Die MotoGP-Fahrer kritisieren an diesem Wochenende den Circuit de Catalunya stark. Die Streckenführung sorgte für Ärger, aber auch die schlechte Asphaltdecke, die schon über ein Jahrzehnt nicht mehr erneuert wurde. Ist diese Kritik berechtigt?
Alex Hofmann: Die ganze Sache war nicht gut vorbereitet und irgendjemand muss sich da an die Nase fassen. Für ein Formel-1-AUto sind derartige Wellen egal, aber am Motorrad in Schräglage ist es natürlich heftig. Ich habe für TV-Aufzeichnungen drei Runden bei guten Asphalttemperaturen hier gedreht und hatte auch klar das Gefühl, dass der Grip sehr schwach war. Dazu gesellt sich dann erschwerend die aktuelle Streckenvariante, die nicht sehr gelungen ist. Man hätte sich mehr Mühe geben können. Es ist dort genug Platz, eine schöne Schikane hinzubauen mit ausreichend Abstand zur Mauer. Die örtlichen Voraussetzungen sind da, aber irgendeiner hat sich da keine Mühe gegeben. Da dürfen die Fahrer auch schon Mal auf den Tisch hauen.

Bei den Testfahrten vor wenigen Wochen gab es ja bereits Probleme mit der Schikanen-Variante, die am Freitag gefahren wurde. Pedrosa und Dovizioso haben gestern gesagt, dass sie darauf in der Safety Commission am Rennwochenende in Mugello hingewiesen haben. Kannst du verstehen, dass man dann doch diese Variante fahren ließ?
Alex Hofmann: Das Problem ist: Es war ein privater Test und es waren nicht alle Teams vor Ort. Dann sagt etwa ein Marc Marquez auch noch: Nein, diese Variante passt so - nur weil der eben alles fährt, was auch immer man ihm hinstellt. Andere haben den Mund aufgemacht. Man hätte sich vorab mit drei guten Fahrern und drei Motorrädern treffen können um unter Aufsicht verschiedene Varianten zu testen. Das alles jetzt während des Rennwochenendes noch einmal umzubauen - da verstehe ich den Ärger der Fahrer.

Bradley Smith meinte am Freitag, die MotoGP müsse nicht nach Barcelona kommen, wenn sich der Organisator stets gegen jegliche Verbesserungsvorschläge und Wünsche der Fahrer querstellt.
Alex Hofmann: Es ist schön zu sehen, dass sich die Fahrer heutzutage hinstellen dürfen und derartige Kritik üben können. Zu unserer Zeit mussten wir auf Strecken fahren, die mehr für Mototcross als für GP-Sport geeignet waren. Ich denke da etwa an die Strecke in Jacarepagua. Wir mussten dort fahren und durften nichts kritisieren. Schön, dass sich das geändert hat. Gerechtfertigt ist es, denn hier wurden in der Vorbereitung des Rennens einige Fehler begangen. Die Streckenbetreiber sollten sich also mal fragen: Wie lange haben wir noch? Wie lange wollen wir noch?

Katalonien ist aber die wichtigste spanische Region für den Motorradsport und nicht zuletzt auch Sitz der Dorna. Hältst du es für realistisch, dass dieses Rennen aus dem Kalender fliegt?
Alex Hofmann: Ein Platz im Kalender hängt mittlerweile vor allem am Geld. Somit ist alles möglich. Schade wäre es allemal, denn jeder kommt gerne hierher und mit neuem Asphalt gäbe es kaum Kritikpunkte. Ich hoffe nicht, dass Barcelona aus dem Kalender fliegt, aber man kann es nie wissen. Neue Länder drängen in den Kalender. Thailand kommt, Finnland steht auch schon in der Warteschleife.

Apropos Thailand: Das Rennen kommt bereits 2018, womit wir 19 Rennen hätten. Ist das noch eine erträgliche Größe für die Fahrer?
Alex Hofmann: Wir haben das Maximum bereits erreicht - vielleicht sogar schon überschritten. 16 gut organisierte Rennen halte ich für den Idealfall, 18 gehen bei optimaler Terminplanung auch noch. Leider muss man mittlerweile schauen, was die Formel 1 parallel macht oder wann Rennstrecken frei sind. Daher gibt es bei einer Kalenderplanung wie aktuell körperlich schon sehr harte Phasen für die Fahrer. Eine kleine Verletzung zur falschen Zeit kann dich aus dem Titelrennen katapultieren, wenn du auch nur zwei Wochen nicht voll fit bist. Eine Zahl von 20 Rennen oder mehr kannst du weder den Fahrern, noch den Teammitgliedern und dem gesamten MotoGP-Tross zumuten. Alleine die Belastung bei den drei Fernost-Rennen im Oktober haben mit einem "normalen" Job ja schon nichts mehr zu tun.