Es war der Aufreger im Qualifying der MotoGP am Sachsenring. Etwa zur Halbzeit von Q2 kollidierten Maverick Vinales und Marc Marquez in Kurve zwei. Vinales hatte Marquez direkt zuvor überholt, musste am Kurvenausgang aber etwas weitgehen. Das nutzte der Repsol-Honda-Star, um innen hineinzustechen, was schließlich im Kontakt der beiden Spanier endete. Weder Vinales noch Marquez kamen zu Sturz, Erster gestikulierte aber sofort wild in Richtung seines Rivalen, der ruhig auf seiner Honda sitzen blieb.

In dieser Rollenverteilung ging es auch nach dem Qualifying, das mit der Pole Position für Marquez und nur Startplatz elf für Vinales endete, weiter. Während Marquez von einem Missverständnis sprach, warf Vinales dem amtierenden Weltmeister eine bewusst herbeigeführte Kollision vor. Die Statements der beiden Streithähne:

Maverick Vinales: "Ich werde das im Gedächtnis behalten. Wenn ich in Zukunft das Gleiche mit ihm machen muss, dann tue ich das auch. Ich werde nicht überlegen. Marc ist in Kurve eins schon fast stehengeblieben und hat zwei Kurven später mit Hilfe meines Bikes gebremst. Es ist schon schwierig, so etwas nicht mit Absicht zu machen. Er hat es geplant. Er wollte an meinem Motorrad abbremsen, nicht die Kurve fahren. Jetzt weiß ich zumindest, wo das Limit liegt. Wenn Marquez versucht, mich zu ärgern, wird ihm das nicht viel bringen."

Marc Marquez: "Die Situation mit Maverick war ein Missverständnis. Ich habe gepusht und wollte auf der nassen Strecke meinen Rhythmus finden. Meine Linie in Kurve zwei ist wohl etwas anders als seine. Ich fahre dort relativ langsam rein und versuche dann am Ausgang mehr Gas zu geben. Er konnte mich also innen überholen, ist dann aber weit gegangen. Er ist schneller wieder nach innen zurückgekommen, als ich das erwartet hatte und so sind wir kollidiert. Ich habe mich bereits bei ihm entschuldigt. Das Wichtigste ist, dass wir beide auf dem Motorrad sitzengeblieben sind."

Nicht erster Streit Vinales vs. Marquez

Ob es sich bei dem Manöver tatsächlich um eine bewusste Provokation von Seiten Marquez' gehandelt hat, weiß freilich nur der Repsol-Honda-Pilot selbst. Es ist aber auf jeden Fall nicht die erste Streitigkeit zwischen den beiden Landsmännern in diesem Jahr. Zwar gab es an den bisher acht Rennwochenenden der Saison noch keine Zwischenfälle, bei den Testfahrten auf Phillip Island Mitte Februar richtete Vinales aber schon einmal deutliche Worte in Richtung Marquez.

Der hatte sich damals an das Hinterrad Vinales' geheftet und verfolgte ihn in dieser Position fünf Runden lang. Eine Aktion, die natürlich nicht verboten, unter den Rennfahrern aber gar nicht gerne gesehen ist. Vinales musste die Rennsimulation, in der er sich gerade befand, abbrechen und unterstellte Marquez auch damals Absicht: "Ich weiß nicht was ich sagen soll, aber normal ist so etwas nicht. Die Strecke ist über vier Kilometer lang. Da ist es schon komisch, dass er genau hinter mir war."

Vinales ist nicht zum ersten Mal wütend auf Marquez, Foto: MotoGP
Vinales ist nicht zum ersten Mal wütend auf Marquez, Foto: MotoGP

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Die MotoGP-Saison 2017 verlief bisher so harmonisch wie schon lange keine mehr vor ihr. Keine Streitereien bei Yamaha, kein Hass-Duell zwischen Rossi und Marquez und auch keine teaminternen Reibereien bei Honda oder Ducati. Friede, Freude, Eierkuchen soweit man blicken konnte. Das könnte sich nun aber ändern. Ob die Kollision tatsächlich von Marquez geplant war oder nicht, kann man als Außenstehender nicht beurteilen. Die Worte, die Maverick Vinales am Samstag an Marc Marquez richtete, sind aber auf jeden Fall sehr hart. Einem anderen Fahrer zu unterstellen, er habe bewusst eine Kollision herbeigeführt, ist die wohl schlimmste Anschuldigung, die man im Rennsport tätigen kann. (Markus Zörweg)