Als Marc Marquez beim MotoGP-Rennen in Misano als Sieger das Podest betrat, wurde er von den Fans heillos ausgepfiffen und ausgebuht. Das passierte dem amtierenden Weltmeister in Italien nicht zum ersten Mal.

"Um ehrlich zu sein, macht mich das traurig", gab er nach der Siegerehrung in einer Pressekonferenz zu. Wieder einmal auffallend: Zum größten Teil war die pfeifende Fan-Masse unterhalb des Podiums in gelbe Fan-Utensilien gehüllt.

Seit dem Saisonende 2015 hegen die Rossi-Fans Groll gegen Marquez und sehen sich von ihm um Rossis achten Titel in der Königsklasse betrogen. Teilweise zeigt Marquez sogar Verständnis für die Unmutsbekundungen: "Wenn das bei der Siegerehrung passiert, kann ich das vielleicht noch nachvollziehen."

Doch in Misano wurde zum wiederholten Male auf den Tribünen gejubelt, als Marquez im Training, dem Qualifying und sogar im Warmup am Sonntag zu Boden gegangen war - bei teilweise hoher Geschwindigkeit. "Ich habe keinerlei Verständnis dafür, dass die Tribünen aufjubeln, wenn ich stürze", fand er nach dem Rennen klare Worte.

Marquez appelliert an Fairness und Sportsgeist

Marquez stellte derartige Unsportlichkeiten in Misano an den Pranger: "Wenn wir crashen, haben wir teilweise bis zu 300 km/h drauf. Wir spielen immer am Limit mit unserem Leben und wir können uns bei Stürzen verletzen." Seine eigenen Fans forderte er im Gegenzug zu Fairness und Besonnenheit auf den Rängen auf: "Ich hoffe, dass meine Fans niemals bei einem Sturz irgendeines anderen Fahrers jubeln."

Damit fand der Weltmeister für seine eigene Anhängerschaft klare Worte. Valentino Rossi hingegen hat seine eigenen Fans bislang noch nie so klar in die Verantwortung genommen. Nach einem Pfeifkonzert gegen den siegreichen Jorge Lorenzo im März 2016 meinte Rossi etwa nur: "Die Pfiffe sind nicht meine Schuld. Das ist kein Problem der Fans, sondern eher eines der Presse. Es wird immer gute und schlechte Fans geben. So etwas passiert in jedem Sport. Ich glaube nicht, dass das wirklich schlimm ist."

In Misano fehlte Rossi diesmal verletzt. Dem Fanansturm am Sonntag tat das kaum einen Abbruch: Mit 95.000 Zuschauern kratzte man erneut an der Marke von 100.000, die man im Vorjahr brechen konnte. Für die zigtausenden Italiener unter den Zuschauermassen war der Marquez-Sieg freilich das schlimmste Ereignis, zumal der Spanier damit auch noch Ducatis Andrea Dovizioso von der Spitze des WM-Klassements verdrängte. Ihren Unmut verschafften die Tifosi bei der Siegerehrung Luft.

Erklärung: Marc Marquez und Andrea Dovizioso sind in der Gesamtwertung aktuell punktgleich. Marquez führt die WM allerdings an, da er bei der gleichen Anzahl an Siegen wie Dovi (jeweils 4) zwei zweite Plätze mehr hat als sein Rivale.