Honda verlässt Mugello mit einem blauen Auge. Ein chancenloser Marc Marquez verhinderte mit Platz sechs ein totales Debakel, nachdem sich Cal Crutchlow und Dani Pedrosa in der letzten Runde abgeräumt hatten. In allen drei WM-Wertungen sieht es nach dem ersten Saisondrittel nicht gut aus für den japanischen Hersteller. Was lief bei Honda an diesem Wochenende schief?

Vorbereitung: Pleiten und Pannen

Das Rennen stand schon nach den ersten beiden Tagen unter keinem guten Stern für Honda. Marc Marquez hatte in einigen Trainingseinheiten Ausritte und Stürze, Dani Pedrosa kam überhaupt nie auf Touren und Cal Crutchlow holte zwar eine Trainingsbestzeit, stürzte aber im wichtigen FP3 und blieb im Qualifying schon in Q1 hängen.

"Ich hatte das ganze Wochenende einfach keinen Grip - weder vorne, noch hinten", klagte Pedrosa am Sonntag. Im Qualifying schaffte er es immerhin in die zweite Reihe, wo auch Marc Marquez stand. Der verpokerte sich allerdings und beraubte sich selbst seiner Chancen auf Reihe eins. "Ich war zu knapp an Johann (Zarco) dran, als ich in die Runde gestartet bin. Ich bin schon nach drei oder vier Kurven auf ihn aufgefahren. Es war nicht Johanns Schuld, sondern meine", gestand er schon am Samstag.

Start: Honda chancenlos

Mit den Startplätzen 5 (Pedrosa), 6 (Marquez) und 13 (Crutchlow) hatten Hondas Erfolgsgaranten schlechte Ausgangspositionen für das Rennen. Dort wurde alles aber nur noch schlimmer. Pedrosa wurde von Marquez und Petrucci schon in der 1. Runde überrumpelt und war nach zehn Runden nur noch Zehnter. "Ich war von der ersten Runde an auf dem Motorrad völlig machtlos. Es ist hart, wenn du schon unmittelbar nach dem Start merkst, dass du nicht wehren kannst. Von da an ging es nur noch nach hinten", gab Pedrosa zu Protokoll.

Auch Crutchlow schaffte den erhofften Raketenstart nicht und konnte in den ersten Runden einzig Aleix Espargaro überholen. "Das Problem war der Vorderreifen. Es hatte keinen Sinn, das Gas auch nur richtig aufzudrehen damit. Selbst für Dani war die weiche Mischung zu weich, ihr könnt euch also vorstellen, wie es mir und Marc damit ging", verriet Crutchlow den Journalisten.

Marquez pflichtete ihm bei: "Ja, ich hatte auch Probleme mit dem Vorderreifen. Aber Cal und ich hatten keine anderen Optionen als den Medium. Der harte Vorderreifen war im Training schon nach zwölf Runden komplett hinüber."

Marquez kurzer Angriff

Den Weltmeister hielt das anfänglich nicht von einer Attacke ab. In Runde zwei mischte er noch voll um die Podestplätze mit, doch dann unterlief ihm in Lap 3 ein Fehler, der ihn hinter Vinales, Petrucci und Dovizioso zurückwarf. "Ich war in der Mitte der Top-Gruppe und musste in einigen Kurven schon früh viel Risiko nehmen. Dann gingen plötzlich zwei Motorräder auf einmal auf der Geraden an mir vorbei und danach kam ich nicht mehr ordentlich ins Rennen."

Marquez konnte sich bis zur Zielflagge zwar noch Lorenzo schnappen, wurde im Gegenzug aber nach zehn Runden von Alvaro Bautista überholt. Im Windschatten der Ducati des Spaniers ließ sich Marquez ziehen, konnte aber keine entscheidende Attacke mehr reiten. Am Ende fehlten fast sechs Sekunden auf die Siegerzeit. "Ich habe alles versucht, aber mehr war heute einfach nicht drin", so Marquez.

Fiasko: Pedrosa räumt Crutchlow ab

Als wären die Probleme nicht schon ärgerlich genug gewesen, kam es in der letzten Runde auch noch zum totalen Fiasko. Im Kampf um die elfte Position räumte Pedrosa Crutchlow ab, der sich im Kiesbett wild über die Aktion beschwerte. Auch Stunden nach dem Rennen hatte sich der Brite noch nicht so richtig beruhigt.

"Er hat angezeigt, dass irgendetwas passiert wäre und hat so getan, als wäre es nicht seine Schuld gewesen. Er hat mich dort angelogen, deshalb wurde ich sehr wütend", erklärte Crutchlow nach dem Rennen. "Meine verdammte Schulter ist rausgesprungen! Und ich konnte im ersten Moment gar nicht richtig atmen. Daher hatte ich ein Problem mit dieser Aktion."

Pedrosa entschuldigte sich später öffentlich und nahm das Missgeschick auf seine Kappe: "Ich habe gesehen, dass Cal auch Probleme hat und wollte auf der letzten Runde attackieren. Ich war spät auf der Bremse und von der Linie zu weit innen. Ich habe die Front verloren, weil ich zu wenig Grip hatte. Natürlich fühlt man sich nicht gut, wenn man einen anderen Piloten mit einem Fehler rausnimmt." Immerhin erbte durch das Missgeschick Honda-Markenkollege Tito Rabat den elften Platz und durch die beiden Ausfälle selbst Jack Miller noch einen Punkt.

Ausblick: Honda in der Defensive

In den WM-Wertungen sieht es für Honda nach dem ersten Saisondrittel nicht allzu rosig aus: Bei den Fahrern liegen Marquez und Pedrosa punktegleich bereits 37 Zähler hinter Leader Vinales. Für die Hersteller-Wertung war Mugello mit nur zehn Punkten der Tiefpunkt der Saison. Honda hat muss sich mit nur acht Punkten Vorsprung auf Ducati bei 23 Zählern Rückstand auf Yamaha eher nach hinten orientieren. Und in der Team-Wertung liegt Repsol Honda bereits 44 Punkte hinter der Yamaha-Truppe.

Für das kommende Rennen in Barcelona zeichnet Crutchlow kein gutes Bild: "Wir wissen, dass diese Strecke zu unserem Motorrad besonders hart ist. Daher müssen wir mit einem weiteren schwierigen Rennen rechnen."