Für den oft zitierten Ritt auf der Kanonenkugel ist Marc Marquez ja bekannt. In seinem MotoGP-Rennen auf Phillip Island wurde er aber eher von der Konkurrenz beschossen - und die Herren Rossi, Vinales, Zarco oder Iannone feuerten mit allen Waffen, die ihnen zur Verfügung standen. Dabei wollte es Marquez im Australien-GP eigentlich etwas ruhiger angehen, um ihm Titelkampf gegen Andrea Dovizioso nur nicht den entscheidenden Fehler zu machen.

"Ich habe versucht, am Beginn zu dosieren und die Reifen gut auf Temperatur zu bringen", erklärt Marquez seine geplante Strategie, die er in dieser Form schon nach der Pole Position am Samstag bekanntgab. Doch aus der kontrollierten Startphase wurde nichts. Schon in Runde drei krachte ihm Johann Zarco in der Haarnadel Turn 4 mit voller Wucht ins Heck. "Da war mir klar, dass das ein unglaubliches hartes Rennen wird", lacht Marquez.

Der WM-Leader versuchte dennoch, kein zu hohes Risiko einzugehen. Er hatte vor dem Rennen mit seiner Crew vereinbart, dass er nicht über die Position von Widersacher Andrea Dovizioso informiert werden will. Als sich Marquez in der acht Mann starken Spitzengruppe wiederfand, blickte er sich aber mehrmals auf der Suche nach Dovizioso um. Da der nach einem schweren Fehler in Runde zwei aber fast ans Ende des Feldes zurückgerutscht war, fand er ihn aber nicht.

Marquez auf Phillip Island mit einem Auge auf Dovizioso

"Ich habe versucht, es zu managen und zu schauen, wo Dovizioso ist. Etwa zur Halbzeit habe ich aber verstanden, dass ich voll angreifen muss, denn sonst hätten mich die anderen Fahrer überall überholt. Es war eine schwierige Situation für mich, weil ein Sturz und null Punkte für die Weltmeisterschaft ein Desaster gewesen wären", verdeutlicht Marquez sein Dilemma.

Er schaltete also ebenfalls in den ultimativen Angriffsmodus und sorgte selbst für einige kritische Situationen. Acht Runden vor Ende presste er sich in Kurve zwei innen an Valentino Rossi vorbei und touchierte seinen Rivalen dabei heftig. "Ich dachte, dass ich schon vor ihm bin. Dann habe ich aber die Berührung gespürt und schon befürchtet, dass ich jetzt stürze", erinnert sich Marquez. Die haarige Situation ging glimpflich aus, beide Fahrer blieben sitzen und Marquez holte sich Rang zwei.

Marquez sucht auf Phillip Island Flucht nach vorne

Im folgenden Umlauf übernahm Marquez in Turn 4 die Führung von Vinales und gab anschließend Vollgas. "In diesem Moment habe ich mich dazu entschlossen, zu attackieren und zu versuchen, eine kleine Lücke aufzumachen. Das ist mir zum Glück gelungen und hat mir das Leben in den letzten Runden viel leichter gemacht." Ihm spielte dabei auch in die Karten, dass sich Rossi, Vinales, Zarco und Iannone hinter ihm ebenfalls heftig bekämpften und so schnell Zeit auf Marquez verloren. Von Runde 22 bis 26 konnte er seinen Vorsprung so von 0,2 auf fast 2,2 Sekunden schrauben und den Sieg problemlos nach Hause fahren.

Da Dovizioso nur auf dem enttäuschenden 13. Rang landete, verdreifachte Marquez seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft von elf auf 33 Zähler und kann sich bereits in einer Woche beim Grand Prix von Malaysia seinen vierten MotoGP-Titel sichern.