Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Aerodynamik-Wettrüsten in der MotoGP wieder von vorne losgeht. Mit dem Verbot der Winglets für 2017 glaubte man, das Problem gelöst zu haben, doch spätestens seit der ersten Ausfahrt von Yamaha mit seiner doppelten Verkleidung in Sepang ist klar, dass das ein Irrglaube war.

Am Donnerstag auf Phillip Island präsentierten nun auch Suzuki und Aprilia ähnliche, wenn auch im Detail andere Lösungen. Das Grundprinzip ist das gleiche. Aufgrund des Verbots von außenliegenden Flügeln müssen die Winglets unter die Verkleidung wandern, die Außenkanten der aerodynamischen Hilfsmittel werden also mit einer weiteren Schicht abgedeckt.

Die großen Öffnungen links und rechts sorgen für beachtlichen Luftstrom auf die Winglets, Foto: Aprilia
Die großen Öffnungen links und rechts sorgen für beachtlichen Luftstrom auf die Winglets, Foto: Aprilia

Während die aerodynamischen Kanäle bei Yamaha allerdings im unteren Bereich an der Seite des Motorrads positioniert sind, liegen sie bei Aprilia und Suzuki wesentlich weiter oben. Die Öffnungen sind links und rechts des üblichen Lufteinlasses an der Front der Maschinen positioniert, ausgestoßen wird der kanalisierte Strom direkt unter dem Lenker.

Aprilia, Suzuki und Yamaha optisch ganz anders

Das Design Aprilias wirkt dabei von den drei bisher gezeigten Konzepten am stimmigsten. Während die Versuche von Yamaha und Suzuki eher so aussehen, als hätte man eine zusätzliche Verkleidung über ein bestehendes Motorrad gestülpt, sieht die Aprilia bereits aus wie aus einem Guss. Für Schönheit gibt es in der MotoGP aber freilich keine Auszeichnung.

Andrea Iannone testete die neue Verkleidung für Suzuki, Foto: Suzuki
Andrea Iannone testete die neue Verkleidung für Suzuki, Foto: Suzuki

Doch die Aerodynamik der RS-GP soll natürlich nicht nur gut aussehen, sondern auch gut funktionieren. Neo-Aprilia-Pilot Aleix Espargaro hatte bereits bei den Testfahrten in Sepang aus dem Nähkästchen geplaudert und verraten, wie die neue Verkleidung im Windkanal abgeschnitten hatte. "Wir erreichen damit 55 bis 60 Prozent der Wirkung der letztjährigen Winglets", erklärte er damals.

Nach dem ersten Test auf der Strecke klang Espargaro etwas weniger begeistert: "Es war nicht so schlecht. Im Windkanal war es sehr interessant, weil wir Downforce gewinnen konnten ohne wirklich Topspeed zu verlieren. Auf der Strecke habe ich mich aber nicht gerade großartig gefühlt damit. In manchen Bereichen fühlt sich das Motorrad damit etwas schwer an. Im Moment bevorzuge ich deshalb noch die Standard-Variante, aber es war ja nur ein erster Test. Noch dazu ist Phillip Island nicht die aussagekräftigste Strecke, weil sie ganz anders ist als die restlichen Kurse. Wir werden es in Katar sicher noch einmal versuchen."

Ducati, Honda und KTM lauern

Nach der ersten Aerodynamik-Attacke von Suzuki und Aprilia auf Phillip Island und der Premiere dieser neuen Generation von Motorrädern durch Yamaha in Sepang haben nun also nur noch Ducati, Honda und KTM kein derartiges System öffentlich gezeigt. Auch das ist aber wohl nur noch eine Frage der Zeit, vor allem Ducati galt eigentlich als Vorreiter in diesem Bereich. Die Italiener pokern wohl noch. Weniger eilig dürfte es KTM haben. Bei den MotoGP-Neueinsteigern ist man aktuell wohl mit anderen Dingen beschäftigt, außerdem darf man in der ersten Saison die Verkleidung so oft man möchte überarbeiten, während den anderen fünf Werken nur ein Update erlaubt ist.