Eine Kollision zwischen zwei routinierten MotoGP-Piloten in einem ersten Freien Training sieht man auch nicht alle Tage. Am Freitag passierte aber genau das in FP1 zum Japan-GP in Motegi. Bei strömendem Regen war Jorge Lorenzo auf einer langsamen Runde unterwegs, von hinten kam Cal Crutchlow angeeilt. Vom großen Geschwindigkeitsunterschied überrascht leitete Crutchlow eine Notbremsung ein, verlor dabei aber die Kontrolle über seine Honda und torpedierte damit den vor ihm fahrenden Lorenzo.

Beide Fahrer landeten im Kies, wo sie sich sofort mit Gesten und lautstarken Zurufen gegenseitig die Schuld in die Schuhe schoben. Erst eine Weile nach dem Training kam Crutchlow zu Lorenzo in dessen Aufenthaltsraum im Fahrerlager des Twin Ring Motegi, um sich zu entschuldigen. Wirklich einig sind sich die beiden Streithähne aber nicht über den Unfallhergang.

Motegi: Meinungen von Lorenzo & Crutchlow zum MotoGP-Crash

Jorge Lorenzo: "Ich war etwas langsamer unterwegs und habe über meine Schulter geblickt. Da habe ich gesehen, dass Cal etwa drei Sekunden hinter mir liegt, also wollte ich wieder etwas Tempo aufnehmen. Er ist dann aber zu schnell angekommen und hat völlig die Kontrolle über sein Motorrad verloren. Im 1. Freien Training macht es keinen Sinn, so ein Risiko einzugehen.

Nach der Kollision haben wir im Kiesbett unsere Meinungen ausgetauscht. Da hat er sich nicht entschuldigt und gesagt, es wäre meine Schuld gewesen. Zwei Stunden später ist er dann aber zu mir gekommen und hat sich entschuldigt. Das war gut von ihm. Es ist okay, so etwas kann passieren. Wichtig ist, dass er verstanden hat, dass es sein Fehler war."

Cal Crutchlow: "Ich glaube nicht, dass wir uns einig werden, was den Zwischenfall betrifft. Natürlich sieht es so aus, als wäre ich der Böse gewesen, weil ich ihn abgeschossen habe. Er war aber auch sehr langsam auf der Ideallinie unterwegs. Dadurch bin ich ihm extrem schnell nähergekommen und musste stark bremsen, sonst hätte ich ihn getroffen. Beim Bremsen auf der nassen Fahrbahn bin ich dann gestürzt und habe ihn erst wieder getroffen. Es tut mir leid und ich bin froh, dass er okay ist. So etwas passiert leider manchmal, aber es war sicherlich nicht meine Absicht."

Lorenzo kommt in Motegi glimpflich davon

Völlig ohne Konsequenzen blieb die Kollision aber nicht. Lorenzos Hand war nach dem Sturz stark geschwollen, der Ducati-Pilot machte sich Sorgen um das restliche Wochenende. Im zweiten Freien Training am Freitag hatte er aber keine Probleme. "Zum Glück habe keine Frakturen, das hat eine Röntgenuntersuchung gezeigt", erklärte Lorenzo. "Es hätte leicht passieren können, dass ich mir durch den harten Einschlag von Cals Bike einen Knochen in der Hand, ein Schlüsselbein oder etwas am Fuß breche."