Um eine derart negative Saisonvorbereitung wie 2017 bei Valentino Rossi zu finden, muss man in den MotoGP-Geschichtsbüchern schon zu seinen dunklen Jahren bei Ducati zurückblättern. Während Neo-Teamkollege Maverick Vinales die vier Testfahrtenblöcke in Valencia, Sepang, Phillip Island und Losail allesamt anführte, kam Rossi nie über Rang sechs hinaus. Den Tiefpunkt erlebte er in Australien, wo er mit fast einer Sekunde Rückstand auf Vinales nur enttäuschender Zwölfter wurde.

Rossi findet pünktlich zum ersten Rennen die Form

Zweifel an Altmeister Rossi wurden laut, und die sollten auch am ersten Rennwochenende des Jahres in Katar nicht so schnell verstummen. In den dieses Mal aufgrund der Wetterkapriolen nur drei Freien Trainings war Platz sechs in FP2 wieder das höchste der Gefühle. In der nach der Qualifying-Absage für die Startaufstellung entscheidenden kombinierten Zeitenliste der drei Trainings ergab das für Rossi Startplatz zehn. Am Sonntag sollte noch ein enttäuschendes Warm Up mit Platz 13 und rund neun Zehntelsekunden Rückstand folgen.

Und doch war der neunfache Weltmeister wenige Stunden später im Rennen wieder voll da und fuhr als Dritter auf das Podium, verlor in den 20 Runden des Grand Prix nicht einmal zwei Sekunden auf Sieger Maverick Vinales. Eine immense Steigerung, die sich für Rossi aber bereits in den beiden Trainingssessions am Freitag abgezeichnet hatte. "Wir hatten wirklich schlechte Wintertests, schon von November an. Ich habe mich mit dem neuen Motorrad nie wirklich wohlgefühlt. Von Donnerstag auf Freitag in Katar hat sich dann aber etwas verändert. Donnerstag hatte ich noch dieselben Probleme wie in den Tests, am Freitag war es dann schon besser. Ich war immer noch relativ langsam, hatte aber ein besseres Gefühl für die Front und mir schon Chancen auf die Top-Five im Rennen ausgerechnet", verriet Rossi nach Platz drei am Sonntag.

Ein Aufwärtstrend, der sich auch für die Crew in der Yamaha-Box abgezeichnet hatte. "Wir haben nicht mehr völlig im Dunkeln getappt, denn wir wussten, dass wir uns verbessert haben. Uns war aber nicht klar, um wie viel", gestand Rossis Crewchief Silvano Galbusera im Gespräch mit der 'Gazzetta dello Sport'. Schlussendlich fiel die Verbesserung mehr als deutlich aus. "Praktisch der gesamte Rückstand aus den Testfahrten ist jetzt weg. Am Ende hat uns vielleicht eine Zehntel gefehlt, nicht mehr eine Sekunde", freute sich Galbusera.

Rossi hatte lange sogar Chancen auf den Sieg in Katar, Foto: Yamaha
Rossi hatte lange sogar Chancen auf den Sieg in Katar, Foto: Yamaha

Dabei hätte laut dem Crewchief in Rossis-Box die Leistungsteigerung sogar noch drastischer sein können, hätte Michelin ideale Reifen für den Yamaha-Star nach Katar gebracht: "In der Schlussphase waren wir ziemlich nervös, denn wir hatten nicht erwartet, dass die Reifen halten. Für Vale war der Vorderreifen zu weich, in den letzten Runden musste er deshalb extrem vorsichtig fahren, wie auf rohen Eiern." Das bestätigte Rossi direkt nach dem Rennen: "Ich wollte am Ende nicht mehr zu viel riskieren, weil mir das Podium sehr wichtig war."

Gute Aussichten für Rossi

Sorgen bezüglich der Haltbarkeit von Michelins Reifen sollen in den nächsten Rennen aber der Vergangenheit angehören. Die Franzosen bringen Reifen mit härterer Gummimischung und einer steiferen Karkasse zu den Übersee-Grands-Prix nach Argentinien und in die USA. "Ich gehe davon aus, dass diese Reifen in Termas de Rio Hondo für uns besser funktionieren werden. Für Austin gilt dasselbe", blickt Galbusera optimistisch nach vorne.