Schallende Ohrfeige für Valentino Rossi im Grand Prix von Spanien. Er beendete das Rennen nur auf Rang zehn. Dabei war er mit großem Selbstbewusstsein nach Jerez gekommen. Beim vergangenen Rennen von Austin hatte er sich die WM-Führung geholt, außerdem war er der Vorjahressieger in Jerez. Einer Strecke, die noch dazu als absoluter Yamaha-Kurs galt. Alles schien angerichtet für Rossi-Festspiele in Südspanien, doch es sollte ganz anders kommen.

Vom ersten Training an kam Rossi in diesem Jahr auf dem Circuito de Jerez nicht auf Touren. Die Platzierungen 16, zwölf, fünf und sechs von FP1 bis FP2 garniert mit Startplatz sieben und Rang zehn im Warm Up sagen alles aus. Alles andere als ideal, aber es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Rossi an einem schwierigen Wochenende im Rennen noch ein Ass aus dem Ärmel schüttelt.

Rossi hatte 2017 schon mehrfach erst am Sonntag aufgezeigt, Foto: Yamaha
Rossi hatte 2017 schon mehrfach erst am Sonntag aufgezeigt, Foto: Yamaha

Rossi und Yamaha gehen volles Risiko

'Il Dottore' und seine Yamaha-Crew versuchten auch dieses Mal wieder, am Sonntag noch den heiligen Gral zu finden, stellten das Setup der M1 nach dem Warm Up noch einmal völlig auf den Kopf. Die Idee war, Rossis Hauptproblem am gesamten Wochenende, nämlich extremen Wheelspin am Hinterrad, so noch in den Griff zu bekommen. Doch der Schuss ging völlig nach hinten los, wie ein ernüchterter Valentino Rossi am Sonntagabend zugeben musste: "Für das Rennen haben wir die Balance des Motorrads geändert, weil wir Angst hatten, dass der Hinterreifen sonst nicht durchhält. Diese Änderung hat aber alles noch schlimmer gemacht. Wir haben den Wheelspin nicht in den Griff bekommen und ich habe zusätzlich noch das Gefühl für die Front verloren, was auch das Bremsen und einlenken sehr schwierig gemacht hat. Somit haben wir also auch noch unsere Stärken an diesem Wochenende verloren."

Rossi machte seinem Team aber keinen Vorwurf und haderte auch nicht mit der Setup-Entscheidung, die stets von ihm und seiner Crew in Zusammenarbeit getroffen werden: "Im Nachhinein ist man immer klüger. Wir haben natürlich etwas riskiert, aber das mussten wir nach Platz zehn im Warm Up. Dieses Mal hat es leider nicht funktioniert."

Im Rennen von Jerez war Rossi nie wirklich schnell, lag bis Runde zehn aber zumindest auf dem akzeptablen fünften Rang. Dann ging es für den Yamaha-Star stetig nach hinten, in der Schlussphase folgte der völlige Einbruch. "In den letzten sechs oder sieben Runden hatte ich extreme Vibrationen am Vorderrad", verrät Rossi. "Ich musste daher deutlich Tempo rausnehmen und muss froh sein, dass ich überhaupt noch ins Ziel gekommen bin." In dieser Phase war er tatsächlich Runde für Runde um mehr als drei Sekunden langsamer als Sieger Dani Pedrosa - eine Welt!

In der Schlussphase musste sich Rossi unter anderem Jonas Folger geschlagen geben, Foto: Tobias Linke
In der Schlussphase musste sich Rossi unter anderem Jonas Folger geschlagen geben, Foto: Tobias Linke

Rossi hofft auf Montags-Test in Jerez

Warum es an diesem Wochenende für Rossi einfach nicht lief und man die Grip-Probleme nicht in den Griff bekam, konnte er sich nicht erklären: "Wir haben an diesem Wochenende alles versucht, hatten aber immer Schwierigkeiten. Ich weiß nicht, warum." Seine Hoffnung ist nun der Test in Jerez am Montag. Denn ein weiteres Debakel in zwei Wochen beim Frankreich-GP in Le Mans kann sich Rossi trotz verteidigter WM-Führung nicht leisten.