Ducati beeindruckt, Debakel für Yamaha. Das war die Überschrift unserer Rennanalyse nach dem MotoGP-Rennen in Motegi vor zwei Wochen. Die Analyse des Grand Prix von Malaysia könnten wir getrost mit der gleichen Headline versehen. Im Regen auf ostasiatischen Strecken scheinen die Kräfteverhältnisse klar definiert zu sein: Ducati schwimmt im wahrsten Sinne des Wortes obenauf, während die Leistung des Yamaha-Werksteams den Bach hinunter geht.

MotoGP Sepang 2017: Das Wichtigste in 70 Sekunden: (01:10 Min.)

Ducati im Regen von Sepang am schnellsten

Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo holten am Sonntag in Sepang nicht nur den ersten Doppelsieg der Saison, sondern fuhren auch noch den größten Siegvorsprung einer Ducati seit der Stoner-Ära heraus. Ganze neun Sekunden fehlten dem Drittplatzierten Johann Zarco am Ende auf die beiden Ducatisti. Alleine ein Blick auf die Einzelrundenzeiten zeigt die Dominanz der Roten Rennfraktion aus Bologna:

Die schnellsten zehn Einzelzeiten des Malaysia-GP

Pos.FahrerZeitRunde
1.Andrea Dovizioso1:13,084Lap 13
2.Andrea Dovizioso1:13,111Lap 15
3.Jorge Lorenzo1:13,148Lap 14
4.Jorge Lorenzo1:13,174Lap 13
5.Andrea Dovizioso1:13,222Lap 12
6.Jorge Lorenzo1:13,226Lap 11
7.Jorge Lorenzo1:13,273Lap 12
8.Andrea Dovizioso1:13,349Lap 11
9.Jorge Lorenzo1:13,375Lap 9
10.Andrea Dovizioso1:13,403Lap 9

Nachdem anfänglich noch Leader Zarco - er führte bis zur 8. Runde das Feld an - um die schnellste Rennrunde mitmischte, wechselten sich alleine zwischen Lap 5 und 13 Dovizioso und Lorenzo achtmal im Duell um die schnellste Rennrunde ab. Am Ende war es Dovizioso, dessen 1:13,084 im letzten Renndrittel nicht zu unterbieten war.

Neben Dovizioso und Lorenzo knackte nur ein einziger Fahrer im gesamten Feld überhaupt die Marke von 2:14,000 - Zarco, der ein einziges Mal (2:13,753 in Lap 14) darunter lag. Dovi absolvierte hingegen ganze elf Runden im Bereich der 2:13, Lorenzo immerhin neun. Marc Marquez kratzte mit seiner 2:14,021 immerhin noch an dieser Marke, alle anderen Fahrer konnten nicht ein einziges Mal 2:14,5 unterbieten. An einem Ducati-Doppelsieg gab es an diesem Tag also nichts zu rütteln.

Dovizioso vs. Lorenzo

Ab der 9. Runde lag das Duo tatsächlich in Führung und fuhr dem Doppelsieg entgegen. Im Hinblick auf die WM-Wertung führte aber zunächst der falsche Fahrer. Jorge Lorenzo ging auch in der 15. Runde noch als Leader über Start/Ziel. Kurz davor hatte er aber eine Nachricht auf das Dashboard seiner Ducati bekommen: "Suggested Mapping: Mapping 8".

Das sorgte bei einigen Fans für eine Kontroverse, da sie durch diese Einblendung - die man auch im internationalen TV-Stream zeigte - verdeckte Stallorder witterten. Wenig später unterlief Lorenzo dann der entscheidende Fehler und so konnte kurz vor Abschluss der 16. Runde Dovizioso die Führung übernehmen.

Der war zwischen Runde 9 und 16 fünfmal schneller gewesen als Lorenzo und hatte in dieser Zeitspanne unter anderem die beiden schnellsten Lap-Zeiten des gesamten Rennens erzielt. Dovizioso konnte seine Rundenzeiten bis zum 17. Umlauf unter 2:14 halten - und damit zwei Runden länger als Lorenzo. Erst am Ende sackten auch Dovis Rundenzeiten ab.

Dovizioso hat 2017 schon mehrfach bewiesen, dass er seine Reifen perfekt für das Finish einteilen kann. Daher war er am Ende leistungsfähiger, obwohl Lorenzo und Dovi die gleiche Reifenkombination - beide fuhren Medium-Medium - aufgezogen hatten. Dovizioso hatte wieder einmal den längeren Atem und konnte damit Lorenzos entscheidenden Fehler nutzen.

Die Aufholjagd des Danilo Petrucci

Im Regen ist Danilo Petrucci schon seit Jahren eine Bank - wenn dann auch noch Ducati dominiert, sollte er eigentlich für einen Podestplatz gut sein. Daher sagte der Italiener nach seinem 6. Platz auch selbstbewusst: "Leider haben wir es verabsäumt, um einen weiteren Podestplatz zu kämpfen."

Denn Petrucci erhielt schon auf der Sichtungsrunde den größtmöglichen Dämpfer, als seine Ducati mit einem Defekt ausrollte. Aus Startplatz 13 wurde somit das Handicap, als Letzter ins Rennen gehen zu müssen. Auf der ersten Runde konnte sich Petrucci zwar wieder bis auf Rang 14 nach vorne fahren, doch es dauerte bis Lap 7, ehe er in den Top-10 lag. Ab Runde 11 war er 6. - jenen Platz, den er schließlich nach Hause fuhr. Aber hätte seine Pace ohne das Start-Handicap gereicht, um auf das Podium zu fahren?

Mit seinen 2:14,549 fuhren immerhin nur vier Fahrer eine schnellere Rennrunde als er. Die Gesamtübersicht der Rennrunden zeigt aber, dass Petrucci keineswegs die Pace von Zarco hatte, den er ja hätte schlagen müssen, um auf das Podest zu fahren. Erst ab Lap 15 war er schneller als Marquez, Zarco konnte er erst in der vorletzten Runde zum ersten Mal Zeit abnehmen. Für Petrucci wäre also auch von Startplatz 13 bestenfalls ein Duell mit Repsol Honda um die besten Plätze hinter dem Podest möglich gewesen.