Das politische Hickhack um die Vorderreifen von Michelin ist beendet. Für diese Saison brachte der exklusive Reifenlieferant der MotoGP ja einen Slick mit weicherer Karkasse, mit dem sich beispielsweise Valentino Rossi von Anfang an gar nicht wohl fühlte. Er lobbyierte für eine Rückkehr zum Aufbau aus dem Vorjahr.

In Argentinien sollte ein solcher Reifen mit der internen Kennung #70 dann plötzlich zusätzlich zur Verfügung stehen, die Safety Commission bestehend aus allen Fahrer die daran teilnehmen wollen stimmte aber dagegen. Getestet wurde der Reifen dann beim Montagstest in Jerez, am Freitag in Le Mans mussten sich die Fahrer nun entscheiden: Wechsel zu #70 oder Verbleib auf dem bisherigen Modell #06 dieser Saison.

Die Entscheidung fiel deutlich aus: Alle 23 Piloten nahmen teil, 20 stimmten für #70, mit Maverick Vinales, Jorge Lorenzo und Loris Baz nur drei für #06. Lorenzos Idee war, beide Versionen zur Verfügung zu stellen, was er nach der Abstimmung auch noch einmal verdeutlichte. Jack Miller ließ ihn daraufhin vor versammeltem Fahrerfeld wissen: "Jorge, Meinungen sind wie Ärsche. Jeder hat eine. Also behalt deine für dich." Eine Aussage, die Lorenzo gar nicht gefiel. "Das war eine sehr unhöfliche Antwort. Sowas sollte man zu keinem Piloten vor den Kollegen sagen und schon gar nicht zu einem fünffachen Weltmeister", machte er am Samstag deutlich.

Vinales an der Seite Lorenzos

Mit Maverick Vinales hatte Lorenzo übrigens einen prominenten Unterstützer für die Lösung mit beiden Typen, #70 und #06. "Ich war der Meinung, dass es eine gute Idee ist, wenn wir im Ernstfall mehr Reifen zur Verfügung haben", erklärte der Yamaha-Pilot am Samstag seine Entscheidung. "Wenn 20 Fahrer aber nur den #70 wollen, dann ist das auch okay. Ich dachte nur, dass es vielleicht andersrum für alle hilfreich sein könnte."

Vinales unterstützte die Idee Lorenzos, Foto: Yamaha
Vinales unterstützte die Idee Lorenzos, Foto: Yamaha

Loris Capirossi, Sicherheitsberater der Dorna und in den Meetings der Safety Commission stets anwesend, sieht die Situation nüchtern: "Der Großteil der Piloten ist jetzt glücklich, ein paar natürlich nicht. Wir richten uns aber immer nach der Mehrheit und die wollte nur noch mit dem #70 fahren." Somit gibt der neue Reifen in Mugello sein Debüt an einem Rennwochenende. Eine Strecke, auf der die Vorderreifen voll gefordert werden und der #70 vor allem in Kurve eins das liefern kann, was sich die Piloten von ihm wünschen: Mehr Stabilität bei harten Bremsmanövern, was durch die härtere Karkasse ermöglicht wird.