Noch immer ist Valentino Rossis spektakuläres Comeback in Aragon nach seinem Enduro-Crash in aller Munde. Nur 24 Tage nach dem Unfall saß der Doktor in Aragon nicht nur wieder auf seiner Yamaha M1, sondern fuhr auch noch einen starken fünften Platz nach Hause. Und das alles trotz eines immer noch gebrochenen Beines. Möglich gemacht hat diese Leistung neben Rossis eisernem Willen auch eine modifizierte Daumenbremse, wie die offizielle Seite der MotoGP berichtete.

Mit dieser Lösung ermöglichte es Bremsen-Hersteller Brembo Rossi, die Hinterradbremse seiner Yamaha zu betätigen, ohne sein verletztes rechtes Bein zu benutzen. Statt dem Bremspedal verwendete Rossi in Aragon einen kleinen Hebel unter seiner linken Seite seines Lenkers. Diesen konnte Rossi mit seinem Daumen betätigen.

Eine komplett neue Erfahrung war dieses Verfahren für den neunfachen Weltmeister aber nicht. Bereits bei Testfahrten nach dem Tschechien GP probierte Rossi dieses System. Eine kleine Änderung gab es für den Doktor von Brünn nach Aragon dann aber doch. Das von Rossi in Tschechien getestete System hatte ein wesentlichen Unterschied gegenüber der Daumenbremse, die er in Aragon einsetzte:

Bei der Standard-Version des Systems aus Brünn war es nicht möglich, Daumenbremse und die normale Hinterradbremse des Bikes gleichzeitig zu verwenden. Nur je eine der zwei Varianten konnte genutzt werden. Für den Aragon GP war es aber Rossis Wunsch, beide Bremsen gleichzeitig bedienen zu können. Mit einem neuen hinteren Bremssattel ermöglichten die Brembo-Ingenieure Rossi diesen Wunsch.

Warum eigentlich Daumenbremse?

Eine Revolution wird Rossi mit der Verwendung seiner Daumenbremse nicht lostreten. Konkurrenten wie Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci verwenden dieses System bereits, genau wie Rossi in Kombination mit der altbewährten Hinterradbremse.

Vorteile bietet der kleine Hebel vor allem in Rechtskurven. Durch die starke Schräglage der Piloten ist die Bewegungsfreiheit des rechten Fußes, mit dem normalerweise die Hinterradbremse betätigt wird, stark eingeschränkt. Die Bremse auf der linken Seite des Lenkers erleichtert dies.

Doohan als Pionier der Daumenbremse

Pionier dieses Systems war die MotoGP-Legende Mick Doohan. Der Fünffach-Champion benötigte diese Modifizierung nach einem Unfall in den Niederlanden im Jahr 1992. Eine Operation an Doohans rechtem Bein wurde noch am selben Tag durchgeführt, aber nach Komplikationen über Nacht bestand sogar die Gefahr einer Amputation.

Das Bein des Australiers konnte zwar gerettet werden, allerdings war die Beweglichkeit eingeschränkt. So stark, dass Doohan seine Hinterradbremse nicht mehr betätigen konnte. So entstand die Daumenbremse, mit der es Doohan gelang, seine fünf Weltmeistertitel in der Königsklasse zu gewinnen.