Danilo Petrucci - P1, Andrea Dovizioso - P3, Michele Pirro - P7, Jorge Lorenzo - P8. Ducatis Bilanz nach dem MotoGP-Training in Misano liest sich ordentlich. Aber ist die Rote Rennfraktion aus Bologna damit auch der große Favorit auf den Sieg am Sonntag?

WM-Leader Dovizioso will die Ergebnisse vom Freitag keinesfalls überbewerten: "Wir sprechen immer schon am Freitag über das mögliche Ergebnis vom Sonntag", führte er in seiner Presserunde nach den Trainings in Misano aus. "Ich denke, dass Honda hier sehr stark ist und auch Maverick. Erst morgen können wir mehr über das tatsächliche Tempo unserer Rivalen sagen."

Immerhin zeigt der Eifer von Jorge Lorenzo, dass Ducati auf der Strecke wohl gut gewappnet ist. Obwohl er mit Platz 8 und weniger als vier Zehntelsekunden Rückstand auf die Bestzeit eines seiner besseren Freitagsergebnisse holte, haderte er mit dem Ergebnis:

"Heute haben uns mehr Zehntel gefehlt als zuletzt beim Test. Da war ich gemeinsam mit Marc der absolut Schnellste", führte Lorenzo aus. "Marc und die anderen Fahrer haben sich wohl schneller an die veränderten Bedingungen gewöhnt, denn beim Test hatten wir höhere Temperaturen."

Dreimal mit Flügel, einmal ohne

Kurios: Ducati setzte auf den vier Werksmotorrädern der neuesten Generation dreimal auf die Flügelkonstruktion, verzichtete aber ausgerechnet an Dovizioso Bike darauf. Der WM-Führende erklärt: "Ich bin vermutlich auf der 'alten' Verkleidung vermutlich der Beste unter den Ducati-Fahrern. Auch diese Variante hat ihre Vorzüge und ich habe darauf Rennen gewonnen."

Danilo Petrucci erklärt den Unterschied zwischen der neuen Winglet-Ducati und dem Modell ohne Flügel, das Dovizioso am Freitag nutzte: "Das Motorrad wird mit den Flügel sehr schwerfällig. Sobald du in eine Kurve gehst, musst du schon an die nächste denken, weil du deine Linie nicht mehr korrigieren kannst."

"Wenn du hier in den ersten drei Kurven zu hart bremst, bist du in der zweiten Kurve zu weit und kannst das auch in der dritten noch nicht korrigiere. Aber vor allem in der zweiten Hälfte der Strecke sind wir in den langen Bremszonen und bei der Beschleunigung konkurrenzfähiger. Beim Richtungswechsel fühlt sich die Ducati aber an wie ein Truck", so Petrucci.

Dovizioso könnten am Samstag aber bereits Flügel aus seiner GP17 wachsen. Denn sollte Ducati aus der Datenanalyse von Lorenzo, Petrucci und Pirro erkennen, dass die Winglets ein klarer Vorteil in Misano sind, dann wird sich auch der WM-Leader der MotoGP diese Chance nicht nehmen lassen: "Wir vergleichen heute Abend die Daten von allen vier Fahrern und entscheiden dann, ob wir die neue Verkleidung am Samstag einsetzen."