegen."