"Hätte mich jemand gefragt, was ich dafür geben würde, hier auf dem Podium zu stehen: Ich hätte mein Haus dafür verkauft." Mit diesen Worten eröffnete Danilo Petrucci sein Statement in der Pressekonferenz nach dem MotoGP-Rennen in Mugello. Der Italiener hatte soeben den vermutlich emotionalsten Pokal seiner Karriere geholt und auf dem Podium Tränen der Freude vergossen.

Zum erst zweiten Mal in der MotoGP durfte Petrucci zu einer Siegerehrung - zum ersten Mal überhaupt in einem Rennen bei trockenen Bedingungen. Und dann auch noch vor italienischem Publikum. Klar, dass Petrucci da die eine oder andere Träne zerdrückte.

Mit scharfen Waffen gegen Yamaha

Im Rennen hatte er sich bärenstark präsentiert. Von Platz neun gestartet, lag er schon nach der ersten Runde auf Rang sechs und mischte ab Runde fünf in der vierköpfigen Spitzengruppe um die Podestplätze mit. Die Power seiner Ducati beflügelte ihn im Kampf gegen die Yamaha-Asse Maverick Vinales und Valentino Rossi.

So lag Petrucci ab der 15. Runde sogar auf Rang zwei und nur wenige Zehntelsekunden von der Führung entfernt. "Als ich hinter Vale und Maverick auf Platz vier lag, dachte ich mir eigentlich, es auf die letzte Runde ankommen zu lassen. Doch dann überlegte ich: Hey, das ist dein Heimrennen, versuch es doch einfach", erinnerte sich Petrucci an seine stärkste Phase im Rennen zurück.

"Weil ich danach an Dovi dranbleiben wollte, habe ich mir leider den Hinterreifen und die Bremsen ruiniert. Danach wollte ich einfach nur noch sitzen bleiben. Als mich dann Maverick überholte, blickt ich mich nach Vale um", so der Italiener weiter. Petrucci stellte sich auf einen Kampf um den letzten Podestplatz ein, der aber nicht mehr eintrat.

Petrucci feiert mit seinen Fans

Zu kraftlos war der angeschlagene Rossi in den letzten Runden. "Es tut mir leid für ihn, aber Rennen sind Rennen", richtete Petrucci seinem Landsmann aus, der zum fünften Mal binnen sieben Jahren nicht zur Siegerehrung durfte. Die italienischen Fans feierten aber auch mit Petrucci. Sein Fanklub marschierte bei der Track Invasion sogar mit dem großen "Petrux #9"-Banner auf und feierte gemeinsam mit ihm.

Nach der Siegerehrung feierte Petrucci mit seinem Fanklub, Foto: Motorsport-Magazin.com
Nach der Siegerehrung feierte Petrucci mit seinem Fanklub, Foto: Motorsport-Magazin.com

Petrucci prolongiert mit Rang drei in Mugello seinen guten Saisonstart. In den ersten sechs Rennen landete er viermal in den Top-10. "Nach Jerez hat mein Boss zu mir gesagt: Gutes Rennen, aber bitte mach mir in Mugello ein Geschenk. Damals meinte ich zu ihm: Gut, dann muss ich dir eines kaufen", scherzte Petrucci nach der Siegerehrung.

Petrucci vs. Lorenzo 42:46

In Mugello beschenkte er nicht nur sein Team, sondern vor allem sich selbst. Denn im Vergleich mit Ducatis Millionen-Investition Jorge Lorenzo sieht der 26-jährige Italiener nach dem ersten Saisondrittel sehr gut aus: Im direkten Duell steht es nun 3:3, wobei Lorenzo ledliglich vier Zähler mehr auf seinem Punktekonto hat.

Der Pokal von Mugello ist der Lohn für die harte Arbeit Petruccis der letzten Jahre. Drei Jahre lang musste er beim finanzschwachen Ioda-Team teils inferiore Maschinen pilotieren, ehe er im Vorjahr mit Pramac endlich bei einem soliden Team andocken durfte. Nach einer starken Saison 2015 wurde er im Vorjahr durch eine Verletzung im Winter zurückgeworfen, die ihn vier Rennen lahmlegte.

2017 hat Petrucci endlich vollwertiges und aktuelles Factory-Material von Ducati. Und prompt zeigt er damit auf. Das Vertrauen der Ducati-Bosse rechtfertigte er mit dem Ergebnis vom Sonntag allemal. "Ich erinnere mich noch an mein ersten Heimrennen hier im Jahr 2012: Ich bin vom letzten Platz gestartet. In den vergangenen sechs Jahren hat sich also einiges getan", so der zufrieden Petrucci.