Marc Marquez siegt nach seinem bitteren Silverstone-Ausfall weiter: In Aragon holte sich der amtierende MotoGP-Weltmeister den zweiten Sieg in Serie und übernahm damit wieder die alleinige Tabellenführung von Andrea Dovizioso.

MotoGP Aragon 2017: Das Wichtigste in 65 Sekunden (01:05 Min.)

Vier der letzten sechs Rennen entschied Marquez für sich. Hinter ihm auf P2 im Ziel: Repsol-Honda-Teamkollege Dani Pedrosa. Für Pedrosa eine triumphale Rückkehr nach dem Katastrophen-Rennen von Misano. In unserer Renn-Analyse gehen wir den Aragon-GP chronologisch durch:

Die Reifenwahl vor dem Start

In Sachen Vorderreifen war sich das MotoGP-Feld größtenteils einig, lediglich vier Fahrer setzten hier nicht auf die Medium-Mischung: Johann Zarco und Karel Abraham (Soft) sowie Cal Crutchlow und Marc Marquez (Hart). Auffällig hier, dass sich zwei Honda-Piloten für die harte Mischung entschieden haben. Crutchlow und vor allem Marquez zogen die bessere Stabilität damit dem besseren Grip vor. So konnte Marquez seine aggressiven Manöver auf der Bremse durchziehen, selbst wenn sie fast in einem Sturz resultiert wären. Für Marquez spielt dabei auch die härtere Karkasse, die nach ein paar Rennen gebracht wurde, eine große Rolle: "Sie verleiht mir ein besseres Gefühl", so der Repsol-Honda-Pilot.

Bei der Wahl des Hinterreifens ähnelt sich das Bild: Auch hier setzte Pedrosa auf die Medium-Mischung, während Marquez wie die Honda-Kollegen Crutchlow und Jack Miller auf die harte Variante vertrauten. Ein Bild, das sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht: Pedrosa kann aufgrund seines schmächtigen Körpers und geringen Gewichts meist eine weichere Mischung als seine Kollegen fahren, da er den Reifen weniger beansprucht. "Ich habe mich auf dem Medium-Reifen einfach wohler gefühlt", begründet Pedrosa seine Wahl für den Aragon-GP.

Erste Renn-Hälfte: Pedrosa hängt in zweiter Gruppe fest

Schon in den ersten beiden Runden setzten sich allerdings die Top-4 (Lorenzo, Rossi, Dovizioso, Marquez) von der Verfolgergruppe ab. Schnell klaffte nach hinten eine Lücke von zwei Sekunden zur zweiten Gruppe (Vinales, Pedrosa, Crutchlow, Aleix Espargaro, Kallio, Bautista, Zarco und Co.). Was folgte, war ein in der MotoGP äußerst seltenes Phänomen: Die Spitze konnte sich nicht in jeder Runde weiter Zehntelsekunde um Zehntelsekunde von den Verfolgern absetzen. Stattdessen verringerten Vinales und Co. den Abstand nach vorne wieder. Als Pedrosa Vinales in Runde zwölf überholte, war die Lücke nach vorne wieder von zwischenzeitlich 2,2 auf 1,2 Sekunden zusammen geschrumpft.

Das sagt Pedrosa dazu: "Am Anfang habe ich versucht, ruhig am Gas zu sein. Maverick war auch auf dem Medium-Reifen, daher dachte ich, wir hätten vielleicht die gleiche Strategie. Bei der vorderen Gruppe war die Reifenwahl gemischt, ich wusste also nicht, in welche Richtung sich das Rennen entwickeln würde. Ich fand keinen Platz, um Maverick zu überholen. Er war schnell am Kurveneingang und auf der Geraden, ich konnte daher kein Überholmanöver ansetzen. Dann habe ich ihn in einen Fehler gehetzt und konnte endlich vorbeiziehen."

Zweite Renn-Hälfte: Marquez und Pedrosa brennen Feuerwerk ab

Einmal an Vinales vorbei, konnte Pedrosa die Lücke nach vorne innerhalb von zwei Runden schließen. Aus einer Vierer- wurde eine Fünfergruppe. Auch danach war Pedrosa kaum zu stoppen. Innerhalb von zwei Runden überholte er Dovizioso und Rossi, die beide schon deutlich nachließen. Während Pedrosa in den Umläufen 49er-Zeiten fuhr, waren Dovizioso und Rossi bereits in die 50er abgerutscht. Pedrosas Vorwärtsdrang war damit aber noch nicht vorbei: Schnellste Runde des Rennens in Runde 19, zwei Runden später war Jorge Lorenzo fällig. Zusammen mit Teamkollege Marquez konnte Pedrosa zu diesem Zeitpunkt die schnellsten Zeiten gehen (siehe Grafik unten).

Marquez musste jedoch viel riskieren, um Pedrosa auf Distanz halten zu können. "Dani wollte gewinnen und hat selbst in der letzten Runde noch daran geglaubt. Ich musste das Risiko managen, um den Abstand zu ihm zu halten", Marquez. Eine finale Attacke hatte wohl Pedrosas Vorderreifen verhindert. "Wir waren vorne limitiert. Der harte Vorderreifen war zu hart auf der rechten Flanke. Ein asymmetrischer Reifen wäre besser gewesen", bekennt Pedrosa. Dennoch, in der Schlussphase konnte keiner mehr mit Marquez und Pedrosa mithalten. Ein Doppelsieg am Ende ist die logische Folge.