Valentino Rossi wird es am Freitag in Aragon also versuchen. Im ersten MotoGP-Training ab 9:55 Uhr steigt er auf seine Yamaha um zu testen, wie sehr ihn seine Verletzung drei Wochen nach der Operation noch hemmt und ob er überhaupt das gesamte Wochenende durchhält.

"Ich bin glücklich, dass ich es überhaupt versuchen kann", sagte Rossi am Donnerstag in Aragon. "Generell fühle ich mich schon ganz gut und habe kaum noch Schmerzen. Beim Test in Misano hat es schon wehgetan, aber ich konnte immerhin fahren. Ich kann erst morgen sagen, ob es möglich ist, das Motorrad auf hohem Niveau zu fahren."

Start am Sonntag hängt von Schmerzen ab

Dass Rossi auch am Sonntag in der Startaufstellung steht, ist trotz der Starterlaubnis noch nicht fix. Diese erteilten die zuständigen Ärzte in Aragon dem 38-jährigen Italiener am Donnerstagnachmittag. Rossi schilderte, was genau überprüft wurde: "Sie haben sich die Belastbarkeit des Beins und die Beweglichkeit von Knöchel und Knie angesehen. Ich habe den Test locker bestanden, hatte aber auch keine Bedenken im Vorfeld."

Denn zuvor hatte sich Rossi schon von seinem Ärzteteam in Italien durchchecken lassen. So wird er am Freitag nur 22 Tage nach dem Unfall, bei dem er sich einen Bruch des Schien- und Wadenbeins zugzog, wieder auf seinem MotoGP-Bike sitzen. Bei seiner letzten ähnlich schlimmen Verletzung im Juni 2010 hatte Rossi rund sechs Wochen pausieren müssen.

"Die letzte Verletzung war aber viel schlimmer", erklärte Rossi. "Damals ging es mir sechs bis sieben Tage nach der Operation noch richtig schlecht. Diesmal war ich einen Tag später schon wieder zu Hause." Die Regenerationszeit konnte Rossi perfekt nutzen, sodass in ihm rasch der Wunsch aufkeimte, Aragon als Ziel für das Comeback ins Auge zu fassen.

Michael Van der Mark: Die Facts zu Rossis Ersatzmann (00:50 Min.)

Yamaha-Boss: Rossi liebt den Sport

"Nach den ersten zehn Tagen machte meine Genesung große Fortschritte und mein Gefühl im Bein und im Knöchel wurden immer besser. Da kamen mir zum ersten Mal Gedanken an Aragon", gestand Rossi. Gemeinsam mit seinem Team setzte man seither alle Hebel in Bewegung, dass das Wunder auch klappt.

Yamahas Rennchef Lin Jarvis erklärte in Aragon: "Man könnte sich fragen, warum er sich das in seinem Alter überhaupt noch antut. Aber er liebt diesen Sport und ist im Herzen noch immer Vollblutrennfahrer. Es sind noch fünf Rennen zu fahren und alles kann passieren." Doch ein gutes Ergebnis steht für Rossi selbst an diesem Wochenende nicht im Vordergrund.

"Ich habe keine Ahnung, auf welchem Niveau ich hier fahren kann. Das Rennen zu beenden - das ist ein gutes Ziel. Und vielleicht hole ich dann ja ein paar Punkte", so Rossi. Er erwartet ein schmerzhaftes Wochenende: "Natürlich habe ich noch Schmerzen an der Bruchstelle. Auch die Richtungswechsel tun noch sehr weh. In Rechtskurven schmerzt das Bein ebenfalls noch sehr. Ich hoffe, dass das im Laufe des Wochenendes besser wird."

Aragon als Probelauf für Fernost-Tour

Aragon ist für den neunfachen Motorrad-Weltmeister daher eher ein Probelauf für die anstrengende Fernost-Tour, die in drei Wochen auf dem Programm steht: "Es war mir wichtig, möglichst schnell zurück auf mein Bike zu kommen und nicht noch ein Rennen fernbleiben zu müssen. Denn nur so komme ich schnell wieder auf ein gutes Niveau für den Rest der Saison. Außerdem hat es mir sehr weh getan, Misano zu verpassen", so Rossi.

Sollten alle Stricke reißen und die Schmerzen zu groß werden, steht Michael Van der Mark Gewehr bei Fuß. Vergangene Woche wurde der Niederländer von Yamaha bereits als Ersatzfahrer von Rossi präsentiert - als ein Comeback von Rossi in Aragon erst lose angedacht war. Van der Mark muss am Freitag vorerst zusehen. "Das ist als hätte man ihm ein Karamell gegeben und nun wieder weggenommen", analysierte Rossis Teamkollege Maverick Vinales in Aragon treffend. "Aber wir sind alle glücklich, dass Vale wieder da ist."