Die MotoGP erwacht wieder aus dem Winterschlaf. Ganz tatenlos sind die Mannschaften seit dem Valencia-Test natürlich nicht geblieben - beim Sepang-Test vom 30. Januar bis 1. Februar darf man sich auf einige raffinierte Neuerungen freuen. Doch damit nicht genug: Auch das Yamaha-Stallduell zwischen Valentino Rossi und Maverick Vinales, Jorge Lorenzo bei Ducati und die Rookies um Jonas Folger rücken wieder in den Fokus. Die Brennpunkte vor dem Sepang-Test:

Welche Innovationen haben Ducati und Co. parat?

Die Winglets an den Motorrädern sind Geschichte. Immer wieder stellten sich Fans und Insider daher über den Winter die Frage: Wie umgehen die Hersteller das Verbot möglichst geschickt, um den eigenen Nachteil in engen Grenzen zu halten? Einige interessante Lösungen darf man sicherlich bei Ducati erwarten. Schlitzohr Gigi Dall'Igna verpasste der Desmosedici laut Internet-Schnappschüssen einen sehr breiten Kiel, doch damit nicht genug.

Außerdem experimentierten die Roten beim privaten Sepang-Test in der letzten Januar-Woche mit einem auffälligen Kasten am Heck der Ducati, von den Medien "Salad Box" getauft. Die Salad Box ließ den Auspuff vom Zentrum auf die rechte Seite rücken. Was sich hinter dieser technischen Lösung verbirgt, daraus machte Dall'Igna gegenüber den anwesenden Medienvertretern ein großes Geheimnis.

Wie läuft das Yamaha-Teamduell Rossi vs. Vinales?

Es ist wohl das Stallduell, auf das die gesamte MotoGP-Szene 2017 mit Adleraugen blickt: Valentino Rossi vs. Maverick Vinales bei Yamaha. Schon im November beim Valencia-Test hinterließ der Spanier eine eindrucksvolle Duftmarke. An beiden Tagen ließ Vinales nicht nur Rossi, sondern gleich das gesamte Feld hinter sich. Bestätigt er diese Form bei den weiteren Tests und in den ersten Rennen der neuen Saison, so müssen sich Rossi, Marquez und Co. warm anziehen.

Rossi ist auf jeden Fall vorgewarnt und ließ bei der Team-Präsentation in Madrid am 19. Januar wissen: "Er hat schon gezeigt, dass er verdammt schnellt ist. Ich muss verstehen, wie ich schneller als er sein kann. Schon im letzten Jahr hat Maverick viele Punkte geholt und dieses Jahr ist er noch besser. Ich glaube, er kann um den Titel kämpfen." Ob und wie Rossi Vinales im Zaum halten kann, wird sich zeigen.

Wie stark ist Jorge Lorenzo beim ersten offiziellen Test in Rot?

Eines lässt sich jetzt schon sagen: Jorge Lorenzos Jungfernfahrt mit der Ducati verlief erfolgreicher als seinerzeit jene von Valentino Rossi. Beim Valencia-Test erreichte der Mallorquiner die Plätze drei und acht, Rossi hingegen landete bei seinem Einstand auf den Rängen zehn und 15. Einige Fans und Experten rechnen damit, dass Lorenzo 2017 auch ein Wörtchen im WM-Kampf mitredet. Seine Bosse bei Ducati erwarten es sogar!

Lorenzos und Doviziosos neue Arbeitsgeräte (00:21 Min.)

Doch der Mallorquiner selbst spielte bei der Team-Präsentation in Bologna die Erwartungen herunter: "Wenn man mal das Glück hatte, Weltmeister zu sein, dann will man das immer wieder. Natürlich ist das schwer, Jahr für Jahr. Es kommen immer neue Fahrer, es braucht Talent und auch ein bisschen Glück. Man braucht immer konstante Verbesserungen." Lorenzo weist also zunächst den Druck von sich, der auf ihm lastet.

Wie ergeht es den Rookies um Jonas Folger?

2017 fällt auch der Blick auf die Rookies spannend aus. Nachdem es im Vorjahr mit Esteve Rabat nur einen Neuling in der Königsklasse gab, so fährt dieses Mal gleich ein Quartett an MotoGP-Aufsteigern mit. Sowohl Johann Zarco, als auch Alex Rins, Jonas Folger und Sam Lowes demonstrierten in der Moto2 regelmäßig ihr Fahrkönnen. Das Quartett ist erpicht darauf, gleiches auch in der Königklasse unter Beweis zu stellen. Zum ersten Kräftemessen der vier Rookies kam es im November beim Valencia-Test.

Die beste Figur machte dabei Folger, der den zweiten Tag gar in den Top-10 beendete. An beiden Tagen konnte er knapp seinen neuen Teamkollegen Zarco bezwingen. Für Rins und Lowes hingegen lief es nicht so reibungslos. Die deutschen Hoffnungen ruhen 2017 ohnehin auf Folger, nachdem sich Stefan Bradl in Richtung Superbike-WM verabschiedet hat. Daher werden die deutschen Fans Folgers Fortschritte auf der Tech3-Yamaha besonders im Auge behalten.

Wie starten die genesenen Rins, Smith und Baz in die Test-Saison?

Folgers Rookie-Kollege Rins geht hingegen erst einmal gehandicapt nach Malaysia. Zur Erinnerung: In Valencia flog der Spanier in Kurve zwölf ab und verletzte sich dabei am Rücken. So verbrachte Rins die Winterpause größtenteils in der Reha. Der Suzuki-Pilot ist jedoch nicht der einzige Fahrer, der über den Winter eine größere Blessur auskurieren musste. Auch KTM-Fahrer Bradley Smith und Loris Baz ereilte dieses Schicksal.

Für sie bzw. ihre Fitness ist der Sepang-Test ebenfalls der erste Gradmesser im neuen Jahr. Gerade bei KTM überlässt man nichts dem Zufall. Team-Sponsor Red Bull stellte für Bradley Smith ein sechswöchiges Spezial-Reha-Programm zusammen, was der Brite via Facebook wissen ließ. Das Ziel ist ganz klar: Die Regenerationszeit nach der schweren Oberschenkelverletzung soll so gering wie möglich gehalten werden. Die Rückkehrer aus dem MotoGP-Lazarett stehen also unter besonderer Beobachtung.