Marc Marquez wandelt zwischen Genie und Wahnsinn wie kaum ein anderer MotoGP-Fahrer. Eine Kostprobe dieser Gratwanderung lieferte der Weltmeister wieder einmal im Qualifying zum britischen Grand Prix in Silverstone. Marquez war mehr als einmal am absoluten Limit unterwegs, konnte sich aber wie durch ein Wunder auf seiner Honda halten. Der Lohn: Absoluter Rundenrekord im Qualifying und die erste 1:59er-Zeit eines MotoGP-Fahrers überhaupt in Silverstone. Auch im Hinblick auf das Rennen gibt sich Marquez risikofreudig.

"Wir werden sehen, wie es morgen aussieht, es hängt vom Wetter und von den Temperaturen ab. Man muss die Bodenwellen und viele weitere Umstände berücksichtigen. Aber jeder Punkt ist wichtig. Wenn ich einen mehr kriegen kann, dann werde ich es auf jeden Fall versuchen", so ein angriffslustiger Marquez nach dem Qualifying.

Dovizioso: Marquez spielt mit dem Limit wie kaum ein anderer

Klare Ansage von Marquez also an seine Gegner im WM-Kampf. Der Weltmeister wird nicht zurückstecken zugunsten eines soliden Punkteergebnisses. Was ihm dabei auch hilft: Das Gefühl für seine Repsol Honda hat sich im Vergleich zum Trainingsfreitag deutlich gebessert. Im FP2 stieg Marquez ja zwei Mal von seiner Honda ab, einmal davon äußert unsanft per Highsider in Becketts. "Heute habe ich mich besser gefühlt und konnte so mehr riskieren. Gestern bin ich gestürzt sobald ich ans Limit gegangen bin", gab Marquez zu erkennen.

Dass er auf seiner Pole-Runde sogar über das Limit hinaus ging und trotzdem auf seiner Honda sitzen blieb, nötigt WM-Gegner Andrea Dovizioso größten Respekt ab: "Er kann mit dem Limit spielen wie kaum ein anderer Fahrer. Die meiste Zeit geht er sogar übers Limit hinaus und macht Fehler. Aber er hat viele Titel gewonnen, weil er so gut in solchen Situationen ist", so die Analyse des Ducati-Piloten.

Marquez' Repsol-Honda hilft ihm

Doch um drohende Stürze so gut abfangen zu können wie Marquez, braucht es nicht nur Weltklasse-Reflexe, sondern auch ein hervorragendes Setup. Und genau hier sind Marquez' Crew über Nacht Fortschritte gelungen: "Schon in den letzten Rennen war mein Bike stabiler, daher ist es leichter zu fahren und konkurrenzfähiger. Gestern hat das Motorrad nicht funktioniert, daher haben wir das Setup komplett geändert."

Das neue Setup kommt Marquez spürbar entgegen. Nicht nur, dass er sich am Limit wohler fühlt als noch am Freitag. Auch die richtige Pace ist da. Trotzdem ist Marquez vorsichtig: "Das Wichtigste ist, dass der Rhythmus nicht schlecht ist. Das Rennen wird schwierig, da viele Fahrer eine gute Pace haben. Aber wir haben das gleiche Level wie die Top-Jungs." Und wenn sich Marquez eine Gelegenheit bietet, wird er sie auf jeden Fall versuchen zu nutzen.