KTM hat beim Spanien-GP in Jerez die nächste Stufe seines MotoGP-Projekts gezündet. Nachdem man bereits in Austin erstmals eine eigene Wingletverkleidung gebracht hatte, war in Andalusien der Motor an der Reihe. Statt des bisherigen Screamers kam am Freitag ein neuer Motor mit Big-Bang-Zündfolge zum Einsatz - und beförderte Pol Espargaro und Bradley Smith sofort von ganz unten ins dicht gestaffelte Mittelfeld. Durch die deutlich verbesserte RC16 steigen natürlich auch sofort die eigenen Ansprüche im Stall der Orangenen.

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Pol Espargaro: Hätte im Rennen mit Aleix mithalten können

Entsprechend optimistisch blickt Pol Espargaro trotz Ausfalls auf das kommende Rennwochenende in Le Mans. "Natürlich, nach dem was dieses Wochenende passiert ist, freue ich mich schon auf Le Mans. Dort werden wir versuchen, so schnell wie möglich in den Top-10 zu sein. Jetzt haben wir eigentlich ein gutes Bike, die Basis ist sehr gut", lobt der Spanier. Espargaro hat also Blut geleckt - bereits am Freitag lag er nach zwei Freien Trainings in den Top-10. Im Rennen mischte er munter im Mittelfeld mit und hielt sich in den Punkterängen - bis ein Sturz in Runde sechs seine Fahrt beendete.

Espargaro stürzte in Kurve elf, dem schnellen Rechtsknick hinter dem Fahrerlager. Die Ursache dafür war aus den TV-Bildern nicht ersichtlich, da direkt vor ihm Cal Crutchlow an der selben Stelle seine Honda wegwarf. Espargaro räumt aber ein, im Eifer des Gefechts seinem Material zu viel zugemutet zu haben: "Ich habe zu viel gegeben, denn ich wollte an meinem Bruder dran bleiben. Wir hätten wohl gegen Rennende in seiner Nähe sein können." Aleix Espargaro kam letztlich als Neunter ins Ziel, die angesprochenen Top-10 wären also durchaus möglich gewesen.

KTMs Lernprozess für Smith noch lange nicht abgeschlossen

Teamkollege Bradley Smith holte schließlich als 14. die KTM-Kohlen aus dem Feuer und sicherte dem österreichischen Hersteller damit zwei weitere Punkte. Mit dem neuen Motor bestückt, legte auch der Brite in Jerez einen deutlichen Aufwärtstrend hin. Und das vom ersten Training an: "Wir haben schon am Freitag gut losgelegt und hatten dann auch einen wirklich guten Samstag. Da haben wir es sogar fast ins Q2 geschafft, das war ein wirklich solides Qualifying", rekapituliert Smith die Trainingstage.

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Im Rennen musste man jedoch erneut Lehrgeld zahlen: "Im Rennen herrschten einfach solch schwierige Verhältnisse... Wir waren noch nie zuvor in dieser Situation mit diesen Streckentemperaturen und mit diesem harten Vorderreifen. Es ist also immer noch ein Lernprozess für uns und es gab noch ein paar kleinere Dinge. Natürlich hätten wir es besser machen können, aber das ist eine Sache, die im Moment Hand in Hand mit diesem Projekt geht."

KTM reist mit Test-Vorteil zum Frankreich-GP nach Le Mans

Dennoch, mit der Wingletverkleidung und dem neuen Motor sind die zwei wichtigsten Schritte für einen bevorstehenden Aufschwung bereits in die Wege geleitet worden. In Le Mans kann man bei KTM zudem auf einen zusätzlichen Joker hoffen, wie Smith andeutet: "Ich bin sehr happy darüber, dort am Dienstag zu testen. Das hilft uns sehr bei der Vorbereitung auf das Wochenende. Dann werden wir schon eine Idee von der Getriebeabstufung und einigen Teilen haben. Damit sind wir schon einen Schritt voraus."

Auf ein Neues: In Le Mans greifen Pol Espargaro und das KTM-Team wieder an, Foto: KTM
Auf ein Neues: In Le Mans greifen Pol Espargaro und das KTM-Team wieder an, Foto: KTM

Kein Wunder also, dass sowohl Smith als auch Espargaro vor dem anstehenden Frankreich-GP bereits große Töne spucken. Sie haben bereits in Jerez erkannt, dass es deutlich nach vorne geht. "Was für ein Fortschritt seit den ersten drei Rennen, und ich glaube, wir können bis Le Mans weitere Schritte nach vorn machen", reibt sich Smith bereits die Hände. Dann erhält das KTM-Team die nächste Chance, den eigenen, gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden. Das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.