Seit dem MotoGP-Aufstieg von Pol Espargaro 2014 sind er und Bradley Smith Teamkollegen. Zunächst drei Jahre lang beim Yamaha-Kundenteam Tech3, nun im KTM-Werksrennstall. Espargaro und Smith waren in der Vergangenheit stets auf Augenhöhe unterwegs - daran änderte sich auf mit dem Wechsel auf die KTM RC16 zunächst nichts. Nach sieben Saisonrennen 2017 lagen Smith und Espargaro mit jeweils sechs WM-Punkten in der Weltmeisterschaft exakt gleichauf. Doch dann trennten sich die Formkurven der Teamkollegen.

Während Smith am Ende des Feldes festhängt, geht es für Espargaro rasant bergauf. In Assen holte der Spanier mit Rang elf das bis dahin beste KTM-Ergebnis in der MotoGP, verbesserte das wenig später in Brünn mit P9 noch einmal und sammelte auch am Sachsenring gute Punkte. In Spielberg war Espargaro erneut sehr stark unterwegs, musste das Rennen aber mit einem technischen Defekt vorzeitig beenden. Dennoch fällt die Punktebilanz der letzten vier Rennen eindeutig aus: Espargaro 15, Smith 2.

Pol Espargaro hat ihm Teamduell klar die Nase vorne, Foto: KTM
Pol Espargaro hat ihm Teamduell klar die Nase vorne, Foto: KTM

Die Tatsache, dass beim großen KTM-Heimrennen in Österreich auch noch Testpilot Mika Kallio mit einer Wildcard Smith um die Ohren fuhr, brachte das Fass in der Führungsetage schließlich zum Überlaufen. Sowohl Motorsportchef Pit Beirer als auch Firmenboss Stefan Pierer erklärten unmissverständlich, dass sich Smith steigern müsse, sonst drohe ihm sogar der Verlust seines Platzes.

KTM baut Smiths Crew um

Dass man es bei KTM ernst meint, zeigte man bereits. Nach dem Österreich-GP wurde Smiths Crewchief Tom Jojic, ein langjähriger Mitarbeiter der Mattighofener, beurlaubt. Der neue Mann in Smiths Box ist Esteban Garcia, der zuletzt mit Kallio im Entwicklungsteam und zuvor auch mit allen anderen Testfahrern wie Tom Lüthi, Alex Hofmann, Randy de Puniet oder Karel Abraham gearbeitet hatte. Erstmals ein Team bildeten Garcia und Smith beim Privattest Anfang der Woche in Misano, das erste Rennwochenende bestreiten sie in Silverstone.

Tom Jojic ist nicht mehr länger Crewchief von Bradley Smith, Foto: KTM
Tom Jojic ist nicht mehr länger Crewchief von Bradley Smith, Foto: KTM

Am Freitag war in den Zeitenlisten noch kein Fortschritt zu erkennen. Smith wurde abgeschlagen Letzter, verlor über 3,5 Sekunden auf die Bestzeit und fast eine Sekunde auf den vorletzten Platz. Zum Vergleich: Espargaro wurde Siebenter, war über 2,5 Sekunden schneller als Smith. "Wir haben heute unseren Fokus aber auch auf die Rennpace mit alten Reifen gelegt", rechtfertigt sich Smith. "Mein neuer Crewchief war der Meinung, dass das meine größte Schwäche ist. Auf der Zeitenliste sieht es jetzt natürlich schlecht aus, aber er ist der Meinung, dass mir das im Qualifying das nötige Feuer geben wird. Das ist mal ein anderer Ansatz", schmunzelt der Brite.

Europasaison für Smith maßgeblich

Entscheidend für Smith werden vor allem die nächsten drei Rennen in Silverstone, Misano und Aragon sein, denn in Aragon ist auch Kallio wieder mit einer Wildcard am Start. Lässt Kallio Smith dann wieder hinter sich, könnte es für ihn richtig eng werden. "Mikas Leistung in Aragon wird man sich bei KTM sicher sehr genau ansehen", weiß auch Smith, der eigentlich noch über einen Vertrag für 2018 verfügt. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass so ein Vertrag in der MotoGP vorzeitig aufgelöst wird.