Marc Marquez führt die MotoGP-WM vor dem Finale mit großem Vorsprung an, kann in Valencia aber immer noch den Titel an seinen schärfsten Verfolger verlieren. Ein Szenario, das schon 2013 in ähnlicher Form vorherrschte und an das nun nach dem Qualifying wieder erinnert wurde. Damals wie heute gut aufgelegt: Jorge Lorenzo. Der Ducati-Pilot könnte mit einer ähnlichen Taktik wie vor vier Jahren das Zünglein an der Waage spielen.

Blockade-Taktik Lorenzos: Erinnerungen an Valencia 2013

Jorge Lorenzo verlangsamte 2013 das Feld, Foto: Milagro
Jorge Lorenzo verlangsamte 2013 das Feld, Foto: Milagro

Rückblende: Saisonfinale 2013 in Valencia. Jorge Lorenzo hat noch theoretische Chancen auf den WM-Titel, Marc Marquez liegt jedoch in der Gesamtwertung 13 Punkte vor ihm. Im Klartext bedeutete das: Bei einem Lorenzo-Sieg durfte Marquez maximal Fünfter werden, sollte sich das Blatt im WM-Kampf noch wenden. Es war jene Zeit, in der die Werksteams von Yamaha und Honda das Geschehen komplett dominierten, die Zeit der Bridgestone-Einheitsreifen und der frei entwickelbaren Elektronik. Marquez fuhr, wie in diesem Jahr, im Qualifying auf die Pole-Position, neben ihm standen Lorenzo und Dani Pedrosa in der ersten Reihe.

Lorenzo musste sich also etwas einfallen lassen, wollte er seinen Traum vom WM-Titel 2013 aufrecht erhalten. Das tat der damalige Yamaha-Pilot auch. Statt wie üblich mit überlegener Pace auf und davon zu brausen, versuchte es Lorenzo mit einer Blockade-Taktik. Er wusste: Nur so kann er die nötige Menge an Bikes zwischen sich und Marquez bringen. Anfangs klappte das einigermaßen gut, doch schon nach wenigen Runden verloren immer mehr Fahrer den Anschluss. Aus einer Achtergruppe wurde irgendwann eine Vierergruppe.

Bedauernswert war dabei Marquez' Teamkollege Pedrosa, der in diesem Rennen regelrecht zu Lorenzos "Bauernopfer" avancierte. Nach einer Berührung der beiden in Runde zehn sah Lorenzo ein, dass seine Taktik nicht zum gewünschten Erfolg führen würde. Daraufhin zog der Yamaha-Pilot das Tempo an und fuhr seine eigentliche Pace. So konnte ihm zumindest niemand mehr den Rennsieg streitig machen. Marquez lag in der Schlussphase auf Position zwei, ließ Pedrosa jedoch passieren und fuhr als souveräner Dritter und damit als Weltmeister über die Ziellinie.

Lorenzo und Marquez: Andere Voraussetzungen als 2013

2017 sind die Voraussetzungen jedoch anders. Lorenzo startet nicht aus der ersten Reihe und kämpft auch nicht mehr selbst um die WM. Die Zeiten haben sich dank Michelin-Reifen und Einheitselektronik sowie der Ankunft von Suzuki, Aprilia und KTM auch geändert, das Feld ist jetzt wesentlich dichter zusammen gerückt. Jorge Lorenzo bekräftigt zudem, nur dann eingreifen zu wollen, wenn Dovizioso mit der Spitze mithalten kann: "Ich will fair spielen. Dovi muss in der ersten Gruppe dabei sein, und mit ihm noch viele weitere Fahrer. Dann gibt es eine Chance für ihn, was natürlich ideal wäre."

Aus diesem Grund glaubt Marquez auch nicht, dass sich Geschichte wiederholen wird. Er streicht die Unterschiede zu 2013 heraus: "2013 war Jorge der schnellste Fahrer hier in den Trainings. Dovi hat diesmal aber nicht die beste Pace. Er ist sicher besser, als es der neunte Platz vermuten lässt. Aber das Rennen zu verlangsamen, um elf Fahrer vor mich zu kriegen ist sehr schwierig." Dennoch weiß Marquez, dass er Vorsicht walten lassen muss: "Ich muss morgen konzentriert und mit offenen Augen fahren und alle anderen Fahrer beobachten."

Dennoch wird auf Jorge Lorenzo ein besonderer Fokus liegen. Der Mallorquiner könnte seinem Arbeitgeber Ducati zum ersten Weltmeisterschaftsgewinn seit Casey Stoner im Jahre 2007 verhelfen. Valencia zählt zu seinen Paradestrecken und auch mit der Desmosedici kommt Lorenzo immer besser zurecht. In den Trainings hat er angedeutet, dass mit ihm im Rennen auf jeden Fall zu rechnen ist. Ob es dann wirklich zu einer ähnlichen Taktik wie 2013 kommt? Abwarten.