Mehr als jeder fünfte Zuschauer aus dem Vorjahr blieb am vergangenen MotoGP-Wochenende am Sachsenring zu Hause auf der Couch. Die Veranstalter verbuchten ein sattes Minus von 22,4 Prozent bei den verkauften Tickets. Statt 212.411 Fans wie im Vorjahr kamen diesmal an allen drei Tagen zusammen nur noch 164.801 an die Strecke.

So wenige Zuschauer hatte man zuletzt im Jahr 2000. Seit 2003 lag man nur ein einziges Mal (2012) unter dem Wert von 200.000 Fans über das gesamte Wochenende. Die Gründe für den massiven Rückgang liegen auf der Hand:

Termin verschoben, Preise angehoben

Zunächst wurde der Termin des Rennens vorverlegt, als der Ticketvorverkauf bereits begonnen hatte. Am 7. Dezember bekam man die Nachricht, dass die MotoGP am 2. Juli kommt - und nicht wie ursprünglich geplant am 16. Juli. Viele Fans, die bereits ihre Eintrittskarten erworben hatten, mussten diese wieder umtauschen. "Das hat uns das gesamte Weihnachtsgeschäft kaputt gemacht", sagte Strecken-Chef Wolfgang Streubel in einem Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Die Verschiebung sorgte zudem für eine ungemütliche Terminkollision, denn nur eine Woche vor dem Rennen am Sachsenring fand der WM-Lauf in Assen statt. Für MotoGP-Fans aus Norddeutschland die deutlich nähere Alternative. Und an zwei Wochenenden in Folge an die Strecke? Das wollen sich die wenigsten Fans leisten.

Apropos leisten: Die generelle Erhöhung der Ticketpreise spielte sicherlich auch eine Rolle beim Zuschauerrückgang vom vergangenen Sonntag. Diese war nötig geworden, um die notwendige Sanierung der Rennstrecke zu finanzieren. Drei Millionen Euro verschlangen die Arbeiten an der Strecke, im Zuge derer unter anderem eine komplett neue Asphaltdecke aufgebracht wurde.

Wackelt das Rennen am Sachsenring?

Als die Zuschauerzahlen am Sonntag veröffentlicht wurden, waren viele Beteiligte am Sachsenring leicht geschockt. Prompt machten Gerüchte die Runde, dass man schon im kommenden Jahr das Rennen verlieren könnte. Und dass Viktor Charitonin, russischer Anteilseigner des Nürburgrings, an der Strecke gesichtet worden sein soll. Die Sachsen fürchten wieder einmal um ihr Rennen.

Erst im Vorjahr musste man ein langes Tauziehen über sich ergehen lassen: Lizenznehmer des "Deutschen Motorrad Grand Prix" ist der ADAC, der seinen Fünfjahres-Vertrag mit der Dorna im Juli 2016 unterzeichnete. Bis der ADAC sich aber mit dem Sachsenring auf die Ausrichtung des Rennens einigen konnte, verging aber ein ganzer Monat. Aktuell ist das Rennen vertraglich bis 2021 abgesichert.

Der ADAC hält den Sachsen daher trotz des Zuschauerrückgangs die Stange. "Der ADAC e.V. hat einen gültigen Vertrag mit der SRM zur Austragung des Deutschen Motorrad-Grand-Prix auf dem Sachsenring und diesen Vertrag werden wir erfüllen. Motorsportveranstaltungen sind immer Schwankungen bei den Zuschauerzahlen unterworfen, hier gilt es nun die Gründe zu analysieren, um für das kommende Jahr die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Die beste Werbung für das Rennen hat der Grand Prix mit tollem Sport, guter Organisation und einem fantastischen zweiten Platz von Jonas Folger selbst gemacht", heißt es in einem Statement auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com.

Hundertprozentig sicher ist das Rennen damit aber nicht. Denn sollte die Betreibergesellschaft SRM GmbH pleitegehen, wäre auch der Vertrag mit dem ADAC hinfällig. Gerüchten zufolge hätte man rund 200.000 Zuschauer am Wochenende gebraucht, um die Veranstaltung mit einer "roten Null" abzuschließen. Davon war man letztlich weit entfernt. Ein schlechtes Jahr macht noch keine Krise, doch sollte der Zuschauerrückgang eine generelle Tendenz werden, könnte es für den Sachsenring eng werden.