Die Katze ist aus dem Sack: Ducati präsentierte am vorletzten Tag der Wintertests endlich seine Interpretation der Doppelverkleidung. Die rote Rennfraktion aus Bologna sorgte dabei für Aufsehen, denn was Gigi Dall'Igna - der Vater des Winglet-Booms in der MotoGP - diesmal ausheckte, erstaunte einmal mehr Fans und Experten gleichermaßen.

Rund zweieinhalb Stunden vor dem Ende der Samstags-Session in Katar enthüllte Ducati die eigenwillige Konstruktion, die deutlich höher angebracht ist als bei den meisten Konkurrenten und wesentlich aggressiver ausfällt. Die Frontpartie des Motorrads verbreitert sich unmittelbar unter dem zentralen Lufteinlass enorm und bildet auf beiden Seiten zwei große bogenförmige "Ohren", die auf Höhe der Startnummer beinahe waagrecht abschließen.

Dall'Igna schafft viel Raum für Experimente

Nach hinten zieht sich die Oberseite der Verkleidung etwas nach oben und endet rund zehn Zentimeter vor dem Abschluss der Windschutzscheibenseitenblende. Die eigentliche Frontverkleidung - ohne die beiden angebrachten "Ohren" - wurde deutlich schmaler konzipiert, womit sich Dall'Igna großen Handlungsspielraum verschafft. Denn innerhalb der beiden bogenförmigen Aufsätze darf Ducati aufgrund des Reglements nun munter mit innen liegenden Winglets experimentieren.

Vor dem ersten Rennen muss nur die äußerste Hülle der Verkleidung homologiert werden. Diese darf in der laufenden Saison einmal upgedatet werden. Alles was innerhalb der äußersten Verkleidung liegt, unterliegt keinerlei Restriktionen.

Lorenzos und Doviziosos neue Arbeitsgeräte: (00:21 Min.)

Die Front der Desmosedici wirkt irrsinnig kantig. Im Vergleich zur Konkurrenz hat Ducati aber nun die bei weitem größte Auflagefläche für den Luftstrom. Das war die ursprüngliche Intention hinter den letztjährigen Winglets. Denn nach der Einführung einer abgespeckten Einheitselektronik mussten die Hersteller mechanische Wege finden, Wheelie beim Beschleunigen zu verhindern und die Motorräder zudem beim Anbremsen stabiler zu machen.

"Das Gefühl ist ähnlich (wie mit den alten Winglets). Es ist nicht ganz das gleiche Gefühl, aber ähnlich", lautete Andrea Doviziosos Fazit nach der ersten Ausfahrt. "Unsere Ingenieure haben jedenfalls einen großartigen Job erledigt."

Zweites Ducati-Geheimnis gelüftet?

Noch ein zweites Ducati-Geheimnis der Wintertests könnte am Samstag gelöst worden sein: Jenes um die schwarze Box am Heck der Desmosedici. Bereits in Sepang tauchte diese Konstruktion, von britischen Journalisten "Salad Box" getauft, auf. Nun wird vermutet, dass sich dort Elektronikbauteile finden, die aufgrund der schmäleren Hauptfront zwischen den beiden "Ohren" keinen Platz mehr gefunden haben.

Denn wie sich bei den älteren Ducati-Modellen, die von Pramac, Avintia und Aspar eingesetzt werden, deutlich zeigt, wimmelte es unterhalb der Windschutzscheibe nur so vor Verkabelungen. Da für den Luftdurchfluss der neuen Winglets Platz geschafft werden musste, könnten die Kabel in die Box am Heck gewandert sein. Andrea Dovizioso hatte das markante Teil bei seiner Ausfahrt mit der neuen Front jedenfalls wieder am Heck.