In Mugello und Barcelona führte Andrea Dovizioso den Rest des MotoGP-Feldes vor, gewann beide Rennen souverän. Dennoch stapelte er stets tief, wollte vom möglichen Weltmeistertitel nichts wissen. Zu inkonstant wäre sein Ducati-Package noch, er auf manchen Strecken somit einfach nicht schnell genug. Zweifel, die nun ausgerechnet ein fünfter Platz in Assen ausgeräumt hat.

Denn für den akribischen Arbeiter Dovizioso war wie so oft weniger das Ergebnis, als viel mehr die gezeigte Leistung entscheidend. Und die war im Rennen von Assen - einer Strecke die ihm und Ducati in den letzten Jahren stets Sorgen bereitete - in der Tat bärenstark. Denn Doviziosos Ergebnis wurde vor allem von seinem schlechte Startplatz beeinträchtigt, nicht von seinem Speed am Sonntag. Er war nach einem Sturz im Qualifying ja nur von P9 ins Rennen gegangen.

Im Qualifying lief es für Dovizioso noch nicht nach Wunsch, Foto: Tobias Linke
Im Qualifying lief es für Dovizioso noch nicht nach Wunsch, Foto: Tobias Linke

Dort drehte er dann aber richtig auf, vor allem nachdem er sich vom vor ihm fahrenden Maverick Vinales einige Tricks abschauen konnte. "Da habe ich viel verstanden was die Linienwahl betrifft und konnte das auch sofort umsetzen. Dann war ich wirklich schnell unterwegs", freute sich Dovizioso, der von Runde 13 bis 21 aus knapp 4,7 Sekunden Rückstand 0,2 machte. "Das ist so wichtig für die Zukunft und für die Weltmeisterschaft in dieser Saison. Dass mir so etwas auf einer für mich schwierigen Strecke gelungen ist, macht mich unglaublich glücklich. Dieser fünfte Platz ist extrem wertvoll. Das ist auch Teil meiner neuen Stärke, dass ich auf solche Dinge reagieren kann."

Dovizioso nimmt in Assen Tempo raus

Dovizioso gestand, in den letzten Runden im Gegensatz zu Valentino Rossi und Danilo Petrucci an der Spitze sowie Marc Marquez und Cal Crutchlow dahinter im einsetzenden Regen nicht mehr volles Risiko gegangen zu sein, reichte ihm nach dem Sturz von Maverick Vinales doch auch Rang fünf für die Führung in der Gesamtwertung. "Da habe ich schon an die Weltmeisterschaft gedacht. Es war unmöglich einzuschätzen, wie nass es in den unterschiedlichen Kurven ist. Das Risiko eines Sturzes war daher einfach zu hoch", erklärt Dovizioso seine Überlegungen.

Der neue WM-Leader - Dovizioso liegt nun vier Punkte vor Vinales, sieben vor Rossi und elf vor Marquez - ist überzeugt, dass der Weg zum MotoGP-Titel 2017 nur über eine solche Strategie führt: "Man darf in dieser Weltmeisterschaft kein unnötiges Risiko eingehen. Es ist so wichtig, keine Nullnummern zu liefern. Heute war die Gefahr dafür zu groß, vor allem weil die anderen Spitzenpiloten auch kaum dumme Fehler machen, immer das Maximum für sie mitnehmen."

Dovizioso völlig relaxt vor Deutschland-GP

In der Vergangenheit war das Maximum für Dovizioso auf Strecken, die ihm und seiner Ducati nicht entgegen kamen, oft nur wenige Punkte. Mit dem Sachsenring steht bereits kommendes Wochenende eine solche Strecke auf dem Programm. Von Angst vor einer Niederlage ist bei Dovizioso aber nichts zu erkennen: "Ich habe mir auch vor diesem Wochenende Sorgen gemacht. Jetzt nicht mehr. Wir waren jetzt in drei Rennen bei völlig unterschiedlichen Verhältnissen konkurrenzfähig. Natürlich ist in dieser Saison immer alles möglich, aber ich fahre völlig relaxt Deutschland."