Andrea Dovizioso und Marc Marquez bescheren den MotoGP-Fans rund um den Erdball eine wahrlich geschichtsträchtige Saison. Neuestes Kapitel des Krimis: Die Regenschlacht von Motegi. Über 24 Runden belauerten und bekriegten sich die beiden Rivalen um den Weltmeistertitel, das Duell wurde erst in der allerletzten Runde des Rennens entschieden. Motorsport-Magazin.com lässt den Zweikampf noch einmal im Detail Revue passieren.

MotoGP-Fight Dovizioso vs. Marquez in Motegi: So lief er ab

Nicht weniger als elf Mal überholten Dovizioso und Marquez einander in den 24 Runden des Grand Prix von Japan. Die Manöver:

Nummer 1: Im Kampf um Platz drei hinter Danilo Petrucci und Jorge Lorenzo geht Dovizioso in Runde drei in Kurve sieben an Marquez vorbei.

Nummer 2: Nur zwei Kurven nach Doviziosos erstem Angriff kontert Marquez und holt sich in der Haarnadel Turn 9 Platz drei zurück.

Nummer 3 & 4: In der Doppellinkskurve Turn 3 und 4 überholt Dovizioso in Runde vier - immer noch im Kampf um den dritten Rang - Marquez. Der schnappt auf dem Weg zu Kurve fünf aber sowohl Dovizioso als auch Lorenzo und ist Zweiter.

Nummer 5: Nachdem Marquez zwischenzeitlich einen Vorsprung von 1,7 Sekunden auf Dovizioso herausfahren konnte, ist der Ducati-Pilot in Runde 19 zurück. Er bremst seinen Widersacher in Kurve fünf aus.

Nummer 6: In Runde 22 übernimmt Marquez wieder das Kommando. Er drückt sich in Turn 3 auf der Innenseite knallhart vorbei.

Nummer 7: Im selben Umlauf wagt Dovizioso in der superschnellen Linkskurve Turn 7 den Konter - und der glückt!

Nummer 8: Immer noch die 22. Runde: Marquez hält wieder dagegen und bremst Dovizioso in der Haarnadel Turn 9 aus.

Nummer 9 bis 11: Marquez sieht zwischenzeitlich schon wie der sichere Sieger aus, macht in Kurve acht aber einen Fehler und stürzt beinahe. Das gibt Dovizioso die Möglichkeit, sich in der 90°-Kurve Turn 11 bergab vorbeizubremsen. Marquez denkt aber nicht daran aufzugeben und wagt in der allerletzten Kurve des Rennens noch einmal einen Angriff. Er liegt kurz vor Dovizioso, muss am Ausgang aber eine weite Linie gehen. Dovizioso schlüpft innen durch und holt sich mit Überholmanöver elf zwischen dem Führungsduo der WM den Sieg in Motegi.

MotoGP-Schlacht in Motegi: Das sagen Dovizioso und Marquez...

...zum Showdown in der letzten Kurve:

Andrea Dovizioso: "Mir war klar, dass in den letzten beiden Kurven noch alles passieren kann, weil ich hier ziemlich langsam war und Marc direkt hinter mir lag. Ich habe deshalb bewusst eine weitere Linie gewählt und erst später zugemacht. Als er überholt hat, konnte er dann nicht schnell genug die Richtung ändern. Das war der Schlüssel zum Erfolg.

Marc Marquez: "Ich habe mir gesagt, dass ich es in der letzten Kurve versuchen muss. Wie schon in Österreich! Auch wenn ich in beiden Rennen nur Zweiter geworden bin, waren es wohl die besten GPs dieser Saison bisher."

...zu ihrem Kampf über das gesamte Rennen:

Andrea Dovizioso: "Von außen sieht es vielleicht so aus, als wäre ich weniger Risiko eingegangen als Marc, aber das täuscht, weil ich mich am Motorrad generell weniger bewege. Vor allem in der Mitte des Rennens war Marc schneller und ich musste viel riskieren, um ihn wieder einzuholen. Es war ein Duell am absoluten Limit, aber das ist auch das Schönste an unserem Sport. Dieser Sieg ist für mich noch besser als der in Österreich, weil ich hier nicht damit gerechnet habe."

Marc Marquez: "Es war ein großartiger Kampf bei diesen schwierigen Bedingungen. Ich musste viel Risiko eingehen, denn mit so viel Wasser auf der Strecke war das Rennen extrem hart. Dovi und ich hatten aber einen wirklich schönen Kampf, den ich sehr genossen habe. Ich möchte mich an dieser Stelle aber auch für mein Manöver in Kurve drei entschuldigen. Das war etwas über dem Limit."

Marquez verspielte den Sieg mit einem Fehler in der letzten Runde, Foto: Repsol
Marquez verspielte den Sieg mit einem Fehler in der letzten Runde, Foto: Repsol

...zum Bremsverhalten auf der Stop&Go-Strecke in Motegi:

Andrea Dovizioso: "Mein Vorderreifen hat heute super funktioniert, also konnte ich wirklich hart bremsen. Mein Motorrad hat in diesem Bereich wesentlich besser funktioniert als das von Marc. Vor allem Kurve elf war mein Bremspunkt.

Marc Marquez: "Dovi war heute auf der Bremse stärker als ich. Da war ich weit von ihm entfernt. Ich konnte mein Motorrad überhaupt nicht abbremsen und habe immer nur gehofft, dass ich die Kurve irgendwie kriege. Als der Reifen dann abgebaut hat, habe ich völlig das Vertrauen verloren."

...zu den Sichtverhältnissen im strömenden Regen von Motegi:

Andrea Dovizioso: "Zu Beginn habe ich überhaupt nichts gesehen, weil so viel Wasser auf der Strecke war und ich einige Fahrer vor mir hatte. Es war unglaublich. Da war es für mich wirklich schwierig, aggressiv ans Werk zu gehen."

Marc Marquez: "Die Sichtverhältnisse waren wirklich schwierig. Ich hatte das Glück, relativ viel an der Spitze zu fahren, aber als mich Dovi dann überholt hat, habe ich all meine Bremspunkte verloren, weil ich nichts gesehen habe. Darauf musste ich mich erst einmal einstellen."

Was bedeutet die Schlacht von Motegi für die MotoGP-WM?

Nach dem Grand Prix von Japan, den Maverick Vinales nur auf Rang neun beendete, haben wohl nur noch Dovizioso und Marquez realistische Chancen auf den MotoGP-Weltmeistertitel 2017. Elf Punkte liegt Marquez nun vor seinem Widersacher in Führung, drei Rennen auf Phillip Island, in Sepang und Valencia sind noch zu fahren. 75 Zähler gibt es also noch zu holen, das WM-Duell ist somit absolut offen.

"Dieser Sieg war unglaublich wichtig für die Weltmeisterschaft", weiß Dovizioso, der sich Marquez in Motegi wieder um fünf Punkte annäherte und nun kämpferisch wie nie zuvor auftritt. "Es wird sehr hart Marc zu schlagen, aber der WM-Titel ist mein großes Ziel und ich werde bis zum Ende alles geben, um das zu erreichen."

Titelverteidiger Marc Marquez ist vor seinem Herausforderer gewarnt: "Ich liege zwar elf Punkte voran, aber Dovi ist ein wirklich harter Gegner, denn er ist konstant und sehr schnell, vor allem im Regen. Und es ist gut möglich, dass es in allen drei ausstehenden Rennen regnet. Für mich ist es einer der härtesten Titelkämpfe, die ich jemals hatte. Das sieht man daran, dass ich in diesem Jahr so oft stürze."