Langsam, aber sicher kristallisieren sich die Protagonisten im Kampf um den MotoGP-WM-Titel heraus. Vier Rennen stehen in diesem Jahr noch aus: Motegi, Phillip Island, Sepang und Valencia. 100 Punkte sind damit noch zu vergeben, theoretisch haben nur noch die Top-5 in der Gesamtwertung eine Titel-Chance. Das sind Marc Marquez, Andrea Dovizioso, Maverick Vinales, Dani Pedrosa und Valentino Rossi. Realistisch gesehen ist es gar nur noch ein Dreikampf. In dem einer die Nase vorn hat, wie der fünffache 500ccm-Champion Mick Doohan meint.

Doohan: Marquez fährt in einer anderen Liga als Dovizioso

Für Doohan steht nämlich der amtierende MotoGP-Weltmeister und aktuelle WM-Führende eine Stufe über seinen Gegnern. Eine Statistik, die für Marquez spricht: Seit dem Rennen in Barcelona landete der Repsol-Honda-Pilot bei jedem Lauf auf dem Siegertreppchen, sieht man mal vom technisch bedingten Ausfall in Silverstone ab. Noch wichtiger aber: Vier der letzten sechs Rennen gewann Marquez. Im direkten Zweikampf wurde er nur beim Österreich-GP in Spielberg von Dovizioso bezwungen. Sonst konnte keiner Marquez das Wasser reichen.

So äußerte sich Mick Doohan zum WM-Kampf bei Sport und Talk auf ServusTV:
"Marc baut sein Selbstvertrauen immer mehr auf und jetzt gibt es nur noch 100 Punkte zu holen, und er hat 16 Punkte Vorsprung. Das ist noch kein großes Polster, aber es reicht Marc, um noch mehr Schwung mitzunehmen in die nächsten Rennen. Es wäre natürlich toll, wenn Ducati weiter zurückkommen könnte. (...) Aber ich glaube, Marc ist einfach zu stark im Moment. (...) Er ist auf einem ganz anderen Level und fährt für mich in derselben Liga wie Valentino. (...) Die Realität ist, dass Marquez im Moment ganz vorn steht. Er kann zwar nicht defensiv fahren, aber Honda ist in einer tollen Position. Er fühlt sich stark, er hat Selbstvertrauen getankt, hat nur noch ein paar Rennen, wo er letztes Jahr auch schon gut gefahren ist."

Hat Dovizioso das Zeug zum MotoGP-Weltmeister?

Marquez verdankt seine jüngsten Erfolge auch zu einem gewissen Teil seinem aggressiven Naturell. Damit ist der Spanier eine ganz andere Persönlichkeit als Dovizioso. Der Ducati-Pilot gilt als stiller, harter und analytischer Arbeiter, der hauptsächlich mit Köpfchen an die Sache rangeht. Gut zu beobachten war dieser Unterschied beim Rennen in Misano. Während Dovizioso am Ende den dritten Platz und damit ein solides Punkteresultat mitnahm, ging Marquez All-in - und belohnte sich so mit dem Sieg in der letzten Runde. Unter anderem deswegen stellt Doohan in Frage, dass Dovizioso das Zeug zum MotoGP-Weltmeister hat.

So äußerte sich Doohan bei Sport und Talk auf ServusTV zu Dovizioso:
"Er ist nicht ganz in der gleichen Position und auf dem gleichen Niveau wie Marc. Obwohl er jetzt auch schon einige Jahre mit diesen Jungs fährt, weiß ich nicht, ob er wirklich das Gefühl hat, sie schlagen zu können. Aber vielleicht liege ich ja falsch, vielleicht belehrt mich Dovizioso eines Besseren."

Videos: Duelle Marquez vs. Dovizioso 2017

Fazit

Glaubt man Mick Doohan, führt in diesem Jahr kein Weg mehr an Marc Marquez vorbei. Die MotoGP-Legende sieht den aktuellen Weltmeister in der Pole-Position und kann sich auf der anderen Seite einen Titelträger Andrea Dovizioso nicht wirklich vorstellen. Maverick Vinales, aktuell Gesamt-Dritter, wurde im Laufe der Sendung gar nicht erst erwähnt. Die Sache ist für Doohan also klar. Doch, um ein altes Fußballer-Zitat umzuwandeln: Grau ist alle Theorie, entscheidend ist auf der Strecke. Gerade das Übersee-Triple kann die Dinge noch einmal über den Haufen werfen. Für Spannung ist in der MotoGP-Saison 2017 also weiterhin gesorgt.