Auf dem Papier ist bei Honda alles eitel Wonne. Die Sepang-Tests beendeten Marc Marquez und Dani Pedrosa auf den Rängen zwei und vier, auf Phillip Island waren es die Plätze zwei und drei. Auch was die Renn-Pace betrifft, waren die beiden Repsol-Werkspiloten im absoluten Spitzenfeld zu finden. Und doch sorgte eine konkrete Baustelle für Unruhe im Team. Honda experimentiert ja in dieser Testsaison nach vielen Jahren mit 'Screamer'-Motoren wieder mit einem 'Big Bang'-Triebwerk. Doch die Piloten, die beide Konfigurationen in Vergleichstests fuhren, sind sich momentan alles andere als sicher, ob der 'Big Bang' wirklich der richtige Schritt ist. Es könnte also auch beim 'Screamer' bleiben.

Bei der ersten offiziellen Ausfahrt mit dem neuen Motor im November in Valencia ortete Marquez eine Menge Arbeit für Honda. In Sepang und auf Phillip Island klangen er und Teamkollege Pedrosa schon etwas optimistischer, geänderte Zündintervalle dürften die Performance verbessert haben.

Honda will sich nicht täuschen lassen

Doch selbst wenn dem so ist, birgt eine aufgrund der Erkenntnisse aus Sepang und Phillip Island getroffene Entscheidung ein großes Risiko. Denn die beiden Strecken sorgen aufgrund ihrer Charakteristiken dafür, Probleme mit beispielweise zu aggressiven Motoren zu verschleiern. Das musste Marquez bereits im Krisenjahr 2015 und mit Abstrichen auch 2016 feststellen, als er bei den ersten Europarennen auf den engeren und technischeren Kursen in Jerez und Le Mans plötzlich mit ungeahnten Schwierigkeiten konfrontiert war.

Bei den bisherigen Testfahrten war Marquez bärenstark, Foto: Repsol
Bei den bisherigen Testfahrten war Marquez bärenstark, Foto: Repsol

Dieses Schockerlebnis will man bei Honda in dieser Saison um jeden Preis vermeiden und hat daher kurzerhand einen zusätzlichen Privattest in Jerez am Freitag und Samstag dieser Woche einberufen. Der Kurs in Südspanien mit seinen vielen engen und langsamen Kurven fordert den Maschinen all das ab, was auf den bisher getesteten Strecken nicht gefragt war. Jerez könnte also zu einer wichtigen Entscheidungshilfe für Honda werden. Funktioniert der Motor hier und auf Highspeed-Kursen wie Phillip Island gut, hat man große Chancen, auf den meisten der 18 Strecken ein starkes Paket zu liefern.

Honda: Keine Entscheidung vor Katar?

Bei den Testfahrten auf Phillip Island hieß es von Seiten Hondas noch, dass man sich erst nach den finalen Tests in Katar von 10. bis 12. März für den Motor entscheiden wird, der dann in der Saison zum Einsatz kommt. Die Triebwerke werden ja vor dem ersten Rennen versiegelt, eine Weiterentwicklung ist dann nicht mehr möglich.

Wartet man mit der Motorenentscheidung wirklich bis Katar?, Foto: Repsol
Wartet man mit der Motorenentscheidung wirklich bis Katar?, Foto: Repsol

An den Plänen Hondas wird wohl auch der Jerez-Test nichts ändern. Wie wichtig er für Marquez, Pedrosa und Co. ist, zeigt aber die Tatsache, dass Honda damit zwei seiner laut Reglement fünf erlaubten Pivattesttage bis Saisonende 2017 schon vor dem eigentlichen Auftakt in Katar verbraucht.