Wenn es eine Sache gibt, die MotoGP-Piloten hassen, dann sind es Bodenwellen. Auf viele widrige Umstände können sich die besten Motorradfahrer der Welt einstellen, werden ihre Bikes aber durch unebenen Streckenbelag unkontrollierbar, ist das nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich. Die Fahrer haben dann zwei Möglichkeiten: Entweder Tempo rausnehmen, bis das Risiko kalkulierbar wird, oder einfach mit vollem Speed weiterfahren und hoffen, dass ein Sturz ausbleibt.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass unterschiedliche Maschinen unterschiedlich stark auf Unebenheiten reagieren. Die siegfähigen Bikes aus den Häusern Honda, Ducati und Yamaha lassen sich aktuell wohl in dieser Reihenfolge von sehr anfällig bis wenig anfällig einordnen.

Für Yamaha läuft es in Silverstone gut, Foto: LAT
Für Yamaha läuft es in Silverstone gut, Foto: LAT

Bei Honda dient das Repsol-Werksteam als Paradebeispiel. Marc Marquez steht zwar auf der Pole Position, ist an diesem Wochenende aber noch sichtbar stärker am Limit als üblich, praktisch in jeder Kurve scheint er in unmittelbarer Sturzgefahr. Eine unangenehme Ausgangssituation für den Weltmeister. Wenig sturzanfällig, dafür aber zu langsam, ist Teamkollege Dani Pedrosa unterwegs. "Ich habe unglaubliche Probleme mit den Wellen und kann das Bike kaum kontrollieren. Heute hatte ich nicht eine gute Runde", musste Pedrosa am Freitag zugeben.

Yamaha als MotoGP-Wellenkönig

Etwas besser läuft es da schon bei Ducati. "Was das Fahren auf Bodenwellen betrifft, sind wir recht konkurrenzfähig", meinte Andrea Dovizioso am Samstagabend. Für Yamaha stellen die Unebenheiten überhaupt fast gar kein Problem dar, wie Maverick Vinales zufrieden feststellte: "Unser Bike bleibt in solchen Passagen sehr stabil, da müssen wir uns gar nicht großartig konzentrieren. Es funktioniert wirklich gut."

Idealerweise kommt man als Fahrer also gar nicht in die Situation, sein Motorrad auf Bodenwellen vorzubereiten. Welche Möglichkeiten gibt es aber, wenn das doch notwendig wird? Im Wesentlichen stehen zwei Parameter zur Verfügung, an denen gearbeitet werden kann. Zum einen ist das die Dämpfung beziehungsweise Federung der Maschine, zum anderen ist es die Geometrie des Fahrwerks.

Was Dämpfung beziehungsweise Federung angeht, haben die Teams die Möglichkeit, das Setup etwas weicher zu gestalten, dem Motorrad also zu erlauben, die Wellen etwas besser zu schlucken. Ein Schuss, der aber leicht nach hinten losgehen kann, wenn ein gewisser Punkt überschritten wird und sich das Bike zu stark aufschaukelt. So geschehen etwa beim geplagten Dani Pedrosa: "Wenn ich einmal über eine Welle gefahren bin, hat das Motorrad nicht mehr aufgehört zu wackeln. Es ist einfach immer weitergegangen."

Die Bodenwellen sorgen für Probleme am Kurveneingang und Kurvenausgang, Foto: Ducati
Die Bodenwellen sorgen für Probleme am Kurveneingang und Kurvenausgang, Foto: Ducati

In der Fahrwerksgeometrie besteht die Möglichkeit, den Radstand des Bikes zu verlängern. Das gibt zum einen mehr Stabilität entlang der Längsachse und zum anderen mehr Druck auf die Räder, vorne beim Bremsen und hinten beim Beschleunigen. Diesen Weg schlug man etwa bei Jonas Folger und Tech3 mit der 2016er-Yamaha ein. "Ich fühle mich so auf den Wellen deutlich besser und stabiler. Das Motorrad ist nicht so nervös. Beim Beschleunigen schaukelt es sich weniger auf und beim Anbremsen ist das Handling auch besser", erklärt Folger.