Hinter Andrea Dovizioso liegen einige chaotische Stunden. Am Sonntag Morgen wirkte der Ducati-Pilot noch wie außer Gefecht gesetzt, über Nacht fing er nämlich eine Lebensmittelvergiftung ein. Keine einzige gezeitete Runde fuhr Dovizioso im Warm Up zum Italien-GP. Nicht einmal zwölf Stunden später steht er als strahlender Sieger des MotoGP-Rennens ganz oben auf dem Treppchen in Mugello.

"Das war ein ganz komischer Tag für mich. Das komischste war der Sieg", witzelte Dovizioso im Anschluss an das Rennen. "Die zweite komische Sache ist, dass ich um vier Uhr aufgewacht bin und krank war." Kein Wunder also, dass Dovizioso auf eine gezeitete Runde im Warm Up verzichtete. Stattdessen begnügte er sich mit drei Out-Laps. "Ich hatte keine Kraft, daher bin ich im Warm Up kaum gefahren", begründete Dovizioso.

Dovizioso bereits in den Trainings überragend

Andrea Dovizioso legte den Grundstein zum Sieg in den Trainings, Foto: Ducati
Andrea Dovizioso legte den Grundstein zum Sieg in den Trainings, Foto: Ducati

Um das Rennen war Dovizioso trotzdem nicht Angst und Bange. Zu gut war die Performance, die er und Ducati an den beiden Trainingstagen gezeigt haben: "Wir mussten zum Glück nichts versuchen, denn wir befanden uns in einer guten Situation. Die Testfahrten hier liefen auch schon gut, aber das war die letzten drei Jahre so. Wir wussten, dass wir näher dran sein können."

Mit den Plätzen eins, zwei, acht und sieben in den Freien Trainings war Dovizioso in der Tat permanent in der Spitzengruppe zu finden. Seine Performance hinterließ derart Eindruck, dass ihn Ex-Teamkollege Cal Crutchlow bereits am Freitag zum Favorit für den Rennsieg auserkor. So weit wollte Dovizioso aber noch nicht gehen: "Vom FP1 an haben wir einen guten Speed gezeigt, im FP4 habe ich dann realisiert, dass wir eine Chance zu kämpfen haben."

So legte sich Dovizioso sein MotoGP-Rennen in Mugello zurecht

Im Rennen legte Dovizioso dann sein Meisterstück ab. Er hielt sich anfangs vornehm zurück, war aber stets in der Spitzengruppe unterwegs. Zehn Runden vor Schluss übernahm er dann erstmals die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab. "Ich konnte schnell fahren, und das auf sanfte Weise. Das war der große Unterschied. Ich konnte mich hinter Maverick halten und habe mich dann zehn Runden vor Schluss dazu entschlossen, ihn zu überholen. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Strategie", berichtete Dovizioso.

Sofort konnte sich Dovizioso um knapp 0,7 Sekunden von seinen Verfolgern Maverick Vinales, Danilo Petrucci und Valentino Rossi absetzen. Im weiteren Rennverlauf kam kein Pilot mehr näher als 0,4 Sekunden an Petrucci heran. Daran änderte auch Vinales' Schlussspurt in den letzten drei, vier Runden nichts mehr. "Ich habe gemerkt, dass keiner schneller fahren konnte. Ich wusste aber nicht, ob ich die letzten zehn Runden alleine schaffe, aber es hat funktioniert", freut sich der Ducati-Pilot.

Klar, dass nach der Zieldurchfahrt die Emotionen hoch kochten. Dovizioso hat immerhin Historisches geschafft: Er ist der erste Italiener, der auf einer Ducati den Italien-GP gewinnen konnte. Ohnehin war dies erst der zweite Ducati-Sieg in Mugello nach Casey Stoner im Jahre 2009. Der Australier siegte damals in einem unvergessenen Flag-to-Flag-Rennen. "Nach der letzten Runde habe ich geheult. Hier mit der Ducati ganz oben zu stehen, das ist wirklich etwas anderes", so in tief berührter Dovizioso.

Dovi bleibt trotz WM-Platz zwei realistisch

In der Gesamtwertung hat sich Dovizioso mit dem dritten MotoGP-Sieg seiner Karriere (und dem ersten bei trockenem Wetter) jetzt auf den zweiten Platz nach vorne geschoben. Mit 79 Punkten fehlen ihm 26 Zähler auf WM-Leader Maverick Vinales, der in Mugello Zweiter wurde. Im WM-Rennen wähnt sich Dovizioso trotz des Erfolges nicht. "Ich bin realistisch. Viele Leute würden mich negativ nennen, ich nenne es realistisch. Wir können bei einigen Rennen schnell sein, aber die Basis ist nicht gut genug für 18 Rennen."

Und so gilt für Dovizioso die Maxime, aus jedem Rennwochenende das Beste herauszuholen. Eine ganz große Siegchance, das hat das Vorjahr gezeigt, bietet sich spätestens beim Österreich-GP auf dem Red Bull Ring wieder. "Ich hole fast immer das bestmögliche Ergebnis aus meinem Bike heraus. Jedes Wochenende ist anders mit den Michelin-Reifen, alles kann sich wieder ändern", weiß Dovizioso.