Motorsport ist gefährlich. Das steht auf jeder Eintrittskarte. Bisweilen kann es aber nicht nur auf der Strecke, sondern auch in der Boxengasse gefährlich werden. So geschehen beim Tschechien-GP der MotoGP in Brünn. Dort stürzte Andrea Iannone in der Boxengasse, nachdem ihm zuvor Aleix Espargaro vor die Nase gefahren war. Auch im Warm Up gab es schon eine brenzlige Situation mit Jorge Lorenzo und Loris Baz. Motorsport-Magazin.com zeigt die Hintergründe:

Die Vorfälle

Gleich zwei Mal wurde es an diesem Rennsonntag in Brünn richtig haarig. Der erste Zwischenfall ereignete sich im Warm Up zwischen Jorge Lorenzo und Loris Baz. Baz hat sein Motorrad gewechselt und war im Begriff, loszufahren, da kreuzte Lorenzo seine Linie. Ein Sturz konnte in dieser Situation aber vermieden werden, zurück blieb lediglich ein verärgerter Lorenzo.

Im Rennen wurde es dann noch brenzliger. Dieses Mal waren Andrea Iannone und Aleix Espargaro in einen Zwischenfall beim Bike-Wechsel verwickelt. Suzuki-Pilot Iannone kam dabei sogar zu Fall. Die Rennleitung untersuchte anschließend den Vorfall und machte Espargaro bzw. dessen Aprilia-Crew für den Sturz verantwortlich. Grund: Unsafe release. Espargaro musste sich in Folge dessen um drei Positionen zurückfallen lassen.

Die Regeln bei Flag to Flag

Rennen zu wet race erklärt: Wird ein Rennen in der MotoGP-Klasse vor dem Start zu einem wet race erklärt, so wie es in Brünn der Fall war, dann dürfen die MotoGP-Fahrer zu einem beliebigen Zeitpunkt an die Box kommen, um von einem Einsatzmotorrad auf das andere zu wechseln.

Rennen zu dry race erklärt: Bei einem dry race müssen die Fahrer auf die Entscheidung der Rennleitung warten, ehe sie ihre Motorräder an der Box wechseln dürfen. Sieht die Rennleitung die Bedingungen als kritisch genug an, werden weiße Flaggen geschwenkt. Diese signalisieren den Fahrern, dass sie nun an die Box kommen und Motorräder wechseln dürfen.

Die Reaktionen zum Boxengassen-Crash von Iannone

Aleix Espargaro: "Zum Glück hat Andrea keine Verletzungen davon getragen, denn das war ein beängstigender Crash. Es gab nicht wirklich etwas, das ich hätte tun können, ich habe keine Rückspiegel. Wenn ich oder das Team einen Fehler machen, das ist das ein Fehler des kompletten Teams. Daher sage ich stellvertretend für mich und Aprilia sorry an Suzuki und Andrea."

Andrea Iannone: "Ich denke nicht, dass Aleix Schuld daran ist. Der entsprechende Mechaniker hätte ihm signalisieren sollen, nicht loszufahren. In den Regeln steht, dass der hereinkommende Fahrer Vorfahrt hat, sein Mechaniker hätte also besser aufpassen sollen, ob jemand reinkommt. Darüber haben wir schon in der Safety Commission gesprochen. Leider ist mein Bike dann auf Rins' Motorrad gelandet und ich habe mir auch an den Beinen und an der Hüfte weh getan. Ich denke, es ist besser, bei 300 km/h zu stürzen als so, wie es mir heute passiert ist."

Marc Marquez: "Ich habe es nicht gesehen, aber normalerweise ist das ein Fehler des Teams. Das Team sieht normalerweise, ob da jemand von hinten kommt, und dann müssen sie den Fahrer stoppen. Das ist wie in der Formel 1, da kannst du auch nicht bei Rot losfahren."

Hervé Poncharal (Teamchef Tech3): "Unter Flag to Flag kommen immer gefährliche Situationen zustande. Die Fahrer sind aufgeregt und wollen keine Zeit verlieren, zudem ist die Boxengass ziemlich voll. Eine Welt ohne Zwischenfälle gibt es nicht. Sie können gerne darüber sprechen, denn dazu gibt es die Safety Commission ja. Ich sehe aber nicht, was man ändern sollte. Flag to Flag wird immer ein wenig gefährlich bleiben."

Die Forderung nach dem Crash

Aleix Espargaro will die WSBK-Regeln für den Bike-Wechsel übernehmen, Foto: Tobias Linke
Aleix Espargaro will die WSBK-Regeln für den Bike-Wechsel übernehmen, Foto: Tobias Linke

Aprilia-Pilot Aleix Espargaro spricht sich nach dem Vorfall zwischen ihm und Andrea Iannone ganz klar für eine Regeländerung aus: "Für mich sind hier die Superbike-Regeln am Besten. Man hat Zeit und kann sich etwas ausruhen, denn jeder bleibt gleich lange in der Boxengasse." Zur Erklärung: In der Superbike-WM muss jeder Fahrer zehn Sekunden bei seiner Crew verbringen. "Es ist sehr leicht, einen Fehler zu machen", fuhr Espargaro fort. "Ich war fünf Sekunden vor Iannone, warum sollte ich also warten bis er vorbei fährt? Wenn ich schneller bin als er, warum soll ich da warten?"