Marc Marquez scheint sehr genau zu wissen, dass er in Maverick Vinales einen absolut ernstzunehmenden Herausforderer um den MotoGP-Titel 2017 hat. Am letzten Testtag auf Phillip Island spionierte der Titelverteidiger daher erstmals etwas beim Yamaha-Piloten, der bei den Wintertests Bestzeit um Bestzeit sammelt. Vinales war am Freitag in Australien gerade mitten in einer Rennsimulation unterwegs, als sich Marquez ans Hinterrad seines Landsmanns heftete.

Ein Manöver, das natürlich absolut nicht verboten ist. Dass es die Piloten gar nicht mögen, wenn ihnen ein anderer Fahrer auf der Strecke folgt, ist aber hinreichend bekannt. Umso mehr gilt das, wenn es sich dabei um einen pfeilschnellen Mann wie Marquez handelt. Vinales war dementsprechend stinkig: "Ich weiß nicht was ich sagen soll, aber normal ist so etwas nicht. Die Strecke ist über vier Kilometer lang. Da ist es schon komisch, dass er genau hinter mir war."

Vinales muss Rennsimulation wegen Marquez abbrechen

Vinales zeigte sich zunächst vom Weltmeister hinter ihm unbeeindruckt. "Wenn du gerade in einer Rennsimulation bist und jemand direkt hinter dir auf die Strecke fährt, dann kannst du nicht einfach aufhören", erklärt der Yamaha-Neuling. Schließlich hatte Vinales aber keine Lust mehr, sich von Marquez ausspionieren zu lassen. "Nachdem er mir dann fünf Runden gefolgt ist, musste ich leider abbrechen."

Marquez ließ sich von Vinales nicht abschütteln, Foto: MotoGP
Marquez ließ sich von Vinales nicht abschütteln, Foto: MotoGP

Marquez wollte von einer bewussten Verfolgung seines Rivalen nichts wissen. "Ich bin auf die Strecke gegangen, er hat mich überholt und dann war eine kleine Lücke zwischen uns. Die konnte ich aber gleich wieder zufahren und bin dann zwei Runden hinter ihm geblieben", schilderte der Repsol-Honda-Mann seine Sicht der Dinge. Es sei Zufall gewesen, dass er hinter Vinales unterwegs war, so Marquez: "Ich bin auch hinter Ducatis oder Suzukis gefahren. Für mich ist es immer interessant, anderen Motorrädern zu folgen."

Vinales nutzt Ärger zur Motivation

Ob Absicht oder nicht, Vinales nutzte das Aufeinandertreffen mit Marquez, um für sich zusätzliche Motivation daraus zu ziehen. "Ich habe einfach noch einmal neue Reifen aufgezogen und mir gesagt: 'Jetzt pusht du noch einmal so richtig.' Und das habe ich dann auch zu 100 Prozent gemacht. Meine Pace war sehr gut, gleich schnell wie die von Marc", stellt Vinales selbstbewusst fest. Er kam im schnelleren seiner beiden Longruns, der 18 Runden dauerte, auf eine durchschnittliche Rundenzeit von 1:29.478 Minuten. Marquez kam auf 1:29.125 Minuten, drehte aber auch nur 14 Runden. Viel trennt die beiden Spanier also nicht.

Hervorragende Pace, auch auf Phillip Island: Maverick Vinales, Foto: Yamaha
Hervorragende Pace, auch auf Phillip Island: Maverick Vinales, Foto: Yamaha

"Ich denke daher, dass dieser Vorfall gut für mich war. Das ist zusätzliche Motivation, wenn man so fightet. Mir gefällt das", gibt sich Vinales betont cool. Was die Bestzeit betrifft, darf er sich auf Phillip Island jedenfalls als klarer Sieger sehen. In 1:28.549 war er fast drei Zehntel schneller als Marquez.