Das MotoGP-Reglement hat sich vor der Saison 2017 kaum geändert. Man könnte also davon ausgehen, dass die Hersteller Honda, Yamaha, Ducati, Suzuki, Aprilia und KTM ihre Motorräder relativ zeitig fertig entwickelt haben und dementsprechend ausgereift der Öffentlichkeit präsentieren. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Bisher launchten nur Yamaha und Ducati ihre Teams für 2017 und beide zeigten dabei Vorjahresmaschinen, lediglich die Lackierungen waren neu. Doch warum dieses Versteckspiel?

Winglet-Verbot stellt MotoGP auf den Kopf

All das lässt sich wohl auf eine einzige Anpassung im Regelwerk der MotoGP zurückführen: Dem Verbot der Flügel oder Winglets. Diese müssen ja nun nach zwei Jahren aus Sicherheitsgründen von den Motorrädern verschwinden. Und aus diesem Grund ändert sich die gesamte Aerodynamik der Maschinen, revolutionäre Chassis-Designs mit innenliegenden Lösungen für zusätzlichen Anpressdruck stehen im Raum.

Man darf davon ausgehen, dass praktisch jeder der sechs Hersteller an einem derartigen Konzept arbeitet. Ob es dann auch Verwendung finden wird, ist wieder ein anderes Thema. Klar ist aber, dass kein Werk seine ausgeklügelte Aerodynamik zuerst herzeigen und so der Konkurrenz die Möglichkeit zur Kopie geben will. Deshalb die Finte von Yamaha und Ducati mit den alten Maschinen. Suzuki präsentiert sich erst einen Tag vor dem offiziellen Testauftakt in Sepang, Honda am 3. Februar. Aprilia und KTM haben noch keinen offiziellen Termin bekanntgegeben.

Suzuki zeigt die 2017er-GSX-RR erstmals in Sepang, Foto: Milagro
Suzuki zeigt die 2017er-GSX-RR erstmals in Sepang, Foto: Milagro

Sepang-Test als erster Vorgeschmack auf MotoGP 2017

Bei den Sepang-Tests müssen die Hersteller aber ohnehin ihre 2017er-Bikes zeigen, wenn auch sicherlich nicht in ihren finalen Versionen. "Unsere Maschine wird sich im Laufe der Testsaison noch ziemlich stark verändern", verriet etwa Yamahas Kouichi Tsuji. Ganz ähnlich klangen die Worte von Ducati-Technikboss Gigi Dall'Igna, der klarstellte, dass die finale GP17 erst in Katar zu sehen sein wird. Die Entwicklungsphasen der anderen Hersteller werden wohl ähnlich ablaufen.

So wird also auch aus einer Testsaison, die im Vergleich zu den großen Änderungen vor 2016 wenig spektakulär wirkt, eine höchst brisante Angelegenheit. Wer holt wann welches Ass aus dem Ärmel? Wer spielt am längsten mit verdeckten Karten? Wer verpokert sich? Ab 30. Januar gibt es in Sepang erste Antworten, wenn sich die MotoGP erstmals 2017 zum großen Vergleich trifft.

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