KTM feiert beim Österreich GP in Spielberg Heimspiel, wenig überraschend nutzt der Hersteller aus Mattighofen dieses Rennen, um per Wildcard ein drittes Motorrad einzusetzen. Pilotiert wird dieses erneut von Mika Kallio, der nach dem Rennen am Sachsenring zu seinem zweiten Saisoneinsatz kommt. Den restlichen Teil der Saison verbringt der 34-jährige Finne mit Testarbeit für KTM. Ein wichtiger Job, betrachtet man den sportlichen Fortschritt, den der Hersteller seit Saisonbeginn erzielte.

Doch einen vollwertigen Einsatz als Stammfahrer kann diese Tätigkeit nicht ersetzen. Das ist auch Kallio bewusst, und der Finne sehnt sich nach einer dauerhaften Rückkehr in den MotoGP-Zirkus. "Ich werde im November 35 Jahre alt, aber aus meiner Sicht gibt es immer noch die Möglichkeit, in der MotoGP zu fahren. Da sehe ich kein Problem", sagte Kallio in Spielberg. Seit 2001 ist er in der Motorrad-Weltmeisterschaft unterwegs, 2009 und 2010 fuhr er für Pramac Racing in der Königsklasse. Von Erfolg war diese Zeit mit den Plätzen 15 und 17 in der WM-Wertung aber nicht gekrönt.

Kallios Trumpf: Erfahrung ohne Ende

In den kleineren Klassen wusste Kallio jedoch zu überzeugen. 2005 und 2006 wurde er in KTM-Diensten jeweils Vize-Weltmeister in der 125ccm-Klasse, 2014 musste er sich in der Moto2 nur Tito Rabat geschlagen geben. Wenngleich die Plätze in der MotoGP arg begrenzt sind und zahlreiche Talente aus den Nachwuchsklassen nach oben drängen, betont Kallio seinen Wert für ein mögliches Team. "Jeder schaut nach jungen Fahrern, aber die Leute vergessen, dass diese Fahrer nicht über die Erfahrung verfügen, die man benötigt, um solch ein Bike zu fahren", merkt er an.

2014 wurde Kallio Vize-Weltmeister in der Moto2, Foto: Marc VDS
2014 wurde Kallio Vize-Weltmeister in der Moto2, Foto: Marc VDS

Und in Sachen Erfahrung kann Kallio auftrumpfen. "Ich habe sie und ich bin zuversichtlich, dass ich - sollte ich einen Stammplatz bekommen - gute Leistungen abliefern kann", betreibt er kräftig Eigenwerbung. Bislang bestritt Kallio 235 Rennen in der Motorrad-WM, 16 Siege sprangen dabei heraus, 49 Mal fuhr er auf das Podium.

"Am Sachsenring hat man gesehen, dass ich auch nach einigen Rennen Pause über den Speed verfüge, gute Resultate einfahren und ziemlich gute Sektorenzeiten fahren kann", erinnert er an das letzte Rennen vor der Sommerpause, als er nur knapp die Punkte verpasste. "Man hat oft genug gesehen, dass junge Fahrer schnell sind, aber auch Fehler machen", warnt er zudem vor einem frühzeitigen Vertrauen in Nachwuchsfahrer.

Kein Platz für Kallio

Doch auch nach dieser flammenden Bewerbung fehlt Kallio weiterhin eines: ein mögliches Team. Für 2018 sind nur noch wenige Bikes zu vergeben, die Kandidatenliste ist auch ohne den Namen Kallio bereits üppig gefüllt. "Natürlich sind nicht mehr so viele Plätze verfügbar, aber es kann immer noch eine Chance kommen. Ich spreche auch mit KTM, welche Ideen sie für meine Zukunft haben", berichtet er. Doch dort ist die Situation klar: "Pol [Espargaro] und Brad [Smith] haben einen Vertrag für 2018, bei KTM ist es also schwierig, einen Platz zu finden", macht sich Kallio keine Illusionen.

Größer erscheinen da schon die Chancen in einem möglichen Kundenteam von KTM. Nach dem Willen der Dorna soll mittelfristig möglichst jeder Hersteller ein Satelliten-Team stellen. Doch davon ist KTM, die 2017 ihr erstes Jahr in der Königsklasse absolvieren, noch ein gutes Stück entfernt. "Für kommendes Jahr ist ein solches Team unmöglich. Vielleicht in der Zukunft", blickt Kallio voraus. Bis dahin bleiben ihm wohl nur die seltenen Wildcard-Einsätze, um seiner verbalen Bewerbung auch durch Taten Nachdruck zu verleihen.