Platz zwei durch Jonas Folger am Sachsenring ist der größte Erfolg für Deutschland in der MotoGP seit Laguna Seca 2013, als Stefan Bradl auf LCR Honda dasselbe Ergebnis einfahren konnte. Folgers Vorgänger zieht den Hut vor dessen Leistung.

"Das war ein ganz starkes Rennen von Jonas", meinte Stefan Bradl in seiner Gastrolle als Experte für ServusTV. "Er hat mit Ausnahme der zwei kleinen Schnitzer in Kurve eins keine Fehler gemacht und hat dem Druck standgehalten. Beim Heim-Grand-Prix auf das Podium zu fahren ist wirklich toll und sehr viel wert. Als Motorradfahrer in Deutschland hat man es ja auch nicht immer so einfach, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Dieses Ergebnis ist für ihn sicher auch mental extrem wichtig, denn in den letzten Rennen hat er gegen Zarco ja doch immer den Kürzeren gezogen. Er ist aber ruhig geblieben und es gibt keinen besseren Ort als den Sachsenring, um zurückzuschlagen. Jonas hat gezeigt, dass hier er der Chef ist. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Chapeau, da kann man nur den Hut ziehen!"

Stefan Bradl stand selbst schon auf einem MotoGP-Podium, Foto: Honda
Stefan Bradl stand selbst schon auf einem MotoGP-Podium, Foto: Honda

Auch der zweite deutsche MotoGP-Fahrer vor Jonas Folger, Alex Hofmann, war im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com voll des Lobes für das Rennen des Tech3-Piloten: "Zu diesem Ergebnis muss man nicht viel sagen, das erklärt sich selbst. Es ist der Tag an dem Jonas Folger endlich sein volles Potenzial gezeigt und unter Beweis gestellt hat, was in ihm steckt. Er hat es schon oft aufblitzen lassen, es war zu erkennen und im Ansatz da, aber heute haben wir 100 Prozent gesehen. Traumhaft! Wichtig ist, dass er das für sich selbst herausfindet, analysiert und abspeichert, was er hier anders gemacht hat. Entweder er hat es einfach geschafft, alles auszublenden, oder er war hier so beschäftigt, dass er gar nicht Zeit hatte, darüber nachzudenken. Was auch immer es war: Weitermachen und Durchziehen! Dieses Podium wird ihm extrem viel Sicherheit und Selbstvertrauen geben. Das erste Mal ist immer schwieriger, als es dann ein zweites oder drittes Mal zu wiederholen. Ich bin einfach nur froh. Es war wirklich schön!"

Racer und Ex-Racer: Hofmann gratuliert Folger, Foto: Tobias Linke
Racer und Ex-Racer: Hofmann gratuliert Folger, Foto: Tobias Linke

Einer, der Folgers Karriere seit den Anfangstagen journalistisch begleitet und am Sachsenring als offizieller Streckensprecher im Einsatz war, rang mit seinen Emotionen - Kommentatoren-Urgestein Edgar Mielke. "Ich hatte Gänsehaut", gesteht er. "Als Jonas in den Parc ferme reingefahren ist und dort seine Eltern, seine Freundin und das Team getroffen hat - da habe ich schon eine Träne verdrückt. Das ist etwas ganz Besonderes. Mehr geht nicht. Also gut, es geht schon noch mehr. Marc Marquez hat es gesagt: Er war heute ganz schön irritiert, dass Jonas so schnell war. Aber der Tag wird kommen, da wird Jonas Folger gewinnen. Ich glaube, dass das eine echte Initialzündung für ihn sein kann. Er ist jetzt zwei Mal - hier und in Barcelona - gut gestartet, hat die Anfangsphase gut gestaltet. Das Selbstvertrauen wächst. Wir wollen ja nicht vergessen, dass Jonas erst 23 ist."

Edgar Mielke führte das Podium-Interview mit Jonas Folger, Foto: Motorsport-Magazin.com
Edgar Mielke führte das Podium-Interview mit Jonas Folger, Foto: Motorsport-Magazin.com

Dieses Selbstvertrauen ist auch für Folgers Teamchef bei Tech3-Yamaha, Herve Poncharal, der entscheidende Faktor: "Man muss an seine Träume glauben, dann werden sie wahr. Jonas hat das heute geschafft. Wir als Team brauchen zwei gute Beine, um gehen zu können, nicht ein gutes und ein schlechtes. Heute haben wir gesehen, dass beide Beine gleich stark sind. In Frankreich war Jonas von der Leistung von Johann fast etwas eingeschüchtert und in Barcelona wurde er dann in einem guten Rennen am Ende wieder von ihm geschlagen. Unsere Mission war es, seine Moral und seine Hoffnung am Leben zu halten. Nun hat er sein volles Potenzial gezeigt. Ich freue mich sehr für ihn."