So hatte man sich den Auftakt in die neue MotoGP-Saison nicht vorgestellt beim Repsol-Honda-Werksteam. Marc Marquez und Dani Pedrosa kamen beim Katar-GP zwar auf den Plätzen vier und fünf ins Ziel und der Rückstand hielt sich mit gut sieben Sekunden auch in Grenzen. Doch das Rennen offenbarte schonungslos die fundamentalen Probleme an der RC213V Baujahr 2017. Drei große Probleme hatte man bei Honda beim ersten Rennen im neuen Jahr:

Problem 1 für Honda in Katar: Die Reifen

Marc Marquez und Dani Pedrosa haben sich Katar klassisch verzockt. Nachdem der Start witterungsbedingt um insgesamt 45 Minuten nach hinten verschoben werden musste, entschlossen sich beide Repsol-Werksfahrer dazu, vom harten Vorderreifen auf die Medium-Mischung zu wechseln. "Die Michelin-Jungs haben zu mir gesagt, ich sei der Einzige mit den harten Vorderreifen und solle deshalb vorsichtig sein. Dann habe ich gesagt: 'Gut, ich wechsle auf Medium.' Das war ein großer Fehler", räumt Marquez ein.

Damit war man jedoch von Anfang an auf verlorenem Posten. Denn Marquez und Pedrosa konnten nicht bis ans Limit pushen, um die Lebensdauer des schwarzen Golds aufrecht zu erhalten. "Es war von der ersten Runde an schwierig. Ich konnte nicht alles geben, und den Reifen bis zum Ende am Leben zu halten war fast unmöglich. Ich habe versucht, mir das Rennen so gut es geht einzuteilen und nicht zu stürzen", so ein desillusionierter Pedrosa nach dem Rennen.

Problem 2 für Honda in Katar: Die Bedingungen

Honda hat sich mit der Reifenwahl also klassisch verzockt - doch offenbar hatte man wegen der diffizilen Wetterbedingungen in Katar keine andere Wahl, als den Medium-Reifen aufzuziehen. "Als es zu regnen begonnen hat, und dann verschoben wurde, die Strecke staubig wurde und die Temperaturen gefallen sind, da war klar, dass wir den harten Vorderreifen nicht verwenden können", gab Pedrosa zu bedenken. Ohne ein ausreichendes Griplevel wären die Hondas auf dem harten Reifen also hilflos herumgerutscht. Pedrosa sieht hier die Wurzel allen Übels bei den Wetterkapriolen im Laufe des Wochenendes.

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"Wir hatten nie eine stabile Wetterlage. Gestern konnte man gar nicht fahren, die Strecke war nicht sauber. Für den harten Vorderreifen braucht die Strecke aber ein besseres Griplevel." Auf eine Strategie nach dem Motto "Alles oder Nichts" wollte man im ersten Rennen der neuen Saison jedoch auch nicht setzen. "Mit dem harten Reifen hätte ich wohl bis zum Schluss um den Sieg kämpfen können. Aber ich hätte auch ganz einfach stürzen können, denn der harte Reifen gibt weniger Vorwarnung", offenbart Marquez auf Nachfrage der Medienvertreter.

Problem 3 für Honda in Katar: Die Motorrad-Charakteristik

Falsche Reifenwahl, die unter den besonderen Bedingungen in Katar aber nicht anders zu treffen war - das unterstreicht die großen Probleme bei Honda. Die Schlussfolgerung ist klar: An der Charakteristik der RC213V muss weiter gearbeitet werden. Offenbar ist der Motor auch nach dem Wechsel vom Screamer- auf das Big-Bang-Konzept immer noch zu aggressiv und verheizt die weicheren Reifenmischungen zu stark. "Die Reifenwahl fällt natürlich leichter mit einem Bike, das sich einfacher fährt. Wenn sich das Bike aber am Limit bewegt, dann muss man wirklich die richtige Reifenwahl treffen. Andernfalls verliert man einfach zu viel Zeit", übt Marquez Kritik an seiner Honda.

Kritik, die eigentlich mit dem neuen Big-Bang-Konzept mit unregelmäßiger Zündreihenfolge der Vergangenheit angehören sollte. Denn ein Big-Bang-Motor macht das Motorrad fahrbarer als ein Screamer-Triebwerk. Kein Wunder, dass Ducati, Yamaha, Suzuki und Aprilia bei Werten um die 270 PS allesamt schon seit Jahren auf einen Big-Bang-Motor setzen. Auf der Motorenseite ist die Honda also weiter eine Großbaustelle. Doch mit zunehmender Erfahrung im Laufe der Saison sollte das Zusammenspiel zwischen Bike, Motor und Elektronik immer besser werden. Nach dem Katar-Desaster kann es also eigentlich nur besser werden.